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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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eigene Phantasie
    für kreative Problemlösungen einsetzen können

Kindliche Lösungen annehmen
    Vor einigen Wochen erzählte ich einer Bekannten, selbst Mutter von drei Kindern, von meiner Arbeit an diesem Buch. Sie fragte ganz erstaunt: "Ein Buch über Regeln und Grenzen? Gibt es da Bedarf? Bei mir läuft das alles ganz spielerisch!" - Wunderbar! Das ist das beste, was passieren kann. Es läuft von selbst. Wenn Probleme auftauchen, fällt Ihnen oder Ihrem Kind irgendein Weg ein, sie zu lösen. Sie brauchen keinen Verhaltensplan, keinen Vertrag und kein Tagebuch. Sie tun einfach das, was Sie für richtig halten -und siehe da: es klappt! In den vorhergehenden Kapiteln ging es um konkrete Vorschläge und Verhaltenspläne. Dieses letzte Kapitel ist allen gewidmet, die sich nicht mit Verhaltensplänen begnügen, sondern selbst kreativ und offen für die Anforderung des Augenblicks sein wollen. Es werden Geschichten erzählt, die Ihre Phantasie anregen und Mut zu eigenen Lösungen machen sollen.
    Manchmal sind unsere Kinder klüger als wir selbst. Wir können wichtige Erkenntnisse verpassen, wenn wir ihnen nicht richtig zuhören.
    Der vierjährige Marc zum Beispiel hatte genau durchschaut: "Wenn meine Mama etwas zu mir sagt, brauche ich nicht darauf zu hören. Die macht sowieso nichts. Aber bei meiner Kinderfrau ist das anders. Die meint das in echt." Als Marc mir das erzählte, saß seine Mutter daneben und war sehr verblüfft. Aber sie mußte zugeben, daß er Recht hatte.
    Zum selben Thema noch eine eigene Geschichte:
    Meine Tochter war 2 Jahre alt, mein Sohn 4. Ich war mit den Kindern einige Tage allein in einer Ferienwohnung am Meer. Abends war immer eine etwas hektische Zeit. Ich mußte kochen, die Kinder waren müde und quengelig. Eines Abends ging es mal wieder hoch her. Der große Bruder ärgerte und piesackte seine kleine Schwester. Immer wieder gab es Geschrei. Ich hatte mit der unzureichenden Küche der Ferienwohnung und mit der Bratpfanne zu kämpfen und konnte nicht richtig handeln, sondern nur schimpfen - was natürlich keinen Erfolg brachte. Da passierte es: Mein Sohn entriß seiner kleinen Schwester das geliebte Schmusekissen und warf es quer durch den Raum. Es landete - genau in der Spülschüssel, die randvoll mit heißem Wasser war. Die Kleine schrie vor Entsetzen, und ich war außer mir. Ich packte meinen Sohn, brüllte ihn an, machte ihm Vorhaltungen, stellte "WarumFragen", überschüttete ihn mit Vorwürfen, drohte ihm die sinnlosesten Konsequenzen an. Mein Sohn tat etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Er schaute in mein wütendes Gesicht, erhob seine kleine Hand und strich mit seinem Zeigefinger ganz sacht über meine Zornesfalten. Gleichzeitig sagte er ganz ruhig: "Mama.". Schlagartig erschien mir alles in einem ganz anderem Licht. Meine Stirn war glatt - die Wut war weg. Mit meinem unbändigen Ärger über ein unabsichtlich ins Wasser geworfene Kissen kam ich mir lächerlich vor. Mein Sohn hatte mir die Augen geöffnet und die Situation wieder zurechtgerückt.
Den Spieß umdrehen
    Stellen Sie sich vor: Ihr Kind nervt Sie schon lange mit einer bestimmten Angewohnheit. Doch all Ihre Bemühungen, etwas daran zu ändern, schlagen fehl. Im Gegenteil: Sie stecken mitten im Kampf um Aufmerksamkeit, und Ihr Kind scheint am längeren Hebel zu sitzen. Immer wieder lassen Sie sich provozieren.
    Sie können nun systematisch alle Ratschläge aus dem 5. Kapitel anwenden. Aber Sie können auch etwas ganz anderes tun: Schlagen Sie Ihrem Kind genau das vor, womit es Sie ärgern will! Sobald Sie das tun, haben Sie die Kontrolle, und Ihr Kind merkt: Das mit dem Provozieren klappt nicht mehr! Ihr Kind sitzt in der Falle: Entweder es "hört", oder es benimmt sich gut. Auf einmal bestimmen Sie die Spielregeln, und nicht Ihr Kind!
    Einige Beispiele:
    - Ärgern Sie sich täglich über die Eßmanieren Ihres
    Kindes? Haben Sie schon hundertmal ohne Erfolg bessere Manieren "gepredigt"? Zeigt Ihr gutes Vorbild einfach keine Wirkung? Dann drehen Sie doch einmal oder mehrmals in der Woche den Spieß um, und schlagen Sie vor: "Heute mittag machen wir
    Wettschlürfen. Wer am lautesten mit der Suppe schlürft, hat gewonnen."
    - Sind Sie entsetzt, weil Ihr Kind Sie und andere mit den erstaunlichsten Schimpfwörtern traktiert? Sie können zu ihm sagen: "Ich bin wirklich beeindruckt, was du alles für Schimpfwörter kennst. Ich würde gern wissen, ob ich da noch mithalten kann. Laß uns ein Spiel daraus machen. Wir
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