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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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fünfmal, am dritten Tag dreimal in sein Zimmer gebracht werden. Immer öfter reichte es aus, mit ihm Klartext zu reden. Die Mutter war sehr froh, sich ihrem kleinen Sohn gegenüber nicht mehr so hilflos und ausgeliefert zu fühlen. Nach einer Woche sagte sie: "Ich habe ein ganz anderes Kind. Er kann auf einmal richtig schön spielen, alleine und mit mir zusammen."
    An diesem Beispiel werden einige Regeln für diese Auszeit deutlich:
    • Überlegen Sie zuerst, für welches Verhalten Ihres
    Kindes Sie eine Auszeit verhängen wollen.
    • Wenden Sie die Auszeit jedesmal an, wenn Ihr Kind sein unerwünschtes Verhalten an den Tag legt.
    • Lassen Sie Ihr Kind immer nur für sehr kurze Zeit allein
    in dem Auszeit-Zimmer. Gehen Sie alle paar Minuten zu
    ihm und machen ihm ein Friedensangebot.
    • Als Faustregel gilt: Lassen Sie Ihr Kind bei
    geschlossener Tür in Minuten nie länger allein, als es in Jahren alt ist (beim Zweijährigen spätestens alle 2 Minuten hineingehen, beim Vierjährigen alle 4 Minuten usw.).
    • Es ist wichtig, daß Ihr Kind die Auszeit nicht eigenmächtig abbrechen kann. Deshalb wird die Tür des Zimmers zugemacht oder ein Türgitter verwendet.
    Sofort drängt sich die Frage auf: Was passiert, wenn mein Kind die Tür einfach aufmacht und herauskommt? Es würde doch nicht freiwillig in seinem Zimmer bleiben! Die Antwort lautet: Sie müssen dafür sorgen, daß es in seinem Zimmer bleibt. Anders herum ausgedrückt: Sie müssen verhindern, daß es sein Zimmer verläßt. Im Extremfall kann das heißen, daß Sie sich gegen die Tür lehnen oder die Türklinke festhalten. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als die von Ihnen verhängte Auszeit auch durchzusetzen. Aber schließen Sie Ihr Kind niemals ein! Einschließen und Weggehen ist für mich eine feindselige Reaktion. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß dadurch Ihrem Kind psychischer Schaden zugefügt wird.
    Wenn Ihr Kind Ihnen allerdings nach Belieben entwischen kann, ist eine Auszeit keine unangenehme Folge, sondern ein köstlicher Spaß. Stellen Sie sich vor, Sie müßten immer wieder hinter Ihrem Kind herrennen und es einfangen! Hätte Ihr Kind dann irgendeinen Grund, sein Verhalten zu ändern?
    Sicherlich kommen Sie sich hart vor, wenn Sie an der Tür stehen und die Klinke festhalten, während Ihr Kind drinnen tobt und schreit und möglicherweise gegen die Tür tritt. Aber bedenken Sie — schon nach wenigen Minuten öffnen Sie die Tür wieder und machen Ihrem Kind ein Angebot: " Du kannst entscheiden: Willst du wieder friedlich sein - dann kannst du zu mir kommen. Oder möchtest du noch weiter schreien - dann muß ich die Tür noch einmal zumachen." Ihr Kind hat die Wahl. Dadurch hat es einen guten Grund, schnell mit dem Schreien aufzuhören. Und es hat einen guten Grund, sich beim nächsten Mal besser zu benehmen, damit es nicht wieder hinter einer geschlossenen Tür landet.
    Trotz des außerordentlich guten Erfolges bleibt ein ungutes Gefühl, wenn wir unser Kind mit aller Konsequenz von uns trennen und eine Tür zwischen uns schließen. Wir wissen genau, daß uns unser Kind in diesem Moment nicht wohl gesonnen ist. Vielleicht schreit es sogar: "Mama, du bist gemein!" - oder: "Ich hasse dich!" Es gehört Mut und Selbstvertrauen dazu, sich beim eigenen Kind unbeliebt zu machen. Es gehört vor allem unsere Gewißheit dazu: "Mein Kind und ich - wir können diese Auseinandersetzung aushalten. Unsere Beziehung ist so innig und tragfähig - sie kann dadurch nicht kaputt gehen". Wir wollen unser Kind mit einer Auszeit schließlich nicht ärgern oder bestrafen, sondern wir wollen ihm klar machen: "Dein Verhalten kann ich nicht zulassen. Dazu bist du mir zu wichtig. Ich muß dir eine Grenze setzen, damit du dein Verhalten änderst." Wir haben Klartext geredet. Es hat nicht funktioniert. Logische Folgen lassen sich nicht anwenden.
    Schlagen wollen wir unser Kind nicht. All die anderen Elternfehler wollen wir auch vermeiden. Was bleibt uns übrig? Eine Auszeit ist trotz aller Nachteile oft der beste und wirksamste Weg, unserem Kind eine Grenze zu setzen.
    Nicht alle Kinder versuchen auszubrechen. Viele können eine Auszeit bei geschlossener Tür durchaus akzeptieren. Nicht selten findet die Mutter ihr Kind, das kurz vorher noch außer Rand und Band war, nach wenigen Minuten friedlich spielend in seinem Zimmer vor.
    Meine eigene sechsjährige Tochter dreht manchmal den Spieß um und nimmt sich selbst eine Auszeit. Wenn ihr mein KlartextReden
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