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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End
Autoren: Devan Sipher
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trägerloses Abendkleid tragen zu können. Und hier stand sie nun, zehn Jahre später, in ätherische, perlenbesetzte Seide gehüllt.
    Ich schmolz dahin. Nein, sie wollte kein Mittel gegen Krebs entdecken oder eine vom Aussterben bedrohte Eulenart retten. Sie wollte einfach nur hübsch sein. Und eine gesunde Körperhaltung haben. Und das war sie. Und das hatte sie. Sie war stolz auf ihr Aussehen und auf Mylos Blicke. Man sah ihm an, wie glücklich er war, sie an seiner Seite zu haben. Wie überflüssig sein rechter Arm wirkte, wenn er ihn gerade einmal nicht um sie legen konnte. In diesem Moment war ich wirklich davon überzeugt, dass sie ihn auch dann lieben würde, wenn er auf dem Bau arbeitete. Oder nur ein Zeitungskolumnist wäre.
    Als sie die Tanzfläche betraten, setzte die zwölfköpfige Swingband mit einer ausgefallenen Version von Justin Timberlakes ›SexyBack‹ ein. Meine Augen wurden feucht. Und ich holte mein Handy raus, um Jill anzurufen.
    »Bin quasi schon auf dem Weg.« Ich war gespannt, wohin dieser Abend uns beide noch führen würde.
    »Gavin, mir geht’s nicht so gut«, antwortete Jill schwach und kraftlos. Sie klang so viel weiter weg als die eine Meile zu ihr nach Hause. »Ich bin heute Morgen einen Halbmarathon gelaufen und ganz schön kaputt.«
    Ich fragte nicht nach, wieso sie an Silvester einen Halbmarathon lief, das hätte vorwurfsvoll geklungen. Aber mir war schon mehrmals der Gedanke gekommen, dass Jill ziemlich besessen von dieser ganzen Marathonsache war. Ich finde ein gelegentliches Runner’s High ja auch ganz schön, aber müssen es gleich zweiundvierzig Kilometer sein? Mir gefiel jedoch, wie leidenschaftlich und willensstark sie war, und machen wir uns nichts vor, natürlich auch, wie gut sie in Form war.
    »Tut mir leid. Wenn du möchtest, können wir auch einfach zu Hause bleiben.« Ich sah uns schon in ihrer gemütlichen Wohnung im West Village sitzen, nur wir beide und eine Flasche Champagner. Ich war noch nie ein Fan von aufgedrehten Silvesterpartys, wenn ich ehrlich bin. Zu viele Menschen, die sich viel zu große Mühe geben, um jeden Preis fröhlich zu sein.
    »Ich will dir den Abend nicht versauen«, sagte sie. In meinem Kopf schrillten auf einmal Alarmglocken. Ich ignorierte sie geflissentlich.
    »Ich kann uns auch was von dem Italiener mitbringen, den du so magst.«
    »Du bist doch auf einer tollen Party, bleib lieber da.«
    »Ich wäre aber lieber bei dir«, sagte ich und hoffte, es würde charmant klingen und nicht verzweifelt. »Wie wär’s mit Sushi?« Keine Antwort. »Ich könnte in einer halben Stunde da sein.«
    »Das ist vielleicht keine so gute Idee.« Die Alarmglockenwaren jetzt unüberhörbar. »Ich bin nicht allein«, sagte sie, und es klang, als müsse sie sich rechtfertigen.
    Ich schluckte. Cool bleiben, sagte ich mir. Sei stark. Sei selbstbewusst.
    »Heißt das, du willst mich nicht mehr?«, fragte ich.
    NEEEIIIN!!! Wieso habe ich das gesagt? Genau aus diesem Grund bin ich Journalist. Genau aus diesem Grund schreibe ich Sachen immer zuerst auf Papier. Damit ich alles noch einmal überarbeiten kann. Damit nicht der erstbeste bescheuerte Satz, der mir einfällt, an die Öffentlichkeit gelangt.
    Stille. Qualvolle, peinliche Stille. Ich stand da und musste sie aushalten, während das Don Diamond Orchestra eine Discoversion von ›Can’t Buy Me Love‹ spielte.
    »Nimm’s nicht persönlich«, sagte Jill noch. Dann legte sie auf.
    Kichernde Pärchen gingen an mir vorbei zur Tanzfläche. Ein Kellner verteilte farblich abgestimmte Rasseln, Tröten und Partyhüte.
    Barbara rauschte an mir vorbei. »Jonathan Adler hat die Hüte entworfen und auf allen unterschrieben. Das sind Sammlerstücke. Bleiben Sie nun bis zur Ballonaktion? Bitte!«
    »Klar«, antwortete ich, und ein betrunkener Freund des Bräutigams pustete in seine Designertröte, um das neue Jahr zu begrüßen.

Schaff dir bloß keine Eltern an
    W ir machen uns Sorgen wegen deiner Exfrau.« Das war das Erste, was mein Vater am Telefon zu mir sagte, als er mich am nächsten Morgen um acht Uhr anrief.
    »Ich habe keine Exfrau«, erwiderte ich.
    »Eines Tages vielleicht schon«, antwortete er.
    Ich war von meiner Schlafcouch aufgesprungen, weil ich befürchtete, meine Redakteurin wäre am Telefon. Ich war ziemlich erleichtert, dass es nur mein Vater war, der mir ein frohes neues Jahr wünschen wollte. Zumindest ging ich davon aus, dass Saul Greene aus diesem Grund seinen Erstgeborenen anrief. Bei meiner
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