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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen
Autoren: Nicole Peeler
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nach Rockabill schon lange mit Grizzie und Tracy unterhalten. Die beiden waren unglaublich verständnisvoll gewesen. Grizzie meinte, sie könne sich über mein plötzliches Verschwinden kein Urteil erlauben, weil sie selbst immer wieder abhaue. Und Tracy sagte, so sei das Leben eben manchmal. Trotzdem fühlte ich mich schuldig und versprach,
einen Monat lang den Laden morgens allein aufzusperren, damit die beiden ausschlafen konnten.
    Aber sie hatten nur angedeutet, was während meiner Abwesenheit passiert war. Ich glaube, sie wollten mir nicht noch mehr Schuldgefühle machen. Also packte Iris aus.
    Anscheinend hatte Miss Carol sich mit Linda angelegt. Nicht dass da ein Missverständnis aufkommt, Miss Carol war eine durchaus wollüstige Zwergin, aber sie war ausdrücklich für einvernehmliche Wollust. Also hatte sie sich geweigert, Linda ihre üblichen Schund-Vergewaltigungsfantasien zu verkaufen. Stattdessen hatte Miss Carol ihr eine Erstdosis feministische Antibiotika verpasst: Wollstonecraft, Millett und Greer. Als Linda nicht auf die Medikamente ansprach, hatte Miss Carol zu aggressiveren Mitteln gegriffen. Wenn Linda nun mal Gewalt wollte, dann konnte Miss Carol ihr Qualen, abgelöscht mit Philosophie, geben. Also verließ die arme Linda Read It and Weep schließlich mit einem ganzen Berg an Henry Miller, D. H. Lawrence und Marquis de Sade. Zwei Tage später kam sie heulend mit einer Ausgabe von Justine in den Laden gerannt. Doch bevor Miss Carol ihr auch noch Die Philosophie im Boudoir unterjubeln konnte, hatte Amy eingegriffen und Linda mit Danielle Steel und einem kleinen Cupcake nach Hause geschickt, bevor sie Miss Carol streng wegen des Manipulierens von Menschen getadelt hatte.
    Mir kam vor Lachen schon fast der Rob Roy aus der Nase, als Iris’ Handy klingelte. Aber ich erholte mich schnell, als sie »Moment« sagte und mir das Telefon hinhielt.
    »Ryu ist dran. Soll ich ihm sagen, dass er dich in Ruhe lassen soll?«

    Ich atmete tief durch, nahm einen Schluck Wasser und schüttelte dann den Kopf.
    »Nein, ich rede mit ihm.«
    Sie gab mir ihr Handy und verließ dann unsere Tischnische, um mit Marcus an der Bar zu plaudern.
    »Jane?«
    »Ja. Ich bin dran.«
    »Bist du gut nach Hause gekommen?«
    »Ja, bin okay.«
    Peinliches Schweigen folgte.
    »Ich habe versucht, auf deinem Handy…«
    »Ich habe es auf lautlos gestellt«, unterbrach ich ihn.
    Grillen zirpten.
    »Warum bist du einfach so weg?«
    Ich zuckte mit den Schultern und dachte erst dann daran, dass er mich gar nicht sehen konnte. »Weiß nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass du mir andere Optionen gelassen hast.«
    »Also bist du einfach gegangen.«
    »Du hast nicht zugehört. Du hast bloß Reden geschwungen, aber du bist ja nicht George Bush.«
    »Was?«
    »Ich bin weder für noch gegen dich, Ryu. Ich mag dich wirklich, aber ich kann nicht einfach so mein Leben hier aufgeben. Es war unfair von dir, das von mir zu verlangen, und ganz besonders unfair, es in diesem Moment zu tun.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Ich wollte gerade noch zickiger werden und die Auflegen-Taste drücken, als er schießlich doch etwas sagte.
    »Du hast Recht. Es tut mir leid. Ich war ein Idiot.«

    »Richtig.«
    »Es tut mir leid. Wirklich. Ich hatte einfach solche Angst, als wir dich verloren… Ich hatte die Vorstellung, dass ich dich verlieren könnte, bis dahin gar nicht so ernst genommen. Aber ich kann nicht zulassen, dich zu verlieren, Jane. Unmöglich.« Ryus gebrochene Stimme gab mir den Rest.
    »Oh, Ryu…«, seufzte ich, und Tränen traten mir in die Augen.
    »Ist dann wieder alles okay zwischen uns?«
    Ich dachte darüber nach und wischte mir mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Dann blickte ich auf der Suche nach moralischer Unterstützung meinen Rob Roy an. Als nichts von ihm kam, trank ich ihn aus.
    »Jane?«
    »Ich weiß es nicht, Ryu.« Ich hasste es, ihm das sagen zu müssen, aber es führte kein Weg daran vorbei. »Weil du auch Recht hattest. Wir können nicht einfach so weitermachen, glaube ich. Besonders jetzt. Vielleicht brauchen wir eine Pause. Es passiert gerade so viel mit mir, und ich denke, ich muss … stärker werden, um mit dir zusammenzusein. «
    »Baby, ich würde dir nie wehtun.«
    Ich schnaubte. »Ryu, ich meinte doch nicht stärker für dich. Ich meinte, stärker, damit ich überall mit dir hingehen kann. Ich wäre letzte Woche beinahe Matsch geworden. Mit mir wurde der Boden gewischt. Und ich will nie wieder
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