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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen
Autoren: Nicole Peeler
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denen man als Erwachsener eben leben muss.«
    Ich war bestürzt, den Namen Jason zu hören.
    »Ryu«, sagte ich schließlich. »Hier geht es nicht um Jason …«
    »Dann geht es um Anyan, oder?«
    »Was zum Teufel soll Anyan damit zu tun haben?«
    »Jetzt stell dich nicht blöd.«
    Ich sah Ryu blinzelnd an, statt bestürzt war ich nun schockiert. Plötzlich war er stinksauer, und ich verstand
nicht warum. War er etwa eifersüchtig auf den Barghest? Den ich in den Monaten vor Boston vielleicht ein paarmal gesehen hatte? Und der einzige Grund, warum ich ihn hier gesehen hatte, lag in Ryus irritierender Unfähigkeit, Beruf und Vergnügen auseinanderzuhalten.
    Ich erinnerte mich, dass Anyan vor Monaten etwas in der Richtung zu Ryu gesagt hatte, und wurde rot. War ich nur ein weiteres Beispiel für Ryus Problem, die Dinge zu trennen?
    »Ryu, ich habe keine Ahnung, wie du auf all das kommst. Ich vergleiche dich nicht mit Jason und ganz bestimmt nicht mit Anyan. Aber du verlangst wirklich ein bisschen viel von mir. Ich kann eine so große Entscheidung nicht so schnell treffen.«
    Ich sah zu, wie Ryu sich mit der Hand durch sein dichtes kastanienbraunes Haar fuhr. Ich wollte ihn berühren, um all das auszulöschen, was soeben zwischen uns gesagt worden war, wollte die Zeit zurückdrehen bis zu dem Moment vor ein paar Stunden, als wir noch eng aneinandergeschmiegt im Bett lagen.
    »Ich frage doch nur, ob du mich liebst, Jane. Das sollte doch wirklich nicht so schwer zu beantworten sein.«
    Verdammte Scheiße , dachte ich. Plötzlich hatte ich die ganze Diplomatie satt.
    »Tja, es ist aber schwer zu beantworten. Wir sehen uns schließlich nicht so oft, und wenn, dann wird alles abgefedert von der Tatsache, dass wir im Urlaub sind, in irgendeinem netten kleinen Hotel, fernab der harten Realität. Ich weiß nicht, ob ich dich kenne, Ryu. Und um ehrlich zu sein, bezweifle ich, dass du mich besser kennst.«

    Er sah mich betroffen an, und ich seufzte. »Hör zu, ich sage ja nicht, dass ich dich nicht besser kennenlernen will. Oder dass ich nicht glaube, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben. Ich weiß es nur nicht. Und ich will es nicht herausfinden, indem ich alles, was mir wichtig ist, aufgebe, für den unwahrscheinlichen Fall, dass es mit uns klappt. Wie würdest du entscheiden, wenn ich dich fragen würde, ob du nach Rockabill ziehst?«
    Er sah mich herablassend an. »Jane, bitte…«
    Ich nickte spitz mit dem Kopf. »Genau. Warum sollte etwas, das für dich ein Ausschlusskriterium ist, für mich ein akzeptabler Kompromiss sein, bitte?«
    »Aber so kann es doch nicht weitergehen, Jane.«
    »Warum denn nicht? Beziehungen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Wir haben unserer erst vier Monate gegeben.«
    »Tja, dann kann ich eben nicht so weitermachen«, erwiderte er störrisch und starrte hinab auf seine Hände.
    Oh Scheiße , dachte ich, als mir klarwurde, dass es in diesem Streit für ihn längst um eine Frage des Stolzes ging.
    Als er mich diesmal ansah, erstarrte mein Herz. Ich kannte seinen Blick, denn ich hatte ihn schon einmal gesehen. Ryu war ein Spieler, einer der hoch pokert, und ich wusste, wenn er alles auf eine Karte setzte.
    »Jane«, fing er an, aber ich unterbrach ihn.
    »Ryu«, sagte ich bittend. »Mach das nicht. Stell mich nicht vor die Wahl.«
    Aber Ryu hatte mir gar nicht zugehört. Er dachte, ich sei ihm schon sicher. Er war so sehr davon überzeugt, dass er mich kannte, so überzeugt, dass er all die Trümpfe in der Hand hielt.

    »Liebling, ich weiß, dass du es willst. Du hast bloß Angst, und es ist ein großer Schritt. Aber es ist richtig, und das weißt du.«
    »Ryu…«
    »Nein, Jane. Ich kann so nicht leben. Du kannst so nicht leben. Entweder wir sind zusammen oder eben nicht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Bitte tu das nicht.«
    »Nein, so ist es. Entweder du liebst mich oder eben nicht. So einfach ist das. «
    »Du setzt mir ein Ultimatum? Sind wir jetzt schon so weit?«
    »Ja«, sagte Ryu, aber ich wusste, dass er bluffte. Er glaubte nicht, dass es wirklich ein Ultimatum war. Er dachte, dass er mir damit nur eine Hilfestellung gab, um mir die Entscheidung leichter zu machen. Wenn er mich dazu »zwang«, nach Boston zu ziehen, dann müsste ich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich meinen Vater oder Nell und die anderen in Rockabill zurückließ.
    Er war sich so sicher, mich zu kennen. So sicher, dass er meine Wünsche und Ziele kannte und wusste, was mich glücklich und stolz machte.
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