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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen
Autoren: Nicole Peeler
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dann würden die meisten Leute hier wohl glauben, in Boston fände gerade eine Sexmesse statt und ich arbeite für eine der großen Produktionsfirmen.
    »Vorräte, Vitamine, das Übliche eben«, sagte ich piepsig. Ich wusste, die Elbe war an meine »Schmuddelschublade« gegangen, wo ich all die Geschenke von Grizzie aufbewahrte. Grizzie fand zu jedem Anlass das richtige unartige Geschenk,
und da ich sie nun schon eine ganze Weile kannte, enthielt die geheime Lade inzwischen ein stattliches Sammelsurium an fetisch-tastischem Schweinkram. Die vorgesehene Nutzart einiger der irgendwie phallisch wirkenden Gegenstände konnte ich nicht mal erahnen, also blieben sie ungeöffnet und sicher verstaut in der Schublade. Aber als ich gestern Abend aus dem Badezimmer, wo ich meinen alten Kulturbeutel ausgegraben hatte, in mein Zimmer zurückgekommen war, stand meine Schmuddelschublade offen, und Iris tätschelte mit wie Fernlicht leuchtenden Augen meinen Riesenkoffer.
    »Mmm-hmm«, sagte Ryu genüsslich und musterte mich mit hochgezogenen Brauen. Der Kerl hatte eine Form der Kommunikation entwickelt, die der von Frauen im 19. Jahrhundert mit ihren Fächern sehr ähnlich war; er konnte sich allein mit seinen Augenbrauen eloquent und ausgiebig unterhalten. Gerade eben sagte der Mund des galanten Vampirs: »Sehr erfreut, dass Sie hier sind, Miss True.« Seine Brauen sagten jedoch: »Ich werd’s dir besorgen, Kleine.« Mir gefiel sowohl, was sein Mund, als auch was seine Brauen sagten, also stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste beide nacheinander. Ryu beugte sich entgegenkommend zu mir herunter.
    »Ich bin auch froh, hier zu sein«, bemerkte ich und versuchte ihm mit meinen eigenen Augenbrauen zu sagen: »Und ich werd’s dir erst besorgen, Süßer!« Aber ich fürchte, es sah eher so aus, als hätte ich Verstopfung.
    »Allerdings werden wir diesen Koffer wohl hierlassen müssen. Ich habe keine Ahnung, wie wir ihn in mein Auto bekommen sollen…« Ryu war zu Recht beunruhigt. Der
Koffer war wirklich ungeheuer groß, und er fuhr einen Porsche Boxter.
    Zumindest früher.
    Denn entweder hatte er vor, den klitzekleinen, schwarzen BMW zu stehlen, auf den wir auf dem Flughafenparkplatz zusteuerten, oder er hatte sich ein neues Auto gekauft. Diesmal sprachen meine Augenbrauen wirklich Bände.
    Ryu grinste. »Der alte ist mir zu langweilig geworden«, sagte er schelmisch.
    »Was ist denn das für ein Ding?«, fragte ich. Das kleine Auto war toll. Aber es roch verdächtig nach Überkompensierung, Midlife-Crisis oder nach Schlampenschleuder. Ryu hatte nichts zu kompensieren, und er war eher ein Macker als eine Schlampe. Also blieb nur Midlife-Crisis. In ein paar Jahrzehnten würde er dreihundert Jahre alt sein, also war es für ihn womöglich an der Zeit für eine kleine Nervenkrise.
    »Ein Z4 M Roadster«, antwortete er und fuhr mit der Hand genüsslich über die Motorhaube.
    »Was ist mit dem Porsche passiert?«
    Ryu lächelte mich unschuldig an. Dieses Lächeln kannte ich nur zu gut. Das setzte er immer auf, bevor er etwas unaussprechlich Versautes machte. »Ich hatte einen Unfall«, war alles, was er dazu sagte, bevor er den Kofferraum öffnete und versuchte, meinen Koffer darin zu verstauen.
    »Will ich das genauer wissen?«, erkundigte ich mich misstrauisch, nachdem er mein Gepäck letztendlich doch untergebracht hatte.
    »Nein«, erwiderte er und kam um das Auto herum, um mir die Tür aufzuhalten. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz
schieben und vergewisserte mich dann zweimal, ob ich auch sicher angeschnallt war. Ich zog jäh am Gurt, um zu überprüfen, dass er auch funktionierte.
    »Bei dem Unfall, nach dem ich dich nicht näher fragen soll, hast du doch bestimmt eine wichtige Lektion in puncto sichere Fahrweise gelernt, oder?«, wollte ich von meinem Vampir wissen, nachdem er auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte. Ryu warf mir sein engelhaftestes Lächeln zu, das er immer dann einsetzte, wenn ich wirklich in Schwierigkeiten war.
    »Und du willst dieses schöne, neue Auto doch auch nicht gleich wieder zu Schrott fahren, oder?«, schob ich hinterher und betete insgeheim, dass er dieses schöne, neue Auto wirklich nicht gleich wieder zu Schrott fahren wollte. Der Vampir ignorierte meine Frage einfach.
    »Ryu, das sind doch echt tolle neue Autositze. Du willst doch nicht, dass ich mir darauf in die Hosen mache, oder? Ryu? Ryu?«
    Nachdem er sich angeschnallt und den Rückspiegel in Position gebracht hatte, geruhte er
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