Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
endlich, mir Beachtung zu schenken.
    »Liebling, warum machst du dir so einen Kopf? Du weißt doch, dass ich ein sicherer Fahrer bin.«
    »Nein«, erwiderte ich, »du bist kein sicherer Fahrer, du rast wie ein verdammter Irrer.«
    »Jane, keine Sorge«, antwortete Ryu lachend, als er den Motor anließ. Er knurrte wie ein tollwütiger Dingo. »Wir sind hier in Boston.«
    Ich dachte darüber nach. Wenn er Heimvorteil hatte, musste er bestimmt nicht so aggressiv fahren, oder? Und
Boston war berüchtigt für sein hohes Verkehrsaufkommen und die winzigen Straßen. Boston hat niemals gebrannt! , rief ich mir in Erinnerung. Wie irre konnte man schon in einem wahren Labyrinth fahren?
    Er schoss so schnell aus dem Parkplatz, dass mein Magen überrascht gurgelnd zurückblieb.
    Angriffslustig drängelte er sich vor einen dieser Wichsmaschinen-SUVs, die uns leicht hätte plattwalzen können. Er bremste gerade lang genug, um der gelangweilten Parkwächterin in ihrer Kabine Geld zuzuwerfen. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er das kleine Auto so rasant in die Ausfahrt jagte, dass wir beinahe die sich gemächlich öffnende Schranke gerammt hätten.
    »Wie war das? ›Wir sind hier in Boston, Jane‹?«, fragte ich meinen Lover im Geschwindigkeitsrausch mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Das ist Boston, Jane«, rief Ryu, als er zu einem komplizierten Manöver ansetzte, das sieben Spurwechsel, zwei Milchlaster und einen alten VW-Bus, der über und über mit »Unterstütz deine Truppen«-Stickern und einigen Kraftausdrücken beklebt war, miteinschloss.
    Das Herz klopfte mir bis zum Hals, und mein Magen hing irgendwo zwischen meinen Fußgelenken.
    »… und alle in Boston fahren wie verdammte Irre«, fügte er noch hinzu, als er abrupt abbremste, um im letzten Moment zu verhindern, dass wir mit dem Auto kollidierten, das uns gerade bei Tempo 145 geschnitten hatte.
    Es war ein schwarz-weißes Polizeiauto ohne Licht.
    Ich war nie ein besonders spiritueller Mensch gewesen, aber in diesem Moment lernte ich zu beten.

KAPITEL 3

    E rst als Ryu mir sagte, wir seien zu Hause angekommen, öffnete ich wieder die Augen. Ich hatte sie zugekniffen, als wir den Storrow Drive erreichten und Ryu einfach die lachhafte Geschwindigkeit übersprungen hatte und direkt in wahnsinniges Karacho übergegangen war.
    »Jane, Schatz, alles okay?« Der kleine Mistkerl grinste mich unschuldig an.
    »Ihr dürft auch rauchen«, murmelte ich, als mir Ryu aus dem Wagen half.
    »Hä?«
    Ich schüttelte den Kopf. » Spaceballs . Vergiss es.«
    »Ah. Wie auch immer, willkommen zu Hause.«
    Wir befanden uns im Bostoner Viertel Bay Village und blickten auf ein bezauberndes Backsteinhaus mit einer marineblauen Eingangstür und ebensolchen Fensterläden. Es sah aus wie eine Miniaturversion eines der prächtigen Stadthäuser, die wir in Beacon Hill gesehen hatten.
    »Ryu«, seufzte ich. »Es ist wunderschön.« Und das war es auch. Die ganze Straße war wunderschön. Kleine, von
Bäumen gesäumte Gehwege schlängelten sich an weiteren Häuschen vorbei, deren Türen und Fensterläden alle in unterschiedlichen Farben gestrichen waren. Einige hatten Kästen an den Fenstern, in denen im Frühjahr sicher Blumen blühten. Alles war klein und perfekt und gepflegt; Bay Village stellte eine kleine Oase der Ordnung mitten im Zentrum von Boston gleich neben dem herrlichen Chaos von Chinatown dar.
    »Ich mag das hier«, stimmte er mir zu und sah zufrieden aus. Und irgendwie raubtierhaft , dachte ich, als er mich bei der Hand nahm und weiterzog. »Deinen Koffer hole ich später, außer du brauchst ihn gleich…« Ich schüttelte den Kopf. Schließlich konnten wir nicht zum unartigen Teil übergehen, solange wir noch nicht durch die hübsche Tür getreten waren, und ich war genauso erpicht darauf, ins Haus zu kommen, wie Ryu.
    Als wir über die Schwelle traten, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich endlich in Ryus Boston war. Ich konnte nicht glauben, dass ich, nachdem ich ihn nun schon monatelang auf so intime Weise kannte, keine Ahnung hatte, wie er lebte.
    Warmes Sonnenlicht durchflutete das Stadthaus: Die Wand gegenüber des Eingangs bestand komplett aus deckenhohen Fenstern, nur unterbrochen von gläsernen Flügeltüren, die zu einem Garten führten, den sich die benachbarten Häuser teilten. Die Wände von Ryus Zuhause waren in einem weichen Weiß gestrichen, aber ich konnte auch einige Wände sehen, die Akzente in dunkleren Farbtönen wie Graubraun oder Maulwurfsgrau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher