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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst
Autoren: Craig Russell
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der Technik abhängig ist, um seine Existenz aufrechtzuerhalten. Dazu kommt, dass er einen tragischen Unfall in den Tiefen des Ozeans heldenhaft überlebt hat …«
    »Glauben Sie mir, Herr Fabel«, unterbrach ihn Wiegand, »Dominik Korn besitzt einen Intellekt und eine Willenskraft, die jemand wie Sie nie begreifen wird.«
    »Ach ja?« Fabel legte den Memorystick nieder. Er erhob sich halb, stemmte die Hände flach auf die Tischplatte und beugte sich vor, bis sein Gesicht das Wiegands fast berührte. »Ich kenne Ihr Geheimnis, Herr Wiegand. Ich kenne den wahren Grund, warum all die Menschen sterben mussten.«
    »Und zwar?«, fragte Harmsen mit ruhiger Stimme. Wiegand sagte nichts.
    »Wissen Sie, Frau Harmsen, was Meliha Yazar entdeckt hat? Dass Dominik Korn schließlich doch ihr ›Atatürk für die Umwelt‹ war; dass er sich nicht zu den abstrusen Ideen über die ›Konsolidierung‹ hat bekehren lassen und dass Ihr Herr Wiegand hier sein Testament und seine Anweisungen für die Zukunft sowohl des Korn-Pharos-Konzerns als auch des Pharos-Projekts missachtet hat.«
    »Und was bedeutet das? Behaupten Sie etwa, dass mein Mandant Dominik Korn gegen seinen Willen festhält und ihn zwingt, sich seinen Wünschen zu fügen?«
    »O nein. Das ist nämlich das große Geheimnis, die große Lüge im Kern des Pharos-Projekts. Sie werden keinen Invaliden im Rollstuhl finden, der sich dort draußen auf seiner Luxusjacht aufhält. Die Gipfelkonferenzen am Krankenbett mit den Führungsangestellten von Korn-Pharos finden nicht statt. Eine solche Quelle der Pharos-Philosophie ist nicht vorhanden.« Fabel fixierte Wiegand mit seinem Blick. »Es gibt keinen Dominik Korn.«
    »Reden Sie keinen Unfug, Herr Fabel«, entgegnete Wiegand ohne Zorn.
    »Dominik Korn ist tot, und das wahrscheinlich schon seit annähernd fünfzehn Jahren. Vermutlich hat er den Unfall nicht lange überlebt. Und er starb, bevor Herr Wiegand Gelegenheit hatte, sämtliche hinterlassenen Dokumente zu ändern. Korn war sich nämlich über Wiegands Größenwahn und Habgier im Klaren, und er argwöhnte, dass sein Stellvertreter Gelder vom Pharos-Projekt für sich abgeschöpft hatte. Nach dem Unfall gelangte er zu der Überzeugung, dass Wiegand die Pharos One beschädigt hatte, um sich die alleinige Kontrolle über den Konzern zu verschaffen. In den Monaten nach dem Unfall sorgte Korn, solange er noch lebte, dafür, dass Herr Wiegand von allen Entscheidungen ausgeschlossen wurde. Natürlich hätte Herr Wiegand vor Gericht ziehen können, aber letzten Endes drehte sich im Korn-Pharos-Konzern alles um einen einzigen Mann: Dominik Korn. Deshalb wurde Korn, als er seinen Verletzungen schließlich erlag, als virtuelle Person neu erschaffen. Ein gefälschter Führer einer Sekte mit einer Pseudophilosophie. Als er scheinbar immer eigenbrötlerischer wurde und seine von Ihnen herausgegebenen Erklärungen immer abstruser wirkten, wirkte es angemessen, dass er sich in eine ferne Gestalt verwandelte, in einen Einsiedler, der nur noch mit seinem engsten Kreis zusammenkam. Und – wer hätte das gedacht – er übertrug Wiegand fast die gesamte Handlungsvollmacht.«
    Wiegand lachte. »Wissen Sie was, Herr Fabel? Es wird Ihnen verdammt schwerfallen, irgendetwas davon vor Gericht zu beweisen. Was das Ding auch enthält …«, er zeigte spöttisch auf den Datenstick, »… Sie haben keine Originalpapiere oder -aussagen. Und zu den anderen Morden: Ich bin betrübt, feststellen zu müssen, dass sich Herr Bädorf, ein geschätzter Angestellter von mir, offenbar als Psychopath entpuppt und das Konsolidierungs- und Vollstreckungsbüro für seine eigenen Zwecke benutzt hat. Sie werden nie beweisen können, dass ich das Geringste mit alledem zu tun hatte. Und Dominiks Unfall? Die Sache liegt weit außerhalb Ihrer Zuständigkeit. Genau wie Dominik selbst übrigens.« Wiegand erhob sich. Seine Haltung und sein Blick waren herausfordernd. »Sie werden niemals belegen können, dass Dominik nicht existiert.«
    »Richtig«, bestätigte Fabel. »Deshalb dürfen Sie auch gehen. Aber unten warten zwei Personen auf Sie, die von der US-Botschaft in Berlin angereist sind. Offenbar sind es ein Vertreter des Außenministeriums und eine junge Dame vom Federal Bureau of Investigation. Schließlich ist – oder war – Dominik Korn US-Bürger. Sie brennen darauf, sich mit Ihnen über Mister Korns Verbleib zu unterhalten. Anscheinend haben sie einen Haftbefehl mitgebracht.«
    Wiegand starrte Fabel
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