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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst
Autoren: Craig Russell
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besteht darin, dass viele Daten in den letzten Stunden aktualisiert worden sind. Neue Dateien. Und bei manchen hat man den Zeitpunkt des Updates verfälscht. Es ist ähnlich wie die Sache mit Ihrem Handy.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Werner.
    »Wir suchen noch nach einer Erklärung.« Kroegers hohe Stirn legte sich in Falten. »Aber vielleicht ist die Sache viel einfacher. Vielleicht hat das Pharos-Projekt seine Datenträger beseitigt. Mehrere der von uns untersuchten Computer sind wahrscheinlich von anderswo herbeigeschafft worden, oder man hat die Festplatten ausgetauscht. Die ursprünglichen Festplatten liegen auf dem Boden der Elbe oder sind geschreddert worden. Das würde erklären, warum so viele neue Dateien auf einigen der zentralen Rechner zu finden sind, besonders im Konsolidierungs- und Vollstreckungsbüro. Der dortige Server scheint nagelneu zu sein. Vermutlich hat man Computer von anderen Standorten herkommen lassen, harmlose Daten draufgeladen und dann einige Pharos-Details hinzugefügt, um den Eindruck zu erwecken, dass sie schon seit Monaten dort stehen.«
    »Was hat das mit meinem Handy zu tun?«
    »Wahrscheinlich sind sie dabei genauso vorgegangen. Das Telefon, das wir untersucht haben, ist gar nicht Ihres, sondern ein Ersatz. Ein Klon. Und Ihr Netzwerk ist nicht Ihr Netwerk. Die Leute haben alles fingiert, und Sie waren mit ihrem Netz verbunden, so dass sie Sie unablässig überwachen konnten.«
    Fabel überlegte sich Kroegers Worte. »Soll das heißen, dass Sie nichts in deren System aufspüren werden? Wiegand kommt ungeschoren davon, wenn Sie nichts finden, Herr Kroeger. Ist Ihnen das klar?«
    »Ich kann nur finden, was vorhanden ist«, erwiderte Kroeger. »Außerdem glaube ich, dass wir zur falschen Zeit am falschen Ort suchen. Hätten wir nur Zugang zu dem Netz bekommen können, bevor sie die Festplatten ausgetauscht hatten … Wenn Sie recht haben und Meliha Yazar tatsächlich etwas über das Pharos-Projekt herausgefunden hat, dann müssen Sie es selbst finden, wenn es noch existiert.«
    Nach einem hastigen Klopfen trat Anna ein.
    »Entschuldige die Störung, Chef, aber ich habe etwas, das dich bestimmt interessieren wird.«
    »Was denn?«
    »Einen augenscheinlichen Selbstmord in Wilhelmsburg.«
    »Und was macht ihn interessant?«
    »Zwei Dinge. Erstens scheint der Selbstmörder einen Exit-Bag benutzt zu haben, genau wie der Mann im Rollstuhl, Johann Reisch. Zweitens besteht der Nachbar des Toten darauf, mit dir zu sprechen. Er hat deinen Namen genannt …«
     
    »Das ist nicht die gleiche Situation«, sagte Fabel, sobald er die Wohnung betrat. »Wir müssen ein Spurensicherungsteam kommen lassen.«
    Er ging hinüber zu der massigen Leiche, deren Oberkörper schlaff auf dem Computertisch lag. Aus der Entfernung hatte Fabel die Gestalt kaum als menschlich identifizieren können; sie war ihm nur als große, formlose dunkle Masse erschienen. Im Unterschied zu Reischs Exit-Bag, der mit Helium gefüllt gewesen war, lag dieser Plastikbeutel eng an dem Gesicht dieses Mannes, als wäre er angesaugt worden.
    »Du glaubst nicht, dass dies ebenfalls Selbstmord war?«, fragte Anna, die Fabel begleitet hatte.
    »Er hat einen Plastikbeutel über dem Kopf, aber der Heliumkanister – oder ein Behälter mit einem anderen Edelgas – fehlt. Dieser Mann hat im Sterben verzweifelt nach Atem gerungen. Es hätte kolossale Willenskraft gekostet, mit ungefesselten Händen dazusitzen und sich die Plastiktüte nicht abzureißen.«
    »Er scheint mir nicht besonders willensstark gewesen zu sein«, meinte Anna ernst. »Schon gar nicht, wenn er Gebäck vor sich hatte. Jedenfalls ist er nicht an Magersucht gestorben …«
    »Du hast ein Herz aus Gold, Kommissarin Wolff.«
    »Wenn jemand hier ein Problem mit seinem Herzen hat, dann nicht ich. Wie viel könnte dieser Knabe gewogen haben?«
    »Wer weiß. An die zweihundert Kilo.« Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Was ist los?«, fragte Anna.
    »Siehst du diese riesige Computeranlage? Sie muss Tausende von Euros wert sein.«
    »Ich vermute, dass er selten aus dem Haus ging«, sagte Anna.
    »Nein, das genügt nicht als Erklärung. Diese ganze Ausstattung wirkt professionell. Irgendwie habe ich das dunkle Gefühl, dass auch dieser Fall etwas mit dem Pharos-Projekt zu tun hat.«
    »Vielleicht ist es ein Zufall. Übrigens, glaubst du wirklich, dass Daniel Föttinger der Network-Killer war?«
    »Davon bin ich überzeugt. Kroeger und seine Experten haben Föttingers
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