Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
nach. 
    Mühsam zügelte Fabel seine Erregung und blickte zu Paul hinüber. Der hatte die Kiefer zusammengebissen, und seine Gesichtsmuskeln verhärteten sich wie Kabel unter seiner Haut. Eine Ader pulsierte an seinem Hals, und in seinen Augen brannte ein dunkles Feuer. Fabel nickte ihm kurz zu, hob das Funkgerät und flüsterte ein einziges Wort: »Los!«
    Paul stieß die Tür mit der Fußsohle weit auf, und Fabel stürzte als Erster hinein. Er nahm drei Gestalten wahr, die um einen behelfsmäßigen Altar aus einem alten Eichentisch standen. Darauf lag Anna, in einen Bademantel gehüllt. Sie war ungefesselt, abgesehen von den Banden, mit denen die Drogen ihren Willen gelähmt hatten. MacSwain war über sie gebeugt, und seine Hände griffen gerade nach ihrem Körper. Er sah Fabel und Paul ausdruckslos an und riss den Kopf herum, als Werner und Sülberg durch die andere Tür hereinstürmten. Fabel und Paul machten ein paar Schritte zur Seite, damit ihre Kollegen nicht in der Schusslinie standen. Fabel musterte die beiden anderen Gestalten. Einer der Männer schien eine brutale Energie in seinem recht schlanken Körper zu konzentrieren. Fabel erkannte ihn von den Observationsfotos als Solowej, einen von Witrenkos Stellvertretern. Der andere Mann, in einen langen schwarzen Mantel gehüllt, war größer. Sogar aus der Entfernung brannten seine Augen hellgrün im trüben Licht.
    Witrenko.
    Etwas funkelte in Witrenkos rechter Hand: ein zweischneidiges Messer mit ausladender Klinge. Sie hatte die Breite eines Schwertes, war jedoch kurz und besaß eine scharfe Spitze. Die Mordwaffe.
    Fabel hörte seine eigene Stimme laut und nervös rufen: »Polizei! Hände hoch und keine Bewegung!« Die drei Männer rührten sich nicht: MacSwain vor Schreck und Unentschlossenheit, und die beiden anderen, wie Fabel annahm, weil sie einen Plan hatten.
    Paul Lindemann teilte seine Gedanken offensichtlich. »Wenn ihr was abziehen wollt, blase ich euch die Drecksköpfe weg. Das meine ich verdammt ernst.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Wassyl Witrenko und richtete seine grünen Augen auf Paul.
    Es geschah so schnell, dass Fabel es kaum registrierte. Solowej sackte zu Boden, als hätte sich eine Falltür unter ihm geöffnet, und seine Hand glitt unter seine schwarze Lederjacke. Fabel hörte den lauten Knall einer Pistole und dann, neben sich, eine Art Klatschen. Ohne den Kopf zu drehen, wusste er, dass Paul tot war. Witrenko wich zur Seite, schien auf den Fußballen zu federn und rannte auf das Fenster zu. Fabel feuerte auf die Stelle, wo Solowej sich hatte zu Boden fallen lassen. Die Luft erfüllte sich mit dem Geruch von Kordit und dem betäubenden Missklang von Schüssen, als auch Werner und Sülberg das Feuer eröffneten. MacSwain warf sich in eine Ecke und rollte sich zusammen.
    Fabel wandte sich zu Paul um. Er lag da und starrte die Decke mit leerem Blick an. Der Tod hatte die Wut aus seinem Gesicht gewischt. Seine breite, blasse Stirn war genau in der Mitte von Solowejs Kugel durchbohrt worden.
    Werner und Sülberg eilten heran. Sülberg versetzte Solowej, der mit dem Gesicht nach unten auf dem erdigen Boden lag, einen Tritt. Er schob den Fuß unter die Schulter des Ukrainers und hievte zweimal, bevor er den Mann umdrehte. Solowej war offensichtlich tot. Werner war zum Tisch gestürzt, auf dem Anna lag. Seine Hände fuhren rasch und energisch über ihren Körper, seine Augen suchten hastig nach einer Spur von Blut. Er blickte zu Fabel auf und dann kurz zu Paul hinunter. »Sie hat nichts abbekommen, Jan.«    
    Fabel griff nach dem Funkgerät in der Innentasche seiner Jacke. Die Antenne blieb an dem Stoff hängen, und er zerrte in ohnmächtiger Wut an dem Gerät, sodass das Futter aufgerissen wurde. Dann endlich drückte er auf den Sendeknopf. »Maria, Witrenko versucht abzuhauen. Er ist aus dem westlichen Fenster gesprungen und kommt auf dich zu.«
    »Ich sehe ihn! Ich sehe ihn!« Das statische Rauschen des Funkgeräts hob den schrillen Ton ihrer Stimme hervor.
    »Maria, sei vorsichtig. Ich bin unterwegs. Alle Einheiten, helfen Sie Oberkommissarin Klee.« Er ließ den Sendeknopf los und schritt zügig zu MacSwain hinüber, der immer noch in der Ecke kauerte. Fabels Bewegungen waren von tödlicher Entschlossenheit. Er streckte den Arm straff aus und stieß die Mündung seiner Walther in das Fleisch von MacSwains Wange. MacSwain wimmerte, kniff die Augen fest zusammen und wartete darauf, dass Fabels Schuss sein Gesicht und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher