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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler
Autoren: Craig Russell
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und Gefahr lief, ermordet zu werden. Wie Fabel vorhergesagt hatte, legte Eitels Anwalt nun sehr großen Wert darauf, dass sein Mandant so bald wie möglich eine Aussage machte.
    Fabel und die anderen rannten geduckt auf den Hubschrauber zu. Die Rotorblätter durchschnitten bereits die mit Treibstoffgeruch und dem Brüllen der Motoren gesättigte Luft. Sobald sie angeschnallt waren, reichte der Copilot Fabel eine Eibkarte großen Maßstabs und einen Kopfhörer mit Mikrofon. Nun konnte Fabel sich mit der Besatzung verständigen.
    »Sie wissen, wohin er unterwegs ist?« Der Pilot nickte kurz mit dem behelmten Kopf. »Dann lassen Sie uns starten. Und verbinden Sie mich mit dem WSP-Bootsführer.«
    Kassel nannte Fabel seine gegenwärtige Position am Südende der als Mühlenberger Loch bekannten Eibbucht. Beide Boote näherten sich Stade und würden bald den Flußabschnitt erreichen, wo sich die Elbe erweitert, bevor sie in die Nordsee mündet. Kassel erklärte, er habe den Sichtkontakt zu MacSwains Boot verloren - es sei einfach zu schnell für ihn -, aber er verfolge es mit seinem Radargerät und habe zwei Streifenboote vom WSP-Kommissariat Cuxhaven zu Hilfe gerufen.
    Fabel dachte kurz nach. Bald würden sie die Ebene passieren, wo man die betäubten Mädchen ausgesetzt hatte. Der Gedanke traf ihn wie ein Dampfhammer. Er gab Maria, Paul und Werner ein Zeichen, damit sie sich vorbeugten, schob seinen Mikrofonbügel zurück und schrie gegen das Wimmern der Hubschraubermotoren an: »Die Mädchen sind nicht mit dem Auto an den Ort gebracht worden, wo man sie vergewaltigt hat. Wahrscheinlich hat MacSwain sie mit seinem Boot dorthin gefahren, und danach hat er selbst oder ein anderer an dem Ritual Beteiligter sie ins Auto geladen und in der Nähe ausgesetzt.« Er zog das Mikrofon wieder an die Lippen. »Verbinden Sie mich mit der Polizei Cuxhaven. Ich muss mit Hauptkommissar Sülberg sprechen.«
    Der Hubschrauber hatte die Stadt weit hinter sich gelassen, als Sülbergs Stimme über Funk ertönte. Fabel erklärte, dass MacSwain nichts von seinen Verfolgern wisse und wahrscheinlich das Gebiet ansteuere, in dem die beiden anderen Mädchen zurückgelassen worden waren. »Aber diesmal hat er eine Polizeibeamtin bei sich, die ihn identifizieren kann. Er plant bestimmt nicht, sie, ob betäubt oder nicht, später freizulassen.«    
    »Ich schicke sofort ein paar Wagen aus«, sagte Sülberg. »Wir halten uns bereit und warten auf Ihre Anweisungen.«
    Sobald Sülberg den Kontakt abgebrochen hatte, teilte der Copilot Fabel mit, dass Kassel sich wieder gemeldet habe. MacSwain habe irgendwo hinter Freiberg Halt gemacht.
    Fabel schaute auf seine Karte. »In der Nähe des Außendeichs«, sagte er, doch die anderen konnten ihn über das Dröhnen der Rotorblätter hinweg nicht hören.
     

Außendeich, zwischen Hamburg und Cuxhaven,
    Sonntag, den 22. Juni, 0.05 Uhr
      MacSwain hatte sein Boot an einer verlassenen Anlegestelle vertäut, die so aussah, als könne das Kielwasser eines vorbeigleitenden Schiffs das Holz Stück um Stück in die dunkle Elbe bröckeln lassen. Kassel schätzte, dass das Chris-Craft gute zehn Minuten vor der WS-25 eingetroffen war. Damit hätte MacSwain Zeit gehabt, Anna über das schlammige Feld zu schleppen, das kalt im Mondlicht glitzerte.
    Kassel und Gebhard waren mit gezogenen Waffen an Land gegangen und leise in die Büsche am Rand des Feldes geschlüpft. Während sie zwischen den Sträuchern hockten, spürte Kassel die Erregung seines Untergebenen. Es war eine Aktion, wie Gebhard sie sich erträumt hatte. Kassel warf ihm einen Blick zu. »Wir lassen es ruhig angehen, Gebhard, kapiert? Ich habe der Hamburger Kripo Bescheid gegeben, und sie übernimmt die Sache. Wir passen nur auf, falls der Kerl zurückkommt und mit dem Boot abhauen will.«
    Gebhard nickte unwillig wie ein Teenager, dem der Besuch einer Party verboten wird. Kassel setzte seinen Feldstecher an die Augen. Das Mondlicht schien nicht sonderlich hell, doch Kassel hatte kaum einen Zweifel, dass sich niemand auf dem Acker befand. MacSwain musste längst die andere Seite erreicht haben. Kassel hob den Feldstecher und erweiterte seinen Horizont um hundert Meter. Hinter der jenseitigen Hecke standen zwei verlassene Gebäude, die einmal als Scheunen gedient haben mochten. Er ließ sie einen Moment lang in der Mitte des Bildes ruhen, bevor er wieder den dunklen Rand des Feldes betrachtete. Etwas ließ ihn zu den Scheunen zurückkehren. Ein Licht. Ein
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