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James Bomb jagt das geklonte Monster

James Bomb jagt das geklonte Monster

Titel: James Bomb jagt das geklonte Monster
Autoren: Manfred Taut
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zerrissen mit seidigem Kreischen die Fesseln seiner Handgelenke. Bomb wußte, er hatte gegen diesen Berserker so gut wie keine Chance. Füllhalterpistole und Schuh-Dolche waren über Bord gegangen, und mit den bloßen Händen konnte er kaum etwas ausrichten.
    Er warf sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den Gegner, war aber nur einen Moment über ihm. Ymir packte ihn wie eine Puppe, drückte ihn zu Boden und wälzte sich auf ihn. Er faßte Bomb an der Kehle, würgte ihn, und mit sadistischer Bosheit begann er Bombs Kopf auf und ab zu hämmern. Nur der Umstand, daß sich der Kopf des Agenten im Gitternetz der Reling verfing, rettete Bomb davor, mit dem Schädel auf den Gondelboden geschlagen zu werden und sofort die Besinnung zu verlieren.
    „Schnell“, brüllte Bomb in höchster Not. „Dr. Saccharinowa, eine Injektion!“
    „Ich habe keine“, schrie die Ärztin verzweifelt und trommelte wirkungslos mit den Fäusten auf Ymirs muskulösen Rücken. „Ich hab’ sie mit der Handtasche hinausgeworfen!“
    Jetzt ist alles aus, fuhr es Bomb durch den Kopf.
    Der Griff des Ungeheuers an seinem Hals war von unerbittlicher Gewalt. Der Agent rammte sein Knie in die Hoden des Riesen und riß mit letzter Kraft an seinen Daumen, um die Umklammerung zu lösen. Aber der mörderische Griff wurde enger und enger.
    Panik befiel Bomb.
    Das war das Ende. Die Kräfte seiner Hände würden in wenigen Augenblicken erlahmen. Ymir würde sein Zungenbein brechen, seinen Kehlkopf eindrücken und die Blutzufuhr seines Gehirns abwürgen.
    Schon flimmerte es dem Agenten vor Augen, ein roter Schleier begann sich über seine Pupillen zu senken.
    Die Augen Bombs traten aus den Höhlen, seine Zunge quoll hervor, er spürte, wie ihm rot vor Augen wurde.
    Das ist die Erlösung durch den Tod, dachte er, das Ende aller Qualen war nahe. Er öffnete noch einmal weit die Augen, ein letztes Mal wollte er die Bläue des Himmels sehen, einen letzten Blick auf eine Frau werfen, die ihn glücklich gemacht hatte, ihr Bild mit hinübernehmen in die Schatten des Ungewissen.
    Weit riß er die Augen auf, um dies noch einmal, zum letztenmal zu erblicken, aber das Rot vor seinen Augen blieb.
    Bomb spürte plötzlich, daß neuer Sauerstoff in sein Gehirn strömte. Das Rot vor seinen Augen wurde deutlicher, es nahm Form und Konturen an. Es war ein glänzendes Gewebe, das da vor seinen Augen hing und unter dem sich das wütende geschüttelte Haupt Ymirs verbarg. Es war Ludmilla Saccharinowas verführerisches kirschfarbenes Hemdhöschen, das Prof. Eggbone von hinten dem tobenden Riesen über den Kopf geworfen hatte.
    Blind und wütend löste Ymir den Griff um Bombs Hals und versuchte, das hemmende Stück Stoff zu ergreifen. Doch da hatte Prof. Eggbone schon das Hemdhöschen weggezogen, Ymir einen Tritt versetzt und war mit dem roten Kleidungsstück nach hinten geeilt.
    Zornig fuhr Ymir herum und faßte sein neues Ziel ins Auge.
    Am hinteren offenen Ende der Gondel stand Prof. Eggbone in der furchtlosen Haltung eines Matadors und hielt das rote Tuch wie eine Muleta in der Rechten.
    „Olè, Ymir!“ rief er und stampfte mit dem Fuß auf.
    Mit tierischem Gebrüll senkte Ymir den massigen Schädel, scharrte mit den Füßen und stürmte wie ein gereizter Toro wutschnaubend, mit blutunterlaufenen Augen, auf die rote Höschen-Muleta los.
    Prof. Eggbone verharrte in der herausfordernden Pose des Toreros, sah kaltblütig dem Ansturm entgegen. Als der rasende Ymir ihn fast erreicht hatte, da führte er in eleganter Bewegung die Figur einer formvollendeten Veronica aus, schwenkte die Muleta zur Seite, und zweieinhalb Zentner galoppierender, fleischgewordener Wut schossen an ihm vorbei über die Plattform hinaus ins Leere.
    Als Ymir den Boden unter den Füßen verlor, verstummte sein wütendes Gebrüll für den Bruchteil einer Sekunde. Es schlug, als der Absturz in die Tiefe begann, in ein angstvolles, gellendes Kreischen um, das sich rasch entfernte und plötzlich abbrach.
    Nach endlos scheinenden Augenblicken drang dann ein häßliches Geräusch zu ihnen herauf, ein schauderhafter Laut, der an das Aufklatschen eines rohen Eies auf den steinernen Fliesen einer Küche erinnerte.
    Das war, als der geschundene Schädel des Jurij Andrejew mit dem Gehirn des Iwan Kirlakoff fünfundzwanzig Meter unter ihnen auf den Betonplatten am Stacheldrahtzaun aufschlug.
    Aufheulend machte sich die Meute der heranrasenden Wachhunde über den Zerschmetterten her und riß ihn in Stücke.
    Ludmilla
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