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James Bomb jagt das geklonte Monster

James Bomb jagt das geklonte Monster

Titel: James Bomb jagt das geklonte Monster
Autoren: Manfred Taut
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Hülle vollständig entfaltet hatte und sich über der Gondel vom Boden erhob, da prangte auf jeder ihrer Seiten in großen Buchstaben die Aufschrift:
    Das VEB-Gummi-Kombinat HALLE-LEUNA grüßt die Wächter unserer Friedensgrenze.
    Ein Gag, der den Psychologie-Experten des Sekret-Service in letzter Minute eingefallen war. Die Parole sollte bei den Grenz-Vopos Verwirrung stiften und den Flüchtenden wertvolle Sekunden Vorsprung verschaffen.
    Bomb und Eggbone schleiften den bewußtlosen Ymir über den Rasen und wälzten ihn auf die Plattform. Die Ärztin kauerte sich neben ihn, der Professor nahm seinen Platz im Heck am Motor ein.
    Als letzter begab sich Bomb an Bord. Ungeduldig warteten sie die letzten Sekunden bis zur vollständigen Füllung der Ballonhülle ab. Endlich ging der erlösende Ruck durch die Gondel, ihr Gefährt begann an seiner Fessel zu zerren. Bomb ließ noch etwas Gas einströmen, dann löste er die Sicherungsleine vom Wagen. Die Schlauchverbindung riß ab, und das Luftschiff begann zu steigen.
    Nach wenigen Augenblicken hatten sie die Höhe des oberen Stadionovals erreicht, so daß sie über den Rand der Tribünen hinausblicken konnten.
    Im Osten ließ der Schein der Morgendämmerung die Silhouette des Häusermeers erkennen, am westlichen Horizont war es noch dunkel.
    Als sie aus dem Windschatten des Stadions stiegen, erfaßte eine leichte Brise das Luftschiff.
    „Wind aus Richtung Süd-Südwest“, meldete Bomb dem Professor.
    Das war nicht ungünstig. Wenn sie nach Norden flogen, würden sie die Mauer innerhalb kurzer Zeit in der Nähe des Übergangs Chausseestraße überqueren können.
    „Wir nehmen Kurs Nord zu Nordost“, befahl Weltkrieg-II-Commander Eggbone, warf den Motor an und drehte das Luftschiff so, daß es der Wind von achtern erfaßte.
    „Bomb, Sie übernehmen den vorderen Ausguck!“
    „Aye-aye, Commander!“ antwortete der Agent grinsend.
    Sie hatten jetzt eine Höhe von etwa achtzig Metern erreicht und konnten das ganze Geviert, das hier von der Mauer umschlossen wurde, übersehen. Das Oval des Stadions blieb mehr und mehr zurück, sie flogen fast lautlos über ein Gewirr von Straßen, Häusern und Grünflächen.
    Die drohenden Maueranlagen mit Todesstreifen und Gräben, mit Drahtzäunen und spanischen Reitern, die im Westen, Norden und Osten dieses Stadtviertel umgaben, waren deutlich zu erkennen.
    Noch war alles ruhig, nur das leise Surren des kleinen Elektromotors war zu hören.
    Bomb blickte zu Ludmilla Saccharinowa hinüber. Sie kauerte neben Ymir, ihre Hand umklammerte die Eckstange der Gondel. Sie hatte fröstelnd die Schultern hochgezogen und lächelte Bomb zu.
    Sie hat viel mitgemacht in den vergangenen Stunden, dachte Bomb mitleidig.
    „Geht es gut?“ fragte er aufmunternd.
    „Danke, James“, antwortete sie, „wie ruhig und friedlich es hier oben ist!“
    „Ich fürchte, das wird nicht so bleiben“, meinte der Agent.
    Sie flogen jetzt in einer Höhe von einhundertfünfzig Metern dahin und näherten sich langsam dem nordöstlichen Grenzabschnitt. Bomb blickte auf die Karte. Sie steuerten mit dem Wind einen Kurs, der sie östlich vom Übergang Chausseestraße in einem Winkel von fünfundvierzig Grad die Mauer überqueren lassen würde.
    „Grenzübergang Chausseestraße dreihundert Meter Backbord voraus, Commander“, rief Bomb.
    Eggbone nickte grimmig.
    Plötzlich erhellte schräg vor ihnen eine Leuchtrakete den morgendlichen Himmel. Ludmilla Saccharinowa schrie erschrocken auf.
    „Gleich geht der Zauber los“, rief Bomb. „Alles flach hinlegen!“
    Sirenen heulten auf. Bomb, der über den vorderen Rand der Gondelplattform spähte, sah aus Unterkünften und Postenhäusern graue Gestalten herausrennen. Hundegebell drang an sein Ohr.
    Eine Megaphonstimme plärrte unverständliche Wortfetzen zu ihnen herauf.
    Dann blitzten von Wachtürmen und Podesten die ersten Mündungsfeuer auf, Sekundenbruchteile später prasselten die ersten Geschosse an den Boden der Gondel, und das ratternde Krachen von Maschinenpistolen unterbrach die morgendliche Stille.
    „Die Kerle schießen verdammt gut“, brüllte Professor Eggbone in den Lärm der Geschosse. „Wenn wir nur etwas dagegenzuhalten hätten.“
    Das würde uns einen Dreck nützen, dachte Bomb.
    Die da unten feuerten aus allen Ecken und mit allen Rohren auf sie. Er hörte ein merkwürdiges dumpfes Klatschen über sich und blickte nach oben. Eine Geschoßgarbe hatte ein großes Quadrat aus der Ballonhülle
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