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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit
Autoren: Dibben Damian
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zu.
    Â»Na, alter Kumpel, haben sie dich im Stich gelassen?«, fragte Jake mit heiserer Stimme. »Wie wär’s, wenn wir das Kriegsbeil begraben und ab jetzt Freundschaft schließen? Ich könnte ein bisschen Gesellschaft ganz gut gebrauchen.«
    Winselnd kroch der Mastiff halb auf das Floß und leckte Jakes Hand ab.
    Da brachen all die angestauten Emotionen der letzten Stunden aus Jake heraus. Seine Lippen begannen zu beben, und Tränen flossen ihm über die Wangen. Mit einem Ruck zog er den Hund aus dem Wasser und presste ihn an die Brust.
    Â»Okay, mein Kleiner«, flüsterte er. »Ab jetzt sind wir Freunde.«

30

    Vorhaben und Versprechen
    F lämische Fischer lasen Jake und Felson schließlich auf. Über einen Monat waren sie in der Nordsee gekreuzt und kamen gerade, den Frachtraum voll gesalzenem Hering, von der Doggerbank zurück, als sie die auf dem Meer treibende Palette entdeckten. Sie warfen eine Leine aus und holten die beiden Schiffbrüchigen an Bord.
    Die Männer hatten vom Wetter gegerbte Gesichter und sprachen in einem wohlklingenden Singsang, den Jake nicht verstand. Sie boten ihnen Teller voll köstlich geräuchertem Fisch an und einen Becher – für Felson eine Holzschale – mit einer eigenartigen Limonade. Einer der Fischer verband Jakes verletzte Hand und präsentierte bei dieser Gelegenheit voll Stolz seine eigenen Narben.
    Während der gesamten Fahrt lachten und scherzten die Männer beinahe die ganze Zeit, tranken reichlich Wein und sangen Seemannslieder, bis sie Jake und Felson schließlich im Hafen von Hellevoetsluis absetzten, wo Jake zwischen den zahllosen anderen Fischerbooten nach kurzem Suchen auch die Aal entdeckte. Für das Geld, das Nathan ihm in Venedig gegeben hatte, kaufte er Brennholz und Wasser für den Kessel und machte sich den Rhein hinauf auf die Rückreise in Richtung Süden.
    Der Mond schien, und Jakes Gedanken wanderten zurück zu den schrecklichen Ereignissen auf der Lindwurm . Bilder und Gefühle stiegen in ihm auf: Topaz’ anfängliche Gefühlskälte, die Vitrine in Zeldts Kajüte, die Pistole an Jakes Kopf, der Kampf, der Tod von Minas Schlange im Feuer und – natürlich – Topaz’ unglaubliche Enthüllung, dass sie aus derselben Blutlinie stammte wie Zeldt, ja sogar seine Nichte war.
    So wie der Sog des Wassers Jake hinab ins Meer gezogen hatte, fand er sich nun in einem Strudel aus widerstreitenden Gefühlen wieder. Er bedauerte Topaz’ Schicksal zutiefst, doch gleichzeitig erfüllte ihn ihre Herkunft mit Schrecken. Fragen malträtierten sein ohnehin schon müdes Hirn: Hatte sie ihrer Familie je nahegestanden? Zeldt war ihr Onkel, aber wer waren ihre Eltern? Was hatte Charlie noch gesagt? Zeldt hatte einen Bruder, aber der war spurlos verschwunden. Und dann war da noch diese Schwester, die noch grausamer gewesen sein soll als Zeldt selbst … Topaz’ musste also die Tochter von einem der beiden Geschwister sein. Aber wie war es dazu gekommen, dass die Wylders sie adoptierten? Was Jake für Topaz empfand, war reine Liebe, dennoch plagte ihn eine beunruhigende Frage: Inwieweit trug auch sie das Böse ihrer Familie in sich?
    Jake glaubte schon, er würde den Verstand verlieren, und beschloss, diese Gedanken auszublenden, bis er genug Abstand hatte, um sie mit klarem Kopf abzuwägen.
    Am nächsten Morgen erreichte er kurz vor Sonnenaufgang Köln, wo er seinen Eltern aufgetragen hatte, auf ihn zu warten. Der Platz vor dem Dom war so gut wie menschenleer, aber am Hafen saßen drei ihm wohlvertraute Gestalten auf den Stufen zur Kaimauer. Eine davon setzte sich, von einer Vorahnung ergriffen, unvermittelt auf. Es war Miriam Djones. Als sie ihren geliebten Sohn erblickte, sprang sie auf die Beine und schrie vor Freude.
    Gemeinsam mit Paolo Cozzo und Felson, der zunächst ängstlich und scheu reagiert hatte, sich aber schnell an die neue Gesellschaft gewöhnte, reiste die wiedervereinte Djones-Familie auf dem Rhein weiter nach Süden. Unterwegs hielten sie in dem kleinen Städtchen an, in dem Jake mit Topaz und Charlie übernachtet hatte, bevor sie sich in Schloss Schwarzheim einschlichen, und als sie herumfragten, wie sie von dort am besten nach Venedig weiterreisen konnten, hatten die Agenten unglaubliches Glück: Die fahrende Schauspielertruppe, die den verzückten Dorfbewohnern drei Tage zuvor Sophokles’ Ödipus
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