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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit
Autoren: Dibben Damian
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vorgetragen hatte, war selbst auf dem Weg nach Italien. Eine andere Schauspielergruppe, die sich Commedia dell’Arte nannte, war wegen ihrer begeisternden Aufführungen in aller Munde, und die fahrenden Mimen hatten beschlossen, nach Florenz zu gehen, um dort aus erster Hand von ihrer Kunst zu lernen. In den beiden klapprigen Planwagen war gerade noch genug Platz für die neuen Begleiter.
    Es dauerte dreieinhalb Tage, bis sie die Alpen und danach die Poebene überquert hatten, doch die Reise wurde nie langweilig. Die Gesellschaft der fahrenden Truppe war für Jake ein hochinteressantes und faszinierendes Erlebnis. Jedes der Mitglieder spielte stets eine ganz bestimmte Rolle: den der Welt überdrüssigen König, die spröde Prinzessin, den ehrenhaften Soldaten, die Femme fatale, den Schurken oder den Narren. Sie probten, stritten, sangen, tanzten und weinten und lebten jeden einzelnen Moment mit unglaublicher Leidenschaft.
    Zu jedermanns Freude – und Überraschung – verliebte sich Liliane, die schöne junge Ingenue der Truppe, ausgerechnet in Paolo. Sie war einen halben Kopf größer als er und zwei Jahre älter, was sie jedoch nicht davon abhielt, jedes Mal heftig zu erröten, wenn er auch nur in ihre Richtung schaute. Alans Erklärung für das Phänomen war, dass Paolo nach seiner Heldentat auf dem Dach des Kölner Doms wohl besonders viele Pheromone verströmte. Als sie dann kurz vor Venedig waren und jeder wieder seiner eigenen Wege gehen musste, war das arme Mädchen untröstlich und wollte als Andenken unbedingt eine Locke von Paolos Haar haben, die er ihr – wenn auch nach einigem Zögern – schließlich auch gab.
    Erschöpft von der Reise und den zurückliegenden Ereignissen machten sie sich auf den Weg in die quirlige Lagune. Obwohl sie weder mit dem Kopf noch mit dem Herzen bei der Sache waren, besichtigten sie ein paar der Sehenswürdigkeiten des spätmittelalterlichen Venedig, bis es endlich an der Zeit war, sich zum Rendezvous mit den anderen auf der Rialtobrücke einzufinden.
    Schweigend gingen sie die Stufen hinauf, und gerade als sie den höchsten Punkt der Bogenbrücke erreichten, schlugen die Glocken der Stadt zur Mittagsstunde. Hätten Nathan und Charlie ihre Abfangmission überlebt, wären sie mit Sicherheit als Erste in Venedig eingetroffen, doch Jake und seine Begleiter hatten schon mindestens fünfzehn Minuten gewartet – und es gab immer noch keine Spur von ihnen.
    Â»Eigentlich müssen sie es geschafft haben. Sonst würden die Leute hier wohl kaum so munter herumlaufen«, überlegte Alan und deutete auf die geschäftigen Passanten. »Wo zum Teufel bleiben sie nur?«
    Â»Hey, du spritzt auf mein neues Seidenhemd!«, kam eine dröhnende Stimme von unten. »Die Flecken, die das Wasser der venezianischen Kanäle hinterlässt, sind berüchtigt für ihre Hartnäckigkeit.«
    Freudig eilten die vier ans Geländer und sahen Charlie Chieverley, wie er mit Mr Drake auf der Schulter eine goldene Gondel durch den Kanal steuerte. Das kleine Boot war prunkvoll mit einer Neptunsfigur, Wassernymphen und Meeresungeheuern verziert. Im Heck rekelte sich, auf samtene Kissen gebettet, Nathan Wylder und stopfte sich genüsslich eine Feige in den Mund.
    Â»Ahoi!«, rief er zur Brücke hinauf und winkte vornehm. »Wie ich sehe, wurden alle Aufträge erfolgreich erledigt – ein dreifaches Hoch auf uns alle! Ich habe jedoch nichts anderes erwartet und deshalb vorsorglich in der Taverne dort drüben einen Tisch reserviert. Die Köche dort machen die besten Ravioli in ganz Norditalien, und der Blick auf den Canal Grande ist exquisit.«
    Mr Drake musste erst noch Frieden mit Felson schließen, dann speisten alle gemeinsam auf der schattigen Terrasse der Taverne. Die Pasta schmeckte ganz vorzüglich, und alle erzählten lautstark von ihren bestandenen Abenteuern. Immer wieder wurden die Berichte von begeistertem Applaus unterbrochen, und der ehemals so schüchterne Paolo schien sich ganz besonders über seinen neuen Ruhm zu freuen.
    Nathan und Charlie ließen es sich nicht nehmen, in aller Genauigkeit auch von den Ereignissen zu berichten, die sich nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Mission zugetragen hatten. In dem Wissen, dass sie die winzigen Pestkapseln zur Analyse und anschließenden Zerstörung nach Mont Saint-Michel würden bringen müssen,
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