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Jagdszenenen aus Niederbayern

Jagdszenenen aus Niederbayern

Titel: Jagdszenenen aus Niederbayern
Autoren: Martin Sperr
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Recht nicht. Aber die Polizei ist schon unterwegs. Sie wollen ihn
    wieder ins Gefängnis stecken. Wegen nichts. Es war fast nichts mit dem Rovo, und das soll jetzt wieder sein: Gefängnis.
    Er kann sich nicht wehren. Die Gesetze sind gegen ihn. Und die allgemeine Meinung auch.
    Am liebsten würd er sie alle zusammenhauen, diese Scheißer. Warum kümmern sie sich denn nicht um ihren eigenen Dreck. Er ist nicht gern so wie er ist.
    Aber wenn er eben so ist, dann will er so leben, wie er leben kann.
    Er will nicht mehr dazugehören. Er ist jetzt stolz darauf, daß er anders ist.
    Vor allem muß er abhauen, bevor die Polizei kommt.
    Sich nicht mehr aufhalten lassen.
    Plötzlich steht die Tonka hinter ihm. Und wirft ihm vor, daß er sich nicht um sie kümmert. Sie weiß nie, wo er ist.
    Er antwortet ihr nicht. Er hat Vorwürfe erwartet.
    Sie erzählt ihm die Sache mit dem Volker.
    Abram antwortet wieder nichts.
    Tonka sagt es ihm noch einmal. Sie versteht ihn nicht.
    Sie will, daß er redet. Aber er tuts nicht.
    Tonka ißt an einer Semmel und kaut vor sich hin.
    Abram sagt, daß er weggeht aus dem Dorf.
    Sie will wissen, warum. Sie können doch dableiben.
    Abram sagt, daß er auch von ihr weggeht.
    Tonka versteht nichts. Sie setzt sich neben ihn auf
    den Koffer.
    Warum denn. Warum will er weg. Sie hat doch nichts getan. Was falsch ist. Sie will wissen, was sie falsch gemacht hat. Er sagt, daß es nicht wegen der Geschichte mit dem Volker ist. Warum dann. Abram sieht Tonka an.
    Sie soll sich die Semmelbrösel vom Mund wegwischen.
    Er weiß, er könnte ihr jetzt alles erklären. Aber er kann ihr erklären, was er will. Sie versteht es doch nicht.
    Er hat versucht, sie zu lieben. Er hat es wirklich versucht, aber er muß sich zu ihr zwingen. So. Zwingen. Sie hat geglaubt, es ist Liebe. Und er hat sich gezwungen. Er macht alles kaputt.
    Aber er darf nichts kaputt machen. Er darf nicht weggehen. Jetzt ist es vorbei mit den Dummheiten. Sie bekommt ein Kind von ihm.
    Sie hat es ihm nicht sagen können, er ist ihr immer aus dem Weg gegangen. Aber jetzt weiß er es. Ein Kind.
    Abram begreift es nur langsam. Sie will ihn an sich binden, denkt er.
    Sie fragt ihn, warum er sich nicht freut. Plötzlich schreit er. Wie sie sich das vorgestellt hat. Sie darf kein Kind von ihm auf die Welt setzen. Tonka hat es sich ausgemalt. Wenn sies ihm sagt: Er wird sich freuen, sie werden besprechen, wie es sein wird, mit der Hochzeit. Jetzt denkt sie an das, was die Leute im Dorf über ihn reden. Sie will wissen, ob es stimmt, was die Leute über ihn reden. Er gibt es zu: Ja. Es will ihr nicht in den Kopf. Warum denn nur. Abram hat sie. Sie würd sich für ihn in kleine Stückchen zerreißen lassen.
    Warum hat er das mit ihr gemacht. Was so schön war. Warum macht er das alles kaputt. Und was soll aus ihr werden. Er darf nicht weg von ihr. Wegen dem Kind. Sie will, daß er dafür da ist. Er will, daß sies wegmachen läßt. Tonka will das nicht.
    Er schreit sie an, daß ers schwer genug hat. Sie hat nicht aufgepaßt, damit er sie heiraten muß. Aber das wird er nicht tun, sie soll verschwinden. Tonka versteht ihn nicht. Warum macht er Kinder, wenn er sie dann nicht will. Aber was er will und tut und denkt, ist egal. Was er mit ihr gemacht hat, das ist wichtig. Und sonst nichts.
    Abram schreit. Er will nicht. Er will kein Kind, er will erst recht nicht für ein Kind sorgen, er will die Tonka nicht.
    Tonka sieht ihn an. Sie will ihn auch nicht. Sie will sich ihm nicht aufdrängen. Wenn sie daran denkt, an die Zusammenkünfte am Fluß, wird ihr schlecht. So einen Menschen, wie den Abram, will sie gar nicht mehr gern haben. Er hat kein Gefühl. Er denkt nur an sich. Aber das wird in diesem Fall nicht gehen: Er muß sie heiraten. Das Kind braucht einen Vater. Es soll später allen sagen können: Ich hab einen Vater. Die Tonka muß er eben mit aushalten. Sie muß ihn auch aushalten. Aber die Leute sollen nichts zu reden haben.
    Abram weiß nicht, wie ers ihr erklären soll. Er kann sie nicht heiraten. Es geht nicht. Es wäre das größte Unglück für beide. Tonka lacht. Solange sie ihn geliebt hat, war sie für ihn gut genug. Zum Ausprobieren. Das hat ihm wohl gut getan, daß ihn jemand liebt. Und sie hat diesen ganzen Dreck mit ihm für Liebe gehalten. Sie bekommt ein Kind, das ein Versuch ist. Sie soll sich die Semmelbrösel wegwischen. Und die Tonka sagt ihm, daß sie ihn zwingt, daß er sie heiratet.
    Abram sagt ihr, daß sein Leben ihm gehört. Ihm
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