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Jagdszenenen aus Niederbayern

Jagdszenenen aus Niederbayern

Titel: Jagdszenenen aus Niederbayern
Autoren: Martin Sperr
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Fotografien gemacht. Verschiedene Messungen. Die Wassertemperatur. Der Bürgermeister läßt vom Georg einen Leiterwagen holen, und da wird die Tonka draufgelegt und ins Dorf gefahren. Es ist der zweite Mord innerhalb von sechs Wochen im Landkreis. Die Verbrechen nehmen überhand.
    Der Gendarm fordert Verstärkung an.
    Am Abend trifft sich halb Reinöd im Wirtshaus. Das Verbrechen wird diskutiert. Sowas wär unter Hitler nicht passiert. So einer wie der Abram hätt da nicht frei rumlaufen können. Es muß aufgeräumt werden mit den Verbrechern.
    Die Verstärkung der Polizei trifft ein.
    Es wird eine lange Nacht in den Wirtshäusern. Auf Abram ist ein Kopfgeld von der Militärregierung ausgesetzt, weil er immer noch nicht gefaßt worden ist. Es gibt 2000 Mark Belohnung für denjenigen, der Abram der Polizei übergibt.
    Seitdem sind alle im Dorf auf den Beinen, um den Abram zu suchen. Für 2000 Mark könnte eine neue Wasserleitung gebaut werden. Alles mögliche könnte man finanzieren. So leicht werden sie nicht wieder Geld bekommen.
    Seitdem sind die Leute auch nachts unterwegs. Sie suchen mit Taschenlampen. Sie wechseln sich gegenseitig ab und teilen die Beute schon auf. Die Flüchtlingsfamilie versucht mitzumachen. Aber die anderen wollen das nicht, obwohl der Mann Zigaretten verteilt. Er hätte es gar nicht nötig, das Suchen. Wo er Arbeit hat und eine Wohnung in der Stadt bekommt.
    Seit zwei Tagen ist Abram auf der Flucht. Er versteckt sich im Wald. Die Kinder beobachten den Waldrand, die ganze Umgebung ist von ihnen abgesperrt.
    Abram weiß, daß er nicht entkommen kann. Die Tiere machen Geräusche. Abram erschrickt beim geringsten Laut. Er schläft wie die Tiere. Bereit wegzulaufen. Er rührt sich nicht. Warum fliehen. Das ganze Leben fliehen. Er kann nicht mehr. Das Dorf hat gesiegt. Sie sind in der Mehrzahl.
     
14
     
    Franzi und Konrad spielen miteinander. Der Sohn von den Flüchtlingen hat sich mit den anderen Kindern etwas angefreundet.
    Sie unterhalten sich und werfen dabei Messer in die Wand an der Scheune, die leer steht. Kriminaler ist ein schöner Beruf. Man kann telefonieren, und der Staat bezahlt es. Man kann autofahren. Sie reden darüber, daß sie gar nicht wissen würden, was sie tun sollten, wenn sie gejagt würden. Alles lassen die Leute im Stich wegen 2000 Mark. Die Arbeit, das Vieh, den Hof, die Ernte.
    Das Messer vom Franzi fliegt durch eine schadhafte Stelle in die Scheune.
    Er läuft hinein und sieht den Abram. Der Abram steht da und schaut ihn an.
    Der Franzi weiß nicht, was er tun soll. Er traut sich sein Messer nicht holen. Der Abram rührt sich nicht.
    Der Franzi dreht sich um und läuft hinaus. Ins Dorf, um seine Mutter zu holen.
    Der Konrad rennt schreiend in den Wald, um Bescheid zu sagen. Nach kurzer Zeit stehen alle um die Scheune.
    Georg schreit, Abram soll rauskommen. Es rührt sich nichts.
    Georg holt sein Messer heraus. Abram soll sich ergeben.
    Georg soll aufpassen, sagen die Leute. Das ist es nicht wert, daß ihm was passiert. Abram kommt aus der Scheunentür. Mörder. Wieso. Er hat die Tonka umgebracht. Man hat die Leiche gefunden. Und die Kriminalpolizei ist auch da. Abram geht auf die Leute zu. Sie weichen zurück, aber sie lassen ihn nicht durch.
    Abram streitet ab. Er weiß nichts von einer Leiche. Er hat niemanden umgebracht.
    Georg geht auf ihn zu mit dem stehenden Messer. Abram bekommt von hinten einen Schlag auf den Kopf, er dreht sich um und bekommt von vorn einen Schlag in die Magengrube, daraufhin klappt er zusammen, und nun schlagen die Frauen auf ihn ein, bis sie der Georg zurückhält.
    Wenn er hin ist, ist das Geld auch weg. Das sehen alle ein.
    Er wird in den Hof des Bürgermeisters gebracht. Bevor er in die Stube des Bürgermeisters tritt, putzt er sich die Schuhe ab, die lehmig und verschmutzt sind.
    Er wird gefragt, ob er es war, wie er es gemacht hat, wie oft er zugestochen hat, ob er immer ein Messer bei sich trägt.
    Abram versucht, höflich zu antworten. Er gibt alles zu, was sie von ihm hören wollen. Er hat es nicht mehr ausgehalten. Er hat sie angeschrien, sie soll Ruhe geben. Sie hat wieder angefangen damit. Dann hat er das Messer genommen. Er hat ihren Bauch zerschnitten und alles. Seine Hände waren voller Blut und er hat nicht verstanden, daß sie tot ist. Dann hat er sie in den Fluß geworfen. Dann ist er lange gelaufen und hat nachgedacht und ist zu keinem Ergebnis gekommen. Er hat sich mit der Tonka gestritten, und dann war sie tot. Der
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