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Jagdszenenen aus Niederbayern

Jagdszenenen aus Niederbayern

Titel: Jagdszenenen aus Niederbayern
Autoren: Martin Sperr
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allein. Sie kommt in sein Leben nicht hinein. Nur weil alle sagen, es wäre eine Schweinerei, wie er lebt, ist es noch lange keine.
    Deswegen, weil die immer reden und reden diese Leute, deswegen kriegt die Tonka ein Kind. Nicht weil er sie liebt.
    Und ihm ist es jetzt egal, was die Leute reden. Und was mit dem Kind wird, ist ihm auch egal. Sie kanns aufziehen oder wegmachen lassen. Ihm liegt nichts dran. Sie soll gehen.
    Tonka schreit ihn an. Er ist eine schwule Sau. Sie soll aufhören.
    Sie wird denen sagen, wie er dahergeredet hat, die werdens ihm schon zeigen. Jedem wird sies ins Gesicht schreien, was er für einer ist. Sie soll doch schreien. Er ists gewöhnt. Sie soll abhauen.
    Er steht auf und stößt sie weg.
    Sie will das Kind nicht mehr, sie will nicht, daß der Vater von ihrem Kind eine Drecksau ist. Jedem wird sies sagen, daß er kein Mann ist. Abram zieht das Messer. Sie soll sofort abhauen. Aber die Tonka hört nicht auf. Und da sticht er in sie hinein.
    Tonka schreit und bricht zusammen. Er schlägt mit den genagelten Schuhen auf ihren Bauch ein. Und dann sticht er wieder zu. In ihren Kopf und dann in ihren Bauch. Und immer mehr Stiche. Sie soll still sein oder sie kriegts. Das Kind auch.
    Mit allen wird ers so machen.
    Sie soll sich die Semmelbrösel endlich abwischen.
    Tonka rührt sich nicht. Aus ihren Ohren läuft Blut.
    Abram schüttelt sie. Sie rührt sich nicht. Was hat sie.
    Er sieht sie an.
    Er nimmt seinen Koffer und läuft weg.
    Nach einer Weile bleibt er stehen. Kommt zurück und schaut nach.
    Tonka rührt sich nicht.
    Er hebt das Messer auf und wirft es in den Fluß.
    Dann läuft er in den Wald.
    In der Nacht geht er noch einmal zum Fluß. Zum Nachschauen.
    Er weiß nicht, was es war. Er wollte sie nicht töten.
    Vielleicht, weil sie bis zuletzt zu ihm gehalten hat, ist es so gekommen.
    Es ist eine helle Nacht, und das Dorf ist nahe.
    Er wirft Tonkas Leiche in den Fluß.
    Dann nimmt er seinen Koffer und rennt ins Dickicht.
    Es ist noch niemand hinter ihm her. Aber er weiß, daß die Jagd beginnt. Früh am Morgen geht der Georg auf die Wiese, um Gras für das Vieh zu schneiden. Die Wiese ist sumpfig. Sie liegt am Fluß.
    Als er über die Brücke geht, unter der das Wehr ist, sieht er ein Kleidungsstück im Wasser. Er stochert mit der Sense hinein im Vorbeigehen.
    Plötzlich sieht er im Wasser ein Gesicht und einen Körper, der nach oben treibt.
    Georg erschrickt. Die Tonka.
    Er zieht die Sense heraus. Die Tonka hat sich im Wehr verfangen.
    Er rennt ins Dorf. Zum Bürgermeister. Er erzählt ihm, was er gesehen hat. Der Bürgermeister glaubt es nicht. Er will nachschauen. Die Zenta geht gleich mit. Der Bürgermeister ist dagegen, daß man auch den Pfarrer verständigt. Aber der Georg tuts trotzdem.
    Sie gehen auf die kleine Brücke am Wehr und überzeugen sich, daß es wahr ist, was der Georg erzählt hat.
    Sie stehen herum und wissen nicht, was sie tun sollen. Zenta läuft zu Tonkas Eltern.
    Nach einiger Zeit kommen sie. Die Zenta wollte es ihnen zuerst nicht sagen, aber schließlich hat sies sagen müssen.
    Jetzt sind die Eltern da und sehen es. Die Mutter will zu Tonka hinunter und will sie herausziehen.
    Der Bürgermeister sagt, daß er es melden muß, und daß in solchen Fällen alles bleiben muß, wie es ist.
    Für die Polizei.
     
13
     
    Der Pfarrer führt die Eltern weg und versucht, sie zu trösten, aber sogar Tonkas Vater weint. Alle wissen wers war. Aber keiner sagt es.
    Die Metzgerin hat die Leute zum Fluß gehen sehen und schickt den Franzi hinunter. Er soll nachschauen, was los ist.
    Franzi kommt zurück mit der Sensation. Die Kinder machen sich auf den Weg zum Fluß. Georg läßt sie nicht auf die Brücke. Aber sie sehen es auch vom Ufer aus. Einer wirft Steine, ob sich nicht doch noch etwas rührt, aber er wird von den anderen Kindern daran gehindert, es noch einmal zu tun. Der Georg muß gar nicht eingreifen. Der Bürgermeister ist nach Hause gegangen und telefoniert mit allen Stellen, die ihm einfallen. Sogar mit der Militärregierung. Als erster kommt der Gendarm und geht mit dem Bürgermeister wieder hinunter zum Wehr.
    Die Metzgerin hat sofort gesagt, daß es keinen anderen Grund gibt, als das Kind, das die Tonka vom Abram bekommen hätte, die Paula hat ihrs erzählt. Zwei Stunden später kommt die Mordkommission aus Landshut.
    Die Kinder schauen sich das Auto an, Tonka ist nicht mehr interessant. Alle anderen schauen zu, wie die Tonka geborgen wird. Es werden
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