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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer
Autoren: authors_sort
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und Blut beschmiert.
    »Was treibst du eigentlich hier? Und was redest du da?«, fragte Wacey mit schriller Stimme. »Ich hab die letzten Wiesel erledigt, und wir haben’s so gut wie geschafft.« Er wies auf Sheridan und drohte ihr: »Keine Bewegung, Schätzchen.«
    Sheridan stand regungslos da. Aber Joe wusste, dass sie ihn sah. Verrat mich bloß nicht, flehte er im Stillen.
    »Lass uns verschwinden, solange es noch geht«, sagte Vern. »Sie wissen über die Wiesel Bescheid, und Barnum ist schon unterwegs.«
    »Wie konnte das denn passieren?« Wacey fistelte fast.
    »Erzähl ich dir im Auto.« Vern schüttelte dabei den Kopf.
    »Nein, jetzt.«
    Vern seufzte. »Lidgard ist doch tatsächlich aufgewacht und hat rumgetönt, was passiert ist. Jemand hat Fotos gefunden, die Clyde in den Bergen gemacht hat. Wir sind beide drauf.« Seine Stimme versagte. Wie vorhin im Auto. »Erinnerst du dich an Clyde und seine verfluchte
Kamera? Wir müssen hier verschwinden, und zwar sofort!«
    »Noch nicht.« Wacey griff nach seiner Pistole. »Ich muss hier noch aufräumen.«
    Joe erwartete, Wacey werde nun Vern angreifen. Aber die Pistole begann sich stattdessen Richtung Sheridan zu bewegen. Im Bogen kam sie aus Waceys Halfter, steckte dann in seiner hoch ausgestreckten Hand und funkelte im Sonnenlicht. Joe sah das und dachte an einen Fasan, der aus dem Unterholz bricht und davonfliegt. Dann hörte er, wie seine Tochter zu schreien begann … Wie kann Wacey das tun? Der Wacey, mit dem ich so oft im Morgengrauen Wapitis beobachtet habe, die aus den Bergen kamen, um Gras auf den Wiesen der Rancher zu fressen? Der Wacey, der früher so oft zwischen mir und Vern auf der Bank von Verns Dienstwagen saß? Der Wacey, der mit einem dämlichen Lachen erzählt hat, wie er bei den Rodeo-Hochschulmeisterschaften in Bozeman tagsüber Bullen und nachts Häschen in Schnallenschuhen geritten hat? Wie passt das alles zu dem Wacey, der jetzt auf meine Tochter zielt?
    Joe schoss Wacey mit der Schrotflinte in den Ellbogen.
    Die Wucht des Einschlags warf ihn herum, und er erblickte Joe. Der hatte in Waceys Gesicht noch nie blanken Schrecken gesehen. In der Faust noch die Pistole, flog Waceys abgetrennter Unterarm rotierend wie ein Feuerrad durch die Luft und landete schließlich in der Nähe der Pyramidenpappel.
    Joe lud die Flinte durch und feuerte noch zweimal, und zwar auf Waceys Unterschenkel. Wacey krachte auf die Veranda und brüllte.
    Vern stand erstarrt mit halb erhobenen Händen und
offenem Mund da. Sein Bademantel hatte einiges von Waceys Blut abbekommen.
    Sheridan raste zu Joe, und er beugte sich runter, um sie in den Arm zu nehmen. Kaum zu glauben, wie fest sie sich an seinen Hals klammerte. Sie schluchzte, und er küsste und drückte sie.
    »Deiner Mom geht’s gut.« Er hob sie hoch und wiegte sie wie ein Baby. »Ich war gestern Abend bei ihr, und es geht ihr gut.«
    »Ich hab mir solche Sorgen um sie gemacht«, schluchzte Sheridan. »Es ist alles meine Schuld.«
    »Nein, Schatz.« Joe zuckte zusammen. »Glaub das bloß nicht. Du bist ein so tapferes Mädchen. Eine richtige Heldin. Deine Mutter wird stolz auf dich sein.«
    »Ist er tot?«
    »Schlimm, dass du das mit ansehen musstest«, sagte Joe.
    »Er hat’s verdient. Wirklich.«
    Joe setzte sie auf den Boden, als er bemerkte, dass Vern sich vorbeugte, den Autoschlüssel aus Waceys Taschen wühlte und sich davonmachen wollte.
    »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Wir sind fertig - erinnerst du dich?«, sagte Vern über die Schulter. »Ich hab meinen Teil erledigt. Und du auf alle Fälle deinen. Ich hatte ganz vergessen, wie gut du in der Luft treffen kannst.« Er schickte sein berühmtes Lachen hinterher.
    »Keinen Schritt weiter, Vern«, warnte Joe. »Wir warten jetzt auf Barnum. Du wanderst ins Gefängnis.«
    »Wir sind fertig, Joe. Wir hatten eine Abmachung.« Vern war zornig. »Denk daran, dass du mir einen Gefallen schuldig bist.« Er versuchte es einfach immer wieder.
    Wacey stöhnte auf der Veranda. Er lebte, verlor aber viel Blut.
    »Halt an, Vern.« Joe schrie nicht, sprach aber laut genug, dass der ihn hören konnte.
    Vern ging weiter am Haus entlang.
    »Süße, schau weg«, sagte Joe streng zu Sheridan.
    Sie gehorchte widerstrebend.
    Joe hob das Gewehr und wartete, bis Vern weit genug entfernt war, damit ihn der Schrot nicht mehr mit voller Wucht erwischte. Dann schoss er. Vern plumpste wie ein Stein zu Boden.
    »Mann!«, schrie er und krümmte sich. »Du hast mir in den Hintern
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