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Jagdopfer

Jagdopfer

Titel: Jagdopfer
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sich zusammen. »Er brannte einfach darauf, Sheriff zu sein, auch wenn du das nicht glauben magst. Er wollte unbedingt der Größte sein.«
    »Das glaub ich.«
    »Ich habe Wacey gesagt, ich wüsste einiges über Barnum, was den bestimmt dazu bringen würde, aus dem Rennen auszusteigen. Früher stand Barnum auf Indianerinnen. Er hat sie angemacht, wenn sie betrunken im Gefängnis gelandet sind, und hat einige erwachsene Kinder im Reservat, für die er Alimente zahlt. Außer mir wusste das niemand. Und schließlich auch Wacey. Das gehörte zu unserer Abmachung, bevor die Sache schiefging.
    So hat das angefangen«, fuhr Vern leise fort. »Ich wollte einfach nur jede Menge Kohle machen, und Wacey wollte unbedingt Sheriff sein. Ich wollte nur das dicke Geld, das ich nach all den mageren Jahren als Beamter einfach verdient habe. Und ich war schon verdammt nah dran. Die Umweltverträglichkeitsbescheinigungen waren ausgestellt, und die Gasleitung marschierte schon auf Saddlestring zu. Dann aber sind die Dinge durch Wacey außer Kontrolle geraten. Ich wollte einfach nur jede
Menge Geld, doch Wacey ist bei dem Versuch, alles zu vertuschen, durchgedreht. Je mehr er es verheimlichen wollte, umso schlimmer wurde es. Ich hab ihn gewarnt, deiner Tochter nachzustellen, aber er ist völlig überzeugt, dass sie was von ein paar lebenden Miller-Wieseln weiß. Er hat immer wieder gesagt, wenn er die finden und kaltmachen könnte, wär das Ganze vorbei.«
    Joe war plötzlich nicht mehr bei der Sache.
    »Was?«, schrie er.
    Vern schaute verängstigt drein. »Das mit deiner Tochter wusstest du gar nicht?«
    »Was wusste ich gar nicht? Was?!« Joe nahm den Revolver schnell von der Linken in die Rechte, schob Vern den Lauf unter die Nase und presste ihm den Kopf gegen das Beifahrerfenster.
    »Um Himmels willen, Joe!«, brüllte Vern.
    »Was???«
    »Dass Wacey denkt, sie hält ein paar Wiesel als Haustiere.« Vern schielte die ganze Zeit auf den Revolverlauf. »Deshalb hat er sich was ausgedacht, um euch aus eurem Haus und nach Eagle Mountain zu bekommen. Damit er die Wiesel finden kann. Er hat mir gestern Morgen gesagt, er werde zu eurem Haus fahren und sie suchen.«
    Joe drückte Vern die Pistole noch fester ins Gesicht. »Wacey hat meine Tochter verfolgt?«
    »Bitte, Joe …«, flehte Vern mit weit aufgerissenen Augen und blinzelte nervös.
    »Hat Wacey auf Marybeth geschossen, Vern? Ja? War es so? Hat er nach Wieseln gesucht und stattdessen auf meine Frau geschossen?«
    Vern wollte eine Antwort stottern, aber Joe, der schon wusste, was kommen würde, schnitt ihm das Wort ab.
»Und dieses Arschloch war mein Freund«, sagte er mehr zu sich. Er dachte daran, wie Wacey ihm am Abend den Weg in sein eigenes Haus vertreten und ihn wieder auf die Straße gedrängt hatte. Wacey hatte dem Polizisten gesagt, er solle Vern suchen und ihm sagen, Marybeth sei niedergeschossen worden. Wacey, der Joe gegenüber betont hatte, er werde bleiben und über alles wachen, und dabei unruhig gewirkt hatte. Wacey!
    »Mist«, sagte Joe, blickte endlich wieder auf die Straße und lenkte den Pick-up mit einem Ruck in seine Spur zurück, nachdem er Schlangenlinien gefahren war. »Sheridan hat doch Recht gehabt. Da draußen gibt’s wirklich Monster.«

37
    In den Bighorn Mountains geht die Sonne klar und schnell auf - Wogen grellen Lichts schäumen übers Gebirge, wenn der Damm der Nacht gebrochen ist. Gleißend fiel ein Sonnenstrahl durch die Windschutzscheibe des Pick-ups.
    Knapp einen Kilometer vor seinem Haus bog Joe in ein Ebereschenwäldchen, schaltete den Motor aus und stopfte die Schlüssel in die Jackentasche.
    »Steig aus«, befahl er Vern. »Das letzte Stück gehen wir zu Fuß. Er soll uns nicht kommen hören. Mach die Tür leise zu.«
    Vern zockelte auf der Schotterpiste los, aber Joe winkte ihn gleich in den Straßengraben, schob den Revolver ins Halfter, nahm seine Schrotflinte, die hinterm
Fahrersitz lag, und lud sie durch. Vorsichtig stieg Vern in seinen Hausschuhen von der Fahrbahn in den Graben. Dort strahlte das von Raureif überzogene Schilf in der Morgensonne auf, und Verns Füße brachen durch die dünne Eisschicht.
    »Das Wasser ist kalt.«
    Joe nickte und gab ihm mit der Schrotflinte ein Zeichen vorzugehen.
    »Ich seh aus wie ein Hanswurst«, murmelte Vern. Seine Jogginghose war vom eiskalten Wasser schon durchnässt. Auf seiner Nasenspitze prangte noch immer ein rotes »O« - der Abdruck von Joes Revolvermündung.
    »Du bist ja auch ein
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