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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel
Autoren: Georg R. Kristan
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Das andere ist Sache der Polizei. Herr Kollege Dederichs wird die Verhaltensweise auf ihre disziplinarrechtliche Relevanz prüfen. Eine schöne Aufgabe, nicht wahr, lieber Kollege? Behalten Sie diesen Aspekt im Auge. Verschwundene Sekretärinnen können noch gefährlicher werden als anwesende.«
    Die Stimme Dr. Rimbergers hatte etwas Bedrohliches. Er zog die Stränge an. Aufmüpfigkeiten konnte er jetzt am wenigsten gebrauchen.
    Nur Ministerialdirigent Semper gab sich heiter:
    »Wer wird der Glückswurm sein, der des Dienstes enthoben mit mir im Ruhestand auf Schmetterlingsjagd geht?«
    Wer wollte das schon sein!
    »Welche Geheimsachen waren im Panzerschrank?« fragte Dr. Rimberger. Kopf schütteln, Achselzucken. Niemand konnte dazu etwas sagen.
    »Wer weiß etwas von Kontakten der Fournier zur DDR oder zu anderen Ostblockländern?«
    Keine Antwort.
    »Welche Kontaktpersonen gibt es?«
    »Viele – Männer und Frauen –, bei Tag und bei Nacht. Sie hat in meiner Hütte ja auch schon geschlafen. Nach der Jagd – versteht sich. Warum sollte mein Nachfolger nicht mein Nachfolger sein!« Semper hatte nichts zu verlieren: »Butterfly, ade!«

 
    Kapitel 4
     
     
     
    Dr. Rimberger erhielt vom Amtsboten einen Zettel hereingereicht, sah kurz darauf und hob den Blick.
    »Wir werden gleich wohl etwas deutlicher werden müssen. Ein Kriminalbeamter vom neunzehnten K hat den Haupteingang passiert und wird sich unserer Runde zugesellen.«
    »Dann sind wir ja gesellschaftsfähig«, setzte Semper hinzu. »Misfits – was für eine feine Gesellschaft der Schmetterlingssammler. Und neunzehntes K‹, was soll denn das bedeuten?«
    »Eine eher zufällige Bezeichnung des Kommissariats für Staatsschutzangelegenheiten, jede andere Nummer über zehn oder zwölf könnte es auch sein«, erklärte der Sicherheitsreferent.
    Nur wenig später öffnete der Amtsbote wieder die Tür.
    »Da ist ja unser Besucher schon! Herr Kriminalrat, ich begrüße Sie im Europaministerium und heiße Sie im Kreise der leitenden Beamten willkommen. Wir hätten uns einen angenehmeren Anlaß zum Kennenlernen gewünscht«, ging es Dr. Rimberger konventionell über die Lippen. »Aber die Verhältnisse, sie sind nun mal nicht so. Die anwesenden Kollegen werden jede Auskunft geben. Im übrigen steht das ganze Haus zu Ihrer Verfügung. Ich habe einen Organisationsplan für Sie bereitgelegt. Alle sind brennend interessiert, diesen verwerflichen Fall der Spionage einer kleinen Sekretärin möglichst schnell geklärt zu wissen, um Schaden abzuwenden von diesem unserem Land.«
    Ein knapper aber freundlicher Rundblick, ein leichtes Kopfnicken: »Sörensen.« Damit war die Vorstellung nachgeholt, die Sache Dr. Rimbergers gewesen wäre.
    Aufmerksam musternde Blicke war Kriminalrat Sörensen gewohnt. Sein Erscheinen verursachte fast immer eine Erwartungshaltung: »Ein Spion wird gejagt – schaffen wir ihn oder er uns?«
    Was von den überfreundlichen Begrüßungsworten zu halten war, mußte sich erst zeigen – und Schaden abzuwenden von diesem Land? Der dürfte längst eingetreten sein. Aber einige Herren würden wohl noch zu Schaden kommen, wie er aus Erfahrung wußte. Ihm sollte es genügen, die Vorgänge aufzuklären und die Verantwortung festzustellen.
    »Sie werden mir ein paar allgemeine Fragen gestatten«, mit diesen Worten übernahm Kriminalrat Sörensen ganz selbstverständlich den Vorsitz. »Danach stehe ich für Einzelgespräche mit den anwesenden Herren zur Verfügung. Darüber hinaus – bitte geben Sie das in geeigneter Form an Ihre Mitarbeiter weiter – bin ich für jeden ansprechbar. Bitte, Herr Dr. Rimberger, reservieren Sie mir ein Dienstzimmer für ein paar Tage – vielleicht auch länger. Das wird doch sicher möglich sein? Besonders hilfreich wäre eine Schreibkraft, die mit vertraulichen Personalangelegenheiten umzugehen weiß. Im Wege der Amtshilfe. Wer sich im Ministerium schon auskennt, wird es leichter haben als jemand aus meinem Büro.«
    »Mein Fräulein Wenge kann das übernehmen«, sagte eifrig Dr. Rimberger, ohne die Anwesende gefragt zu haben. Sörensen sah, daß Frau Wenge zustimmend den Kopf neigte.
    »Ist der Personalreferent anwesend und einverstanden?«
    »Ja«, meldete sich Dr. Dederichs unter Angabe seines Namens. »Einverstanden, Frau Wenge ist sehr tüchtig und verschwiegen.«
    »So können wir den Kreis kleinhalten – Steno oder Diktaphon?« fragte Dr. Rimberger.
    »Steno wäre mir lieber. Tonbänder bedeuten zuviel
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