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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel
Autoren: Georg R. Kristan
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der Personalreferent ein.
    »Es sei denn, sie haben etwas miteinander«, fügte Semper hinzu. »Liebe im Dienst – wie schön kann das sein! Aber unserer reist ja allein. Frau Hedwig liebt die Eifel. Ich auch. Dafür erfreut unser Rimberger jetzt den Minister mit Telex-Meldungen über die Topsekretärin und deren geheimnisvolles Verschwinden. So ein kleines, harmloses Dingelchen, wie unser Kollege meint, war sie doch wohl nicht. Freund Stasi wird’s schon wissen.«
    Sörensen lächelte über diese direkte und lässige Art der Selbstdarstellung eines Ministerialbeamten, die in der Bürokratie Bonns nach seiner durchaus gründlichen Kenntnis nicht üblich war.
    »Noch etwas, Herr Sörensen, ich bin Junggeselle, das heißt genauer, ich war zweimal erfolglos verheiratet. Das liegt schon eine Weile zurück, und die verletzte Seele wurde mehrfach getröstet. Nun lebe ich freier Mensch kontaktsuchend allein. In zwei Monaten gehöre ich zu den Getretenen.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, Sie kennen das doch, zu den in den Ruhestand getretenen. Ich habe dann meine flotten Dienstjahre voll ausgeschöpft. Zwei Jahre früher draußen – auf eigenen Antrag –, und ich wäre ein Versetzter gewesen. Aber da haben sich einige Kollegen verspekuliert. Ich habe die Stellung gehalten – ob Sie es glauben oder nicht, der Europajob liegt mir ebenso am Herzen wie mein Privatleben. Aber an diesen verspäteten zwei Jahren leidet manche Freundschaft. Vor allem, wenn eine Wahl dazwischenkommt, und der Minister die Kameraden aus der anderen politischen Pipeline holt.«
    »Wissen Sie vielleicht, ob Herr Aston zur Person von Frau Fournier Angaben machen kann, die über das hinausgehen, was man im allgemeinen von seiner Sekretärin weiß?« Für Sörensen war diese Frage ein vorsichtiger Versuch, sich an die Hintergrundbeziehungen der verantwortlichen Personen des Europaministeriums heranzutasten.
    Verständlicherweise kam den anwesenden leitenden Beamten eine solche Fragestellung nicht sehr gelegen. Sie konnte schon Andeutungen enthalten – und wer möchte als Beamter über mutmaßliche Kenntnisse spekulieren? Ein falsches Wort in den Akten, und man rutschte bei Beförderungen auch sehr schnell in die falsche Ecke.
    Der Personalreferent hatte die neutralste Position.
    »Herr Aston hat Frau Fournier sicherlich gut gekannt. Sie hat ihn wiederholt bei Auslandsdienstreisen begleitet. Ihre Sprachkenntnisse findet man nicht so oft bei den Damen in Vorzimmern.«
    »Und die anderen Qualitäten der Verschwundenen werden im Hause auch sehr gerühmt – wie Sie bald erfahren werden.« In dieser Äußerung Sempers lag schon etwas mehr als eine Andeutung. Darin schien Methode zu liegen.
    Sörensen hatte vorerst genug gehört. »Danke, lassen wir die Frage weiterhin offen. Herr Ministerialdirektor Aston wird zurückgeflogen, wie ich gehört habe. Dann hat er selbst Gelegenheit, seine Kenntnisse einzubringen. – Herr Dr. Nattinger, da Frau Fournier einige Jahre in ihrem Referat gearbeitet hat, könnten Sie vielleicht zur Aufhellung ihres Persönlichkeitsbildes beitragen?«
    Der Angesprochene nickte einige Male zustimmend. Die längere Dauer des Überlegens galt sichtlich der Wahl der richtigen Worte. »Ja – meine damalige Sekretärin ist eine Frau mit viel Ausstrahlung, die nicht nur die dienstlichen Beziehungen, sondern auch das zwischenmenschliche Verhalten sehr unkompliziert gestaltet.«
    Die Herren waren außerordentlich beeindruckt. Dr. Nattinger hatte eine Formulierung gefunden, die für ihn, wie auch für die anderen Anwesenden genau das Maß an Aussage brachte, das beim jetzigen Stand der Ermittlungen vertretbar erschien.
    Ministerialdirigent Semper ergänzte etwas deutlicher:
    »Ich bin mit ihr zwischenmenschlich wirklich bestens zurechtgekommen. Warum sollte das beim Kollegen Nattinger nicht auch der Fall gewesen sein?«
    Kriminalrat Sörensen hatte genug erfahren. »Ich danke Ihnen für Ihre Hinweise. Vielleicht wird es erforderlich werden, später darauf zurückzukommen. Die vollständigen Personalakten von Frau Fournier stehen doch wohl zur Verfügung?«
    »Selbstverständlich«, antwortete der Personalreferent. »Die liegen bereit. Auf eine schriftliche Empfangsbescheinigung kann ich allerdings nicht verzichten.«
    Sörensen lächelte. Dieser Referatsleiter verstand sein Geschäft.

 
    Kapitel 5
     
     
     
    Nach einem kurzen Rundgang durch die Büroräume wandte sich Kriminalrat Sörensen dem Sicherheitsreferenten zu.
    »Wann können wir damit
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