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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel
Autoren: Georg R. Kristan
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meldete sich der Sachbearbeiter des Hauptbüros. Er war in langen Schritten über den Vorplatz geeilt, um mitzuteilen, was er selbst gesehen hatte. »Der rote Scirocco steht auf dem unteren Parkplatz.«
    »Nun wird es ja langsam spannend«, wunderte sich der Bürodirektor. »Ministerialdirigent Semper würde sicherlich sagen, ›wir dürfen die Fournier jetzt in der Panzerkiste vermuten‹.«
    Dr. Rimberger fand diese Bemerkung sehr unpassend.
    Kriminalrat Sörensen sah sich weiter im Zimmer um. Der Schreibtisch zeigte das übliche Bild. Rechts in den Zugschubladen eine kleine Hängeregistratur für die Terminsachen des Abteilungsleiters. Darunter ein Fach mit Adreßbüchern und ein ganzer Satz von Telefonbüchern der anderen Ministerien, die im Austausch verfahren in das Europaministerium gelangt waren.
    »Frau Fournier hat ihre Sachen ja gut in Schuß. Und was ist in der linken Seite?«
    Er zog das obere Fach auf. Der Schlüssel steckte im Schloß. Die Bürowelt schien doch überall gleich zu sein. Was eine Sekretärin von der Ausgabestelle für Arbeitsmaterialien – gegen Unterschrift – erhält, bleibt eingeschlossen, damit der Schwund nicht zu groß wird: Kugelschreiber, Bleistifte, Radiergummi, Klammerhefter und eine ganze Blechschachtel voller Stifte mit blauen Minen. Der Abteilungsleiter führt ja im Dienst den Blaustift, wie es in der Geschäftsordnung heißt. Der einzelne braune Stift diente wohl nur noch der Erinnerung an die Zeit als Unterabteilungsleiter.
    In der Zugschublade darunter lagen wieder ein paar Taschenbücher, englische und französische Texte und ein Lehrbuch über die Jagd.
    »Die Taschenbücher«, meinte Dr. Rimberger, »kann man doch für einen Code verwenden, wenn einzelne Seiten und Buchstaben durch eine Zahlenkombination angesprochen werden?«
    »Sicherlich kann man das«, bestätigte Sörensen. »Aber diese Methoden haben sich schon im letzten Krieg als nicht sehr standhaft erwiesen. Das System knacken unsere Experten sogar ohne Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung. Darauf dürfte sich heute kein renommierter Geheimdienst mehr einlassen. Und bei unseren Freunden auf der anderen Seite haben wir es mit Profis zu tun. So etwas Simples dürften die uns nicht zumuten. Frau Fournier wird die Büchlein ganz schlicht gelesen haben – mehr nicht. Aber vorsichtshalber sehen wir uns das beim neunzehnten K noch einmal an. – Der Inhalt des Schreibtisches und der Schränke wird sichergestellt.«
    In dem kleinen hüfthohen Aktenschrank mit der Auflageplatte für den Eingang und Ausgang von Schriftstücken sah es ähnlich aus. Hinter der Schiebetür: Telefonbücher der Knotennetze Bonn und Köln, Flugpläne für Köln-Bonn und Düsseldorf und ein Kursbuch der Deutschen Bundesbahn. Das stand alles auch den übrigen Angehörigen der Abteilung zur Verfügung. Geheimnisse durfte man in diesen Fächern nicht vermuten.
    »Die Sachen können hierbleiben«, sagte Sörensen.
    »Wie sieht es nun nebenan beim Abteilungsleiter aus, darf ich mich mal umsehen?«
    »Aber selbstverständlich«, erklärte eifrig der Sicherheitsreferent. »Das muß der Abteilungsleiter zwo schon in Kauf nehmen, wenn er nicht anwesend ist und einen Panzerschrank im Zimmer hat, an den nur seine verschwundene Sekretärin herankommen kann – und natürlich die Polizei.«
    Die Atmosphäre des Dienstzimmers zeugte vom Geschmack seines Benutzers.
    Der Schreibtisch war schwer, aus dunklem Wurzelholz, die davor stehenden beiden Besucherstühle schienen aus neuerer Zeit zu stammen. Die Sitzgruppe aus wuchtigen Polstermöbeln bot Platz für acht bis zehn Personen. Früher hatte einmal ein Aschenbecher auf dem niedrigen Tisch gestanden. Doch seit Ministerialdirektor Aston auf seine Gesundheit achten mußte, hatte er die Kristallschale etwas weniger auffordernd auf den Ecktisch verbannt.
    Der dunkelgrüne Panzerschrank mit dem Hammerschlageffekt stand links neben dem Eingang zum Vorzimmer und wurde durch die Tür verdeckt, wenn ein Besucher in den Raum trat. Der Schrank mußte schon zu einer Zeit dort gestanden haben, als der Raum noch von anderen genutzt worden war. Henrik Aston jedenfalls hatte keinen Anlaß gesehen, auf die Entfernung zu dringen. Er war kein Erneuerer.
    Sechs hohe Fenster gaben den Blick frei auf das Rheintal. Das Panorama des Siebengebirges, der in der Ferne verlaufende Strom und die nach Süden anschließenden nahen Hänge des Venusberges weiteten und begrenzten zugleich eine Kulisse, wie man sie in dieser
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