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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel
Autoren: Georg R. Kristan
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was meinen Sie wohl, was die Dame dort drüben für einen Schreck bekommt.«
    Trotz seiner langen Erfahrung hatte Kriminalrat Sörensen einen solchen Öffnungsversuch noch nicht erlebt.
    »Schaffen Sie das denn an Ort und Stelle?« fragte auch er.
    »Vielleicht, mit etwas Glück, sonst müssen wir den Schrank ins Werk transportieren – und das dauert dann.« Das geübte Auge hatte gleich erkannt, daß der Stahlschrank wohl sehr alt, aber nicht von besonders raffinierter Konstruktion sein konnte: ziemlich einfaches Ziffernschloß mit vier oder fünf Möglichkeiten der Verwerfung, dazu nur ein Steckschlüssel.
    »Haben wir irgendwo die Ziffernkombination?«
    »Nein, leider nicht, das lag bisher alles in den Händen der Sekretärin.«
    »Fragen Sie die Dame doch, das macht alles viel einfacher.«
    »Leider können wir sie nicht erreichen«, sagte der Sicherheitsreferent.
    Herr Schmitz pfiff durch die Zähne. »Da liegt also der Hund begraben. Die Dame ist wohl stiften gegangen?«
    »Unser Problem«, sagte Sörensen. »Ihres ist der Panzerschrank.«
    Herr Schmitz nahm einige dünne Sonden aus der Falttasche und führte sie nacheinander vorsichtig in den Schaft des Schlosses ein, der durch den Zifferndrehknopf hindurchgeführt war.
    »Hab’ ich mir schon gedacht. So einfach geht das nicht. Das Schloß ist verworfen. Wenn wir die Kombination nicht finden, läßt sich hier nichts machen. Dann muß der Schrank ins Werk. Aber wo hat Ihre verschwundene Dame gearbeitet?«
    »Hier im Vorzimmer, doch was soll das nützen? Meine Leute wühlen die alten Akten durch, um die Ziffernkombination zu finden«, sagte der Bürodirektor ohne Begeisterung.
    »Ihre Beamten sollen ruhig wühlen, ich versuche es mal mit der Obergefreitenmethode. Wer schneller am Ziel ist, wird für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.«
    Sörensen hob die Schultern. Dr. Rimberger schüttelte herablassend den Kopf. Beim Bürodirektor Runge dämmerte eine gewisse Vermutung auf.
    Herr Schmitz ging in das Vorzimmer.
    »Darf ich mal?« fragte er, ohne auf Antwort zu warten. Er sah sich aufmerksam um, ging zunächst zum Schreibmaschinentisch, zog eine Schublade heraus und griff mit der Hand von innen unter die Abdeckplatte. Seine Finger suchten jeden Zentimeter der Oberfläche ab. Nichts! Er drehte die Schublade halb zur Seite und musterte den Boden. Auch nichts! Beim nächsten Schubfach dasselbe Ergebnis. Jetzt legte er sich auf den Teppichboden und sah sich den Schreibmaschinentisch von unten an. Ohne Erfolg!
    »Unser Geldschrankknacker hat wohl ‘nen Knacks«, murmelte der Sicherheitsreferent.
    »Ein schlaues Kerlchen ist das«, meinte Sörensen nur und lächelte verständnisvoll.
    Herr Schmitz ließ die herausgezogenen Schubladen einfach auf dem Boden stehen und unterzog den Schreibtisch einer ähnlichen Untersuchung. Linke Seite Schubfach auf, Abtasten der oberen und rückwärtigen Teile des Faches, Umdrehen der Schubladen, ruhig und mit Aufmerksamkeit und Umsicht. Dann die rechte Seite. Jetzt hatte er die Hängeregistratur herausgenommen. Er legte sich auf den Rücken und schaute von unten nach oben in das leere Fach.
    »Hei – so einfach ist das! Da haben wir ja das Nümmerchen.« Vorsichtig lösten seine Finger einen etwa drei bis vier Zentimeter langen Papierstreifen von der oberen Rückwand des Faches ab, wo er mit Tesafilm festgeklebt war. »Ihre Beamten können Pause machen oder einen Underberg trinken, damit wenigstens der Magen noch etwas arbeitet, bis Feierabend ist«, witzelte der ein wenig stolze Herr Schmitz. »Wir verstehen eben etwas von Stahlschränken und von Sekretärinnen.«
    »Diese Puppen soll doch der Teufel holen!« giftete der Sicherheitsreferent. »Wozu haben wir die Verschlußsachenbelehrung und zeigen den Mädchen dauernd Filme, wie man es richtig macht? Die sollen ihre Ziffern im Kopf haben und nicht auf Zetteln, die man irgendwo einklebt.«
    »Sie haben wohl die falschen Filme hier im Ministerium – da sollten Sie mal nach Köln kommen, was da für Kinonummern gebracht werden, mit Verzehr allerdings.« Herr Schmitz riskierte ein lockeres Wort. Er hatte den Behördenmenschen gezeigt, wie es im wirklichen Leben zugeht. Jetzt konnte er mit Aussicht auf Erfolg dem Stahlschrank zu Leibe rücken. Er zog eine andere dünne und verhältnismäßig lange Hohlsonde aus der Werkzeugtasche. Ein feiner Stab ragte nach unten hindurch, an dem kleine Querriegel befestigt waren, die sich durch Druck auf den Kopf des Stabes einzeln ausfahren
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