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Jagdhaus in Der Eifel

Titel: Jagdhaus in Der Eifel
Autoren: Georg R. Kristan
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Ausgerechnet in der Abteilung zwo stand noch ein Stück. Und jetzt war die Sekretärin mit dem Schlüssel verschwunden. Da mußte es doch Zusammenhänge geben. Für den Sicherheitsreferenten bestand kein Zweifel, daß hier ein Nachrichtendienst seine Finger im Spiel hatte.
    Herr Schmitz trat ohne anzuklopfen ein. Fröhlich und unbefangen hielt er einen neuen silbrig blinkenden, etwa zwölf Zentimeter langen Schlüssel mit einem vielzackigen Bart in die Höhe. »So sieht das aus, was Stahlkrafts Heinzelmännchen schaffen.« Er führte den von der Bearbeitung noch warmen Schlüssel durch den Schaft langsam in das Schloß ein. Nach einigen vorsichtigen Drehversuchen zog er ihn wieder zurück.
    »War doch wohl nichts?« feixte der Sicherheitsreferent, und ein überlegenes Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    Meister Schmitz zog ein etwa zehn mal zehn Zentimeter großes Stück Schmirgelpapier aus der Tasche, knickte es in der Mitte und fuhr mit einem sanften Druck der Finger einige Male mit dem Streifen über die noch gratigen Stufen des Schlüsselbartes hin und her. Das war spannend wie bei einer Testamentseröffnung.
     
     
    Sogar Frau Wenge hatte sich hinter ihrem Schreibtisch erhoben, um Zeuge des Augenblicks zu sein, wenn sich die Schranktür öffnen würde.
    Nun ging es um die Ehre von Stahlkraft Köln und um die des rheinischen Adels. Herr Schmitz war seiner Sache jetzt sicher, führte den Schlüssel nochmals ein und drehte ihn zügig in die Gegenrichtung nach rechts. Es machte hörbar »klick – klack«. Das Schloß hatte reagiert.
    »Unsere Heinzelmännchen wissen, was sie einem so hohen Ministerium schuldig sind.« Herr Schmitz trat beiseite und sagte zu Kriminalrat Sörensen: »So, Sie können die Schranktür jetzt aufziehen. Stahlkrafts Werke sind getan.«
    Der Sicherheitsreferent schaute ungläubig auf den Drehknopf, Bürodirektor Runge zeigte sich ein wenig gespannt, und Frau Wenge hatte rote Erregungsflecke am Hals. Was würde sich jetzt offenbaren?
    Kriminalrat Sörensen zog die Tür des Stahlschrankes langsam auf.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die suchenden Augenpaare registriert hatten, daß der Schrank nichts anderes als vollständige Normalität zu bieten hatte – eher noch weniger. Das obere Fach war ganz leer. Im Fach darunter lagen einige Laufmappen mit dem Aufdruck »Europaministerium«. Ganz unten stand ein Schuhkarton ohne Deckel. Darin lagen eine benutzte Farbbandkassette einer Schreibmaschine und ein Fotoapparat der Marke Chinon, Spiegelreflexkamera, Zeitautomat mit Blenden Vorwahl.
    »Was konnten wir auch anderes erwarten. Die hat einfach alles mitgenommen«, fand als erster der Sicherheitsreferent das Wort.
    »Herr Dr. Rimberger, Sie wollten doch überprüfen lassen, ob noch Verschlußsachen im Geschäftsgang sind. Wie sieht es damit aus?« fragte Sörensen.
    Der Sicherheitsreferent ging zum Schreibtisch und griff zum Telefon. Frau Wenge hatte dort wieder Platz genommen. Sie war tief enttäuscht. Solch ein Aufwand – und dann nichts! Wer konnte damit schon etwas anfangen? Die Kriminalpolizei sicherlich auch nicht.
    Die Auskunft des Leiters der Verschlußsachenregistratur war eindeutig. Alle geheimen und vertraulichen Vorgänge waren ordnungsgemäß registriert, jeden Abend vollständig zurückgegeben und nicht in einem einzigen Falle über die Bearbeitungszeit hinaus in der Abteilung zwo verblieben.
    »Da fehlt nichts. Geschäftsgang völlig normal«, verkündete enttäuscht der Sicherheitsreferent. »Vielleicht hat sie das Zeug kopiert. Ja, so wird es gewesen sein. Wer nimmt denn schon die Originalakten mit?«
    »Nicht gut denkbar«, meinte der Bürodirektor, »unsere zentrale Kopierstelle arbeitet nur nach schriftlichem Auftrag und achtet genau darauf, daß keine Geheimsachen unterschoben werden. Der rote Querstreifen fällt jedem ins Auge. Kollege Dr. Rimberger hat sich die Kopiererlaubnis bei V.S.-Sachen selbst vorbehalten. Meine Leute in der Geschäftsstelle wissen das – und halten sich daran.«
    »Dann hat die Fournier eben alles fotografiert. Das kann sie ja.«
    Kriminalrat Sörensen blätterte die Laufmappen durch. Die Vorgänge waren ohne Belang. »V.S.-NfD. Nur für den Dienstgebrauch«. Das steht auf jedem Telefonbuch, dafür braucht man keinen Panzerschrank. »Eine vierhundert Gramm schwere Fünfunddreißig-Millimeter-Spiegelreflexkamera ist nach unseren Erfahrungen kein typisches Werkzeug bei der nachrichtendienstlichen Arbeit«, meinte er.
    »Und die benutzten
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