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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Autoren: Roland Smith
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Scout und Kim Hornkohl, Hannah und Melanie Gill, J. R. und Bethany Culpepper und natürlich Marie, meiner wundervollen Frau, die es mir überhaupt erst ermöglicht zu schreiben. Mein Dank geht auch an alle anderen Mitarbeiter bei Scholastic: für die Unterstützung, die tolle Teamarbeit und die kluge Beratung. Und zuletzt ein großes Dankeschön an Meena, die mich aus reinem Vergnügen das ganze Projekt hindurch begleitet hat.

Leseprobe:

Heiße Spur
    Nat Carver war jemand, der Geheimnisse für sich behalten konnte.
    Zum Beispiel seine Vorahnungen: Er wusste, dass es einen Begriff dafür gab – Präkognition –, wenn man etwas sah oder spürte, bevor es tatsächlich passierte. Und meistens war es dann etwas Schlimmes.
    Nat stand mit seiner Mum auf dem Highspeed-Bahnsteig Nummer eins und wartete ungeduldig auf den Eurostar. Plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, begann sein Herz zu rasen und er musste sich beherrschen, um nicht loszuhecheln wie ein Wolf. Das ging schon so, seit sie von zu Hause aufgebrochen waren. Aber er schob es auf die Aufregung, weil er bald seinen Dad und Woody wiedersehen würde.
    Er schaute seine Mum an und zuckte unwillkürlich zusammen. Jude Carver hatte seit gestern eine radikale Verwandlung durchgemacht. Ihr langes braunes Haar war blondiert und zu Dreadlocks gezwirbelt, ihre Augen schimmerten smaragdgrün statt blau, dank farbiger Kontaktlinsen, und darüber trug sie eine hässliche Metallbrille. Am schlimmsten aber waren die leicht vorstehenden falschen Zähne, die Jude sich eingesetzt hatte. Wie ein Lama oder eine durchgeknallte Englischlehrerin sah sie damit aus. Lady Iona de Gourney, ihre Freundin und Verbündete in der ganzen Proteus-Affäre, war schuld an Judes Verwandlung. Sie hatte Nat und seine Mum bei sich aufgenommen, bis Nat wieder kräftig genug für die Reise war, und sie hatte ihnen die gefälschten Papiere besorgt, die sie bei sich trugen und die ihnen eine ganz neue Identität verliehen.
    Nat blieb die Kostümierung zum Glück erspart. Er war in den letzten Monaten stark gewachsen, hatte kräftige Muskeln entwickelt und seine Haare waren länger als vorher, so dass er nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem schmächtigen Jungen vom letzten Sommer hatte.
    Der St.-Pancras-Bahnhof war eiskalt und zugig, und nach dem Elektrizitätsstreik neulich auch fast dunkel. Nat spürte, wie sich seine Nackenhärchen sträubten, als wüchse ihm dort ein Fell. Warum hatte er die Vorahnungen immer nur, wenn etwas Schlimmes auf ihn zukam?
    Angestrengt spähte er am Bahnsteig entlang und rümpfte die Nase: Diese Körpergerüche überall! Er konnte die Ausdünstungen buchstäblich sehen, die von den Reisenden aufstiegen und über ihren Köpfen waberten wie eine Art Duftaura, die ihm fast den Magen umdrehte. Er versuchte der Ursache seiner dunklen Vorahnungen auf die Spur zu kommen, aber sein Gehirn war total überlastet, weil er von allen Seiten Gesprächs- und Gedankenfetzen auffing. Er seufzte leise. Mann, war das anstrengend, den ganzen Müll zu sortieren und sich dabei auf eine Gefahrenquelle zu konzentrieren! Etwa so, wie wenn man sich mit einer Hand den Kopf tätschelt und die andere auf dem Bauch kreisen lässt. Das schafft nur jemand, der mindestens drei Stunden am Tag übt, und wer macht das schon? Der arme Woody: Wie wurde er eigentlich mit dieser wahnsinnigen Informationsflut fertig? Nat nahm sich vor, ihn zu fragen, sobald er eine Gelegenheit dazu bekam.
    Nach der Werwolf-Attacke vor ein paar Monaten hatte seine Mum ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen, vor lauter Angst, dass ihr einziger Sohn sich beim nächsten Vollmond in einen geifernden Werwolf verwandeln könnte. Aber Nat blieb, wie er war. Als der zweite Vollmond verging, ohne dass etwas passierte, atmete Jude endlich auf. Woodys Wolfenblut, das Nat nach dem Werwolfbiss in die Adern gepumpt worden war, hatte also keine negativen Auswirkungen. Jedenfalls keine, die Nat seine Gestalt wechseln ließen.
    Nat selbst war auch erleichtert, denn er hatte oft genug miterlebt, was Woody bei seinen Verwandlungen durchmachte. Es sah qualvoll aus, dieses Strecken und Verbiegen und Zusammenziehen, bis alles an Ort und Stelle war. Und mega-gruselig. Aber weil Jude so glücklich war, dass ihr Sohn keine sichtbaren Veränderungen zeigte, behielt Nat alles für sich, was sonst in ihm vorging. Körperlich hatte er sich durch das Wolfenblut unglaublich schnell erholt, aber seine seelischen Wunden heilten nicht so leicht und er wurde von
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