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0734 - Jagd auf 'Bigfoot'

0734 - Jagd auf 'Bigfoot'

Titel: 0734 - Jagd auf 'Bigfoot'
Autoren: W.K. Giesa und Roger Clement
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Der Tod musste warten. Ugachaka ließ ihn noch nicht in sein Herz, das tausendmal heißer war als die Welt ringsum, in der die Grakha ihre letzte Zuflucht gefunden hatten und in der das Leben nur noch Not und Leid, aber schon lange nicht mehr Freude war.
    Wenn die Nackthäuter auch diese Zuflucht noch fanden, bedeutete das das Ende der Grakha, denn es gab keinen anderen Ort mehr, zu dem sie fliehen konnten.
    Ugachaka richtete sich vorsichtig wieder auf. Der Boden zitterte nicht mehr. Oodyns Wille, mit dem gewaltigen Donnerschlag angekündigt, war nicht verkündet worden, und nun herrschte Ruhe auf dem kalten Berg, während die Schneemassen hangabwärts jagten und leider keine Ansiedlung der Nackthäuter treffen würden.
    Ugachaka stellte sein Sehen wieder um. Es war nicht mehr nötig, das andere Sehen zu verwenden, um nicht von der gleißenden Helligkeit geblendet zu werden, die nicht nur von der Sonne kam, wenn man sie betrachtete, sondern auch vom Schnee der kalten und halbkalten Berge gespiegelt wurde. Jetzt konnte er auch seine Umgebung wieder richtig erkennen. Nicht nur als unterschiedlich helle und dunkle Gebilde, die nachglommen, wenn der, welcher an ihnen für Wärme gesorgt hatte, schon längst weit entfernt war.
    Chakatao, Ugachakas Erzeuger, trat unter der Last der vielen Winter, die er schon erlebt hatte, zu seinem Nachkommen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Die scharfen Krallen an den sich im nicht unterdrückbaren Reflex krümmenden Fingern konnten den dichten Pelz Ugachakas nicht durchdringen. Aber dünnes Fell von Beutetieren wie den Höhlenbrummern, die die Grakha zuweilen aufstöberten, wenn die bissigen Brummer die Kältezeit verschliefen, oder gar den Stoff, mit dem Nackthäuter sich umhüllten, war für diese Krallen kein Hindernis.
    »Du lebst noch, Uga'?«, fragte Chakatao etwas verwundert.
    »Ich sagte dem Tod, dass ich ihn jetzt noch nicht in mein Herz lassen wolle«, erwiderte Ugachaka. »Cha', was kann das gewesen sein, das so grell leuchtend wie eine zweite Sonne vom Himmel fiel?«
    »Keine zweite Sonne, Uga', weil es zwei Sonnen am Himmel noch nie gegeben hat, seit die Welt existiert.«
    »Dann muss es ein Gefährt der Götter gewesen sein«, vermutete Ugachaka. »Sie müssen zu uns gekommen sein, weil sie uns belohnen oder bestrafen wollen, oder weil sie vielleicht endlich beschlossen haben, uns gegen die Nackthäuter zu helfen, nur kann ich nicht glauben, dass alle fünf Götter sich zusammen in ein Gefährt begeben! Hat es denn Platz für so viele?«
    »Fragen, die niemand beantworten kann, soll man nicht stellen, Uga’«, tadelte Chakatao. Er ließ die Schulter seines Nachkommen los.
    »Die Nackthäuter haben unter sich einige, die solche Fragen beantworten können«, widersprach Ugachaka. »Also darf ich diese Frage stellen! Diese besonderen Nackthäuter, die Antworten auf Fragen kennen, werden von anderen Nackthäutern Wissenschaftler genannt, weil sie Wissen schaffen, aber sie werden auch Priester genannt, nur weiß ich nicht, was priesten bedeutet.« Vorsichtshalber hatte er diese Wissenslücke nicht in eine Frage gekleidet…
    »Uga', mir gefällt nicht, dass du dich so oft in die Nähe der Nackthäuter begibst! Hast du vergessen, dass sie uns jagen und töten wie Tiere, die man fängt, um sie zu verzehren? Es ist gefährlich, sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Für dich, weil sie dich fangen, töten und verzehren könnten, und für uns alle, weil sie durch dich herausfinden können, wo wir Grakha jetzt leben.« Er hielt kurz inne. »Wenn man es denn noch ›leben‹ nennen kann…«, fügte er düster hinzu.
    »Ich weiß, wie gefährlich es ist. Aber ich bin auch ein Wissenschaftler«, widersprach Ugachaka. »Ich schaffe Wissen! Je mehr man über seinen Gegner weiß, desto stärker wird man selbst und um so schwächer der Gegner! Von uns Grakha wissen die Nackthäuter nur noch, dass es uns gibt, nicht aber, wo sie uns finden können. Manche halten uns bereits für ausgestorben oder für eine Legende, für Wesen aus Träumen, die es in der Wirklichkeit niemals gab.«
    »Das walte Oodyn«, murmelte Chakatao. »Niemand von uns kann dich daran hindern, Wissen zu schaffen. Aber wir alle sagen dir, es ist so gefährlich, wie die Nackthäuter gefährlich sind mit ihren unehrlichen Waffen, die die Hand nicht verlassen müssen, um über die Entfernung zu töten. Denke immer daran, wenn du Wissen schaffst, dass du nicht nur dein Leben gefährdest, sondern auch das von uns allen.
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