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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober
Autoren: Tom Clancy
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meine Schuld. Ich wollte ihn festhalten, schaffte es aber nicht. Alles meine Schuld!« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Petrow legte dem Kapitän die Hand auf die Schulter. »Es war ein Unfall, Genosse Kapitän. So etwas kann selbst erfahrenen Männern passieren. Machen Sie sich keine Vorwürfe, Genosse.«
    Ramius stieß einen unterdrückten Fluch aus und fasste sich wieder. »Können Sie denn nichts tun?«
    Petrow schüttelte den Kopf. »Selbst im besten Krankenhaus könnte man da nichts machen. Der Tod trat so gut wie auf der Stelle ein – und auch schmerzlos«, fügte er tröstend hinzu.
    Ramius richtete sich auf und holte mit starrem Gesicht tief Luft. »Genosse Putin war ein guter Schiffskamerad, ein treues Parteimitglied und ein erstklassiger Offizier.« Aus dem Augenwinkel sah er Borodins Mundwinkel zucken. »Genossen, der Einsatz geht weiter! Dr. Petrow, tragen Sie die Leiche unseres Genossen in den Kühlraum. Ich weiß, das ist grausig, aber er verdient eine Bestattung mit allen militärischen Ehren und wird sie auch bekommen, sobald wir wieder im Hafen sind.«
    »Melden wir das dem Flottenhauptquartier?«, fragte Petrow.
    »Das geht nicht. Laut Befehl müssen wir strikte Funkstille wahren.« Ramius zögerte, dann sagte er: »Borodin, Sie sind mein Zeuge: Ich nehme dem Genossen Politoffizier vorschriftsmäßig den Schlüssel zum Abfeuern der Raketen vom Hals«, sagte Ramius und steckte Schlüssel und Kette ein.
    »Ich habe es mit angesehen und werde es ins Logbuch eintragen«, erklärte der stellvertretende Kommandant ernst.
    Petrow rief seinen Sanitäter. Gemeinsam trugen sie Putin ins Lazarett und legten ihn in einen Leichensack, der dann vom Sanitäter und zwei Matrosen durch den Kontrollraum nach vorne zu den Raketensilos getragen wurde. Der Eingang zum Kühlraum befand sich auf dem unteren Raketendeck. Während zwei Köche hastig Lebensmittel aus dem Weg räumten, wurde die Leiche pietätvoll in eine Ecke gelegt. Achtern stellten der Arzt und der stellvertretende Kommandant die erforderliche Liste der persönlichen Gegenstände Putins zusammen – eine Ausfertigung fürs Logbuch, eine für die Ablage des Arztes, eine dritte für eine versiegelte und verschlossene Kiste.
    Vorn übernahm Ramius das Kommando in dem Kontrollraum, wo betretenes Schweigen herrschte. Er befahl Kurs 290 Grad, westnordwest.
    Quadrat 54-90 lag im Osten.

Zweiter Tag
Samstag, 4. Dezember
    Roter Oktober
    Es war bei der Roten Marine Sitte, dass der Kapitän den Einsatzbefehl des Schiffes verlas und die Mannschaft ermahnte, ihn treu auszuführen. Anschließend wurde der Befehl zur allgemeinen Inspiration vor dem Lenin-Raum des Schiffes ausgehängt. Auf großen Schiffen war dies ein Saal für politische Schulung, Roter Oktober aber hatte nur eine schrankgroße Bibliothek nahe der Messe, wo Bücher und ideologisches Material aufbewahrt wurden. Ramius gab den Einsatzbefehl einen Tag nach dem Auslaufen bekannt, um der Mannschaft Gelegenheit zu geben, sich an die Bordroutine zu gewöhnen. Zugleich hielt er eine anfeuernde Rede, eine seiner Stärken. Übung hatte er genug gehabt. Um acht Uhr betrat er den Kontrollraum und nahm einige Karteikarten aus der Innentasche.
    »Genossen!«, sprach er ins Mikrophon, »hier spricht der Kapitän. Ihr alle wisst, dass unser lieber Freund und Genosse Kapitän Iwan Jurijewitsch Putin gestern bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Unser Einsatzbefehl lässt eine Meldung ans Flottenhauptquartier nicht zu. Genossen, wir werden unsere Anstrengungen dem Andenken an den Genossen Iwan Jurijewitsch Putin widmen – einem guten Schiffskameraden, ehrenhaften Parteimitglied und mutigen Offizier.
    Genossen! Offiziere und Matrosen von Roter Oktober! Wir haben unseren Einsatzbefehl vom Oberkommando der Nordflotte und er ist dieses Bootes und seiner Mannschaft würdig!
    Genossen! Unser Auftrag ist die Erprobung unseres neuen geräuschlosen Antriebssystems. Wir fahren nach Westen, vorbei an der Nordspitze Norwegens, und wenden uns dann nach Südwesten zum Atlantik. Wir werden alle feindlichen Sonarnetze passieren, ohne erfasst zu werden. Dies ist die erste echte Prüfung für unser Boot und seine Fähigkeiten. Unsere eigenen Schiffe werden im Rahmen einer Großübung versuchen, uns auszumachen und gleichzeitig die arroganten imperialistischen Marinen zu verwirren. Unsere erste Aufgabe ist es, uns von niemandem entdecken zu lassen. Wir werden den Amerikanern eine
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