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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober
Autoren: Tom Clancy
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und dem Arzt, der harmlos war.
    Das Chronometer schlug vier Glasen.
    Ramius erhob sich und stellte die dreistellige Zahlenkombination ein. Putin folgte seinem Beispiel, und der Kapitän drückte auf die Klinke der runden Panzerschranktür. Drinnen lagen ein brauner Umschlag sowie vier Bücher mit Codes und Zielkoordinaten für die Raketen. Ramius nahm den Umschlag heraus, schloss den Safe und drehte an den Skalen, ehe er sich wieder setzte. Er erbrach das Siegel und zog den vierseitigen Einsatzbefehl heraus, las ihn rasch durch. Kompliziert war die Aufgabe nicht.
    »Wir haben uns zum Quadrat 54-90 zu begeben und uns dort mit Jagd-U-Boot W. K. Konowalow zu treffen – das ist Kapitän Tupolews neues Boot. Kennen Sie Wiktor Tupolew? Nein? Wiktor wird kapitalistische Eindringlinge abhalten, während wir eine viertägige Such- und Verfolgungsübung abhalten, bei der er uns jagt – falls er es fertig bringt.« Ramius lachte in sich hinein. »Die Jungs im Direktorat der Jagd-U-Boote wissen noch immer nicht, wie unser neues Antriebssystem aufzuspüren ist. Und die Amerikaner bestimmt auch nicht. Wir haben die Operation auf Quadrat 54-90 und die unmittelbar angrenzenden Quadrate zu beschränken. Das macht Tupolews Aufgabe etwas leichter.«
    »Sie wollen sich aber nicht von ihm finden lassen?«
    »Gewiss nicht!«, schnaubte Ramius. »Lassen? Tupolew war einmal mein Schüler. Einem Feind schenkt man nichts, Iwan, auch bei einer Übung nicht. Die Imperialisten geben uns bestimmt keinen Pardon! Auf der Suche nach uns kann er auch das Aufspüren von feindlichen strategischen U-Booten üben. Seine Chancen, uns auszumachen, stehen nicht schlecht, denn die Übung ist auf neun Quadrate, vierzigtausend Quadratkilometer, beschränkt. Mal sehen, was er gelernt hat, seit er mit uns fuhr – Moment, damals dienten Sie ja noch nicht mit mir. Zu dieser Zeit fuhr ich die Suslow .«
    »Sind Sie enttäuscht von der Aufgabe?«
    »Eigentlich nicht. Die Übung mit der Konowalow wird eine interessante Abwechslung.« Idiot, dachte er, du kennst den Befehl doch längst – und Tupolew auch. Lügner. Es war Zeit.
    Putin trank seinen Tee aus, ehe er aufstand. »Ich habe also wieder die Ehre, den meisterhaften Kapitän bei der Arbeit bewundern zu dürfen wie ein staunender Schuljunge.« Er wandte sich zur Tür. »Ich glaube –«
    Ramius trat ihm die Beine weg, als er sich vom Tisch löste. Putin fiel nach hinten. Ramius sprang auf und packte mit kräftigen Seemannshänden den Kopf des Politoffiziers, schlug ihn gegen die Kante des metallbeschlagenen Tisches. Gleichzeitig presste er sich gegen die Brust des Mannes. Das war überflüssig. Mit einem hässlichen Knirschen brach Iwan Putins Genick am zweiten Halswirbel – eine perfekte Henkersfraktur.
    Dem Politoffizier blieb keine Zeit zum Reagieren. Die Nervenverbindung zwischen Kopf und Körper war unterbrochen. Putin wollte schreien, etwas sagen, doch sein Mund ging ohne einen Ton auf und zu. Vergeblich versuchte er nach Luft zu schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dann sah er mit vor Entsetzen geweiteten Augen zu Ramius auf – er schien keine Schmerzen, sondern nur Überraschung zu empfinden. Der Kapitän legte ihn sanft auf den Boden.
    Ramius sah, wie in dem Gesicht eine Erkenntnis aufflackerte, aber dann wurde es fahl. Er tastete nach Putins Puls. Der Herzstillstand trat erst nach zwei Minuten ein. Als Ramius sicher war, dass sein Politoffizier nicht mehr lebte, nahm er die Teekanne vom Tisch, goss gut zwei Tassen auf den Boden und ließ auch etwas auf die Schuhe des Mannes tropfen. Dann riss er die Tür auf.
    »Dr. Petrow! Sofort in die Messe!«
    Der Schiffsarzt war in der Nähe und kam sofort, gefolgt von Wassilij Borodin, der aus dem Kontrollraum eilte.
    »Er rutschte aus, wo ich meinen Tee verschüttet habe!«, stieß Ramius hervor und massierte Putins Brust. »Ich wollte ihn noch auffangen, aber er fiel mit dem Kopf gegen die Tischkante.«
    Petrow schob den Kapitän beiseite, drehte die Leiche herum und kniete sich über sie. Er riss das Hemd auf und sah sich dann Putins Augen an. Beide Pupillen waren geweitet und starr. Der Arzt tastete den Kopf des Mannes ab, ließ dann die Hände am Hals hinuntergleiten, hielt inne. Langsam schüttelte er den Kopf.
    »Genosse Putin ist tot. Genickbruch.« Der Arzt ließ die Hände sinken und drückte dann dem Politoffizier die Augen zu.
    »Nein!«, schrie Ramius. »Vor einer Minute hat er doch noch gelebt!« Der Kommandant schluchzte. »Es war
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