Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
fügte dann noch in gedämpftem Tonfall hinzu:
    "Wenn ich dieses Tagebuch in der Villa auffinden würde - genau dort, wo ich es in einem früheren Leben versteckte - dann wäre das auch für mich selbst endlich so etwas wie Gewißheit."
    Er schluckte.
    Wie hätte er ahnen können, daß ihn nur zu gut verstand.
    Wenn es tatsächlich der Wahrheit entsprach, was er mir berichtet hatte, mußten die Zweifel in seinem Inneren ihn schier zerreißen.
    Mir selbst war es mit jener Fähigkeit, die Tante Lizzy meine Gabe genannt hatte, nicht anders gegangen.
    Ich schaute ihn an.
    Zweifel war auch in mir.
    Ich war hin- und hergerissen.
    Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als die moderne Wissenschaft bis heute zu erklären vermag! ging es mir durch den Kopf.
    Dennoch...
    Das Mißtrauen blieb.
    Es mischte sich jedoch mit einer anderen, immer stärker werdenden Empfindung, so daß es mehr und mehr verwässert wurde.
    Unsere Blicke verschmolzen miteinander. Ich fühle mich ihm in diesem Augenblick sehr nahe. Was er mir berichtet hatte, war nicht ungewöhnlicher als das, was wir zusammen in dem baufälligen Haus erlebt hatten. Ich glaubte ihm. Und ich wußte wie er, was es bedeutete, durch Träume gequält zu werden, deren Bedeutung man zunächst nicht zu entschlüsseln weiß. Es kann eine furchtbare Qual sein, mit den Bruchstücken einer fremdartigen Wirklichkeit konfrontiert zu werden.
    Er strich mir sanft über die Stirn und wischte ein paar Haare aus meinem Gesicht, die sich aus der Frisur gestohlen hatte. Ein angenehmer Schauder überlief mich.
    Während unsere Blicke sich ineinander festgesogen hatten, war der Abstand zwischen uns immer kleiner geworden, ohne daß mir das zunächst aufgefallen wäre.
    Ich wollte etwas sagen, aber mein Kopf schien leer zu sein.
    Worauf läßt du dich nur ein, Patti? fragte eine Stimme in meinem Inneren und ich fragte mich, ob sie vielleicht ein ganz bißchen so klang wie die von Tante Lizzy.
    Aber darüber dachte ich im nächsten Moment schon nicht mehr nach, als sich unsere Lippen zum erste Mal berührten. Ein Kuß, der zunächst voller Vorsicht war, dann aber immer leidenschaftlicher wurde.

    *
    "Was hat du jetzt vor?" fragte ich etwas später. Er sah mich fragend an und ich setzte hinzu: "Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich jetzt in meinen Mercedes steige und seelenruhig in die Redaktion fahre... Tom, laß uns zusammen nach einem Weg suchen, dieses Wesen aus dem Totenreich zu stoppen!"
    Wer würde es sonst auch tun? ging es mir im gleichen Moment durch den Kopf. Der knochentrockene Scotland Yard-Inspektor Gregory Barnes vielleicht? Wohl kaum.
    Tom sah mich an.
    "Also gut", sagte er. Ein nachsichtiges Lächeln spielte um seine Lippen. "Vermutlich würdest du mir ohnehin folgen..."
    "Ganz sicher!"
    "Aber ich weiß nicht, ob ich dich das nächste Mal schützen kann, wenn der Leichenwagen auftaucht. Dieses Wesen scheint immer stärker zu werden..."
    Und so fädelte er sich wieder in den Verkehr ein.
    "Wohin geht es?" fragte ich.
    "Zur Villa der Bascombs!"

    *
    Die Villa der Bascombs lag in den Außenbezirken der Riesenstadt London, die sich im Laufe der Zeit immer weiter ins Umland hineingefressen hatte.
    Wir brauchten eine Weile, bis wir aus dem City-Bereich heraus waren. In diesem Moment stellte ich mir Michael T.
    Swann vor, wie er in seinem Büro auf und ab tigerte, ab und zu auf die Uhr blickte und mich vielleicht verwünschte, weil ich nicht pünktlich war.
    Für einen Moment erwog ich in der Redaktion anzurufen. Aber dann entschied ich mich dagegen.
    Ich wollte mich in diesem Moment nicht mit irgendwelchen Einwänden auseinandersetzen müssen.
    Die Villa der Bascombs lag auf einem weitläufigen, beinahe parkähnlichen Grundstück in landschaftlich traumhafter Lage. Das Themseufer war ganz in der Nähe. Das Grundstück grenzte daran.
    Wir fuhren durch ein gußeisernes Tor, das sich selbsttätig öffnete, nachdem Tom sich über eine Gegensprechanlage gemeldet hatte.

    Die Villa selbst war ein Bau aus hellem, angegrauten Sandstein. Das Gebäude wirkte protzig und hatte nichts von verwinkelter Gemütlichkeit viktorianischer Villen.
    Der Regen hatte indessen nachgelassen. Nebel erhob sich vom Fluß und kroch langsam das Ufer empor.
    Wir parkten auf dem gepflasterten Platz neben dem Haus und stiegen aus dem Wagen.
    Ich blickte hinüber zu dem repräsentativen Portal mit den Löwenköpfen am Ende der steinernen Treppengeländer.
    Sie waren ganz offensichtlich jenen Löwen am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher