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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Autoren: Jocelynn Drake
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irgendwann alle Nichtmenschen angreifen würde. War Harold Finchley nur ein einsamer Wolf gewesen, oder war er Teil einer größeren Bewegung, die sich gegen Nachtwandler richtete?
    „Lösch die Erinnerung der beiden Menschen", sagte ich und wies auf den Drogendealer, von dem Tristan Minuten zuvor noch gegessen hatte. Ich wischte die Pistole an seinem Hemd ab und warf sie neben die Leiche. „Komm dann zu meinem Hotelzimmer zurück." Danaus würde uns dort bereits erwarten. Vom Hotel aus würden wir uns dann zum Flughafen aufmachen und meinen Jet nach Venedig nehmen. Unsere einzige Hoffnung, die Naturi aufzuhalten und den kommenden Krieg abzuwenden, bestand darin, uns zunächst in Venedig mit dem Konvent der Nachtwandler zu treffen. Sie würden wissen, wie der wachsenden Gefahr am besten zu begegnen war. Sie waren die Einzigen, die eine Armee aufstellen konnten. „Wohin gehst du?", fragte Tristan.
    Meine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen und gaben ein Paar langer weißer Eckzähne frei. „Auf die Jagd."

2
    Im Schutz der Schatten rannte ich ein paar Häuserblocks weit bis ich Tristan fast eine Meile hinter mir gelassen hatte. Meine Glieder hatten schrecklich zu zittern begonnen, und dieses Zittern pflanzte sich jetzt durch meinen ganzen Körper fort. Die frischen Wunden der letzten paar Stunden und die alten, die seit gestern Nacht noch nicht verheilt waren, verursachten mir zusammen dröhnende Schmerzen. Die Welt war nur noch ein rasender Wirbel aus Schmerz, Lärm und blendendem Licht. Ich schob all das beiseite und richtete meine Aufmerksamkeit ausschließlich darauf, Beute zu machen.
    Die Jagd war beinahe vom Moment meiner Wiedergeburt an eine einsame Angelegenheit gewesen. Für mich war sie ein intimer Moment. In den meisten Nächten wählte ich meine Beute sorgsam aus und entschied mich für ihn oder sie aufgrund der Lebensgeschichte oder persönlicher Überzeugungen. Für gewöhnlich lauschte ich den Gedanken meiner Beute, bis irgendetwas mich zum Zugriff reizte. Und dann gab es noch Nächte wie diese, in denen ich über den ersten armen Idioten herfiel, der mir über den Weg lief.
    Sie war neunzehn, und im ersten Moment hielt sie mich für einen Vergewaltiger. Ich packte sie am dunkelbraunen Haar und zerrte sie in den Schatten eines Hauseingangs. Während sie sich zur Wehr setzte, schössen ihr Tränen in die weit aufgerissenen braunen Augen. Ihren Lippen entrang sich ein Aufschrei, als ich ihr die Zähne in den Hals grub. Aus irgendeiner mitleidigen unterbewussten Regung heraus versetze ich ihren Geist in tiefen Schlaf, während ich trank. Ich schluckte ihr Blut und ließ mich ganz von seiner Wärme und Lebenskraft erfüllen, bis die Erinnerung an diese Nacht verblasste und in weite Ferne rückte. Das Monster in meiner Brust, das sich hinter den Überresten meiner Seele verbarg, war durch die Opfergabe vorübergehend ruhig gestellt.
    Widerwillig ließ ich sie los, als ihr Herzschlag sich zu einem schläfrigen Pochen verlangsamte. Ich hielt sie in den Armen und blickte auf das ebenmäßige junge Gesicht hinab. Ich kannte sie nicht. Vielleicht war sie eine Collegestudentin oder eine junge Mutter auf dem Weg nach Hause. Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, ihre Gedanken zu durchforsten und ihre Ängste und Hoffnungen zu ergründen. Ich wusste nichts über ihre Pläne für die Zukunft und fühlte mich betrogen. Jagen und Essen war mehr als nur der Rausch der Macht. Es war meine letzte Verbindung zur Menschheit, das Letzte, was ich noch mit der Rasse gemeinsam hatte, der ich einmal angehört hatte. Und obwohl ich mich gestärkt fühlte, machte sich nun in meiner Brust ein subtilerer Schmerz bemerkbar. Eine Art von Erschöpfung, die mir vielleicht Sorgen gemacht hätte, wenn ich mir gestattet hätte, länger darüber nachzudenken, aber dafür war einfach keine Zeit.
    Ich lehnte sie sanft gegen den Türknauf und verschloss die Wunde an ihrem Hals. Das musste eine Gabe der Evolution sein, dachte ich. Wir konnten die punktförmigen Wunden heilen, die unsere Zähne verursachten, sodass unsere Tarnung stets gewahrt blieb. Leider konnte ich keine Stich- oder Schusswunden heilen, sodass ich mehr als einen schutzlosen menschlichen Begleiter in meinen Armen hatte sterben sehen müssen.
    Bevor ich ging, löschte ich ihre Erinnerung. Es war gerade jetzt besser, wenn man sich an meinesgleichen nicht erinnerte. Aber es gab noch einen anderen Grund als bloß die Notwendigkeit, uns zu schützen. Ich wollte ihr
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