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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Autoren: Jocelynn Drake
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außerdem ersparen, sich an den flüchtigen Moment des Schreckens in meinen Armen erinnern zu müssen.
    Auf dem Rückweg ins Hotel stärkte ich mich noch zweimal und ließ die gleiche Vorsicht walten wie bei der jungen Frau. Obwohl ich mich nie lange genug aufhielt, um Namen in Erfahrung zu bringen, würde sich keiner von ihnen daran erinnern, dass sie aufgehalten worden waren. Ich wanderte durch die verwinkelten Londoner Straßen und steuerte wieder auf den Fluss zu, während ich mich an Menschengruppen vorbeidrängte. Die wenigen, die jetzt noch auf den von Laternen erleuchteten Straßen unterwegs waren, bemerkten meine Anwesenheit nicht. Meine blutüberströmte Erscheinung hätte vermutlich eine Panik ausgelöst.
    Die Nachtluft war feucht und schwer, als ob der Himmel sich noch in einem nächtlichen Sommerschauer entladen wollte. Ein Nebelschleier waberte dicht über dem Boden und schlängelte sich um die vereinzelten Bäume. Dünn und zart, wie er war, schien er kaum mehr als ein Gespenst oder vielleicht die verlorene Seele dieser alten Stadt zu sein.
    Während ich durch die Straßen schlenderte, ließ ich mir die warme Sommerluft um die Nase wehen und dachte an meine Heimat Savannah und wie ich dort über die River Street spaziert war. Nach einer vergnügten Nacht in den örtlichen Bars war ich auf dem Rückweg in den Forsythe Park immer noch lange durch die Parks gestreift, die über die ganze adrette kleine Stadt verstreut waren. Ich hatte dann über das geschäftige Kommen und Gehen der spärlich bekleideten jungen Leute in den vielen Bars, Restaurants und Nachtklubs gelächelt, die mich nicht einmal dann bemerkten, wenn ich gar keinen Schutzzauber benutzte. Ihr Gelächter und ihre Stimmen hatten sich zu einem stürmischen, aufgekratzten Flüstern gesenkt, das mich umschwirrte wie aufgescheuchte Blätter in einem Windstoß und für ein amüsiertes Funkeln in meinen Augen sorgte.
    Im Forsythe Park hatte ich immer eine Pause bei dem riesigen, in gelbes Licht getauchten Brunnen eingelegt. Ich hatte mich auf den Rand gesetzt und mit geschlossenen Augen auf das gleichmäßige Rauschen des Verkehrs gelauscht, der mich umtoste. Die Blätter raschelten, und das Louisianamoos wiegte sich im Wind und flüsterte mir alte Geschichten von Liebe, Tod und Einsamkeit zu. Von dort aus konnte ich den Pulsschlag der Menschen in meiner Stadt spüren.
    Aber während ich mich jetzt, von getrocknetem Naturi-Blut bedeckt, durch die Straßen von London schleppte, konnte ich weder meine Stadt noch das sanfte Raunen und das Gelächter ihrer Bewohner hören. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich Heimweh. Ich vermisste die mit alten Eichen und akkuraten kleinen Parks geschmückten Straßen meiner Heimatstadt. Ich vermisste ihre Brunnen und die Ufer, die der Fluss liebkoste. Ich hätte sie gerne noch ein letztes Mal gesehen, wäre gern noch einmal durch die Altstadt geschlendert, um an Reihen von historischen Wohnhäusern emporzublicken, deren Schönheit aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg wiederhergestellt worden war. Ich hätte mich bei einem allerletzten Tanz an den Docks vergnügt, wo die lauten, aggressiven Beats der Musik wummerten und die Luft schwer war vom Geruch nach Schweiß und Blut.
    Noch vor wenigen Tagen war ich die unumschränkte Herrscherin in meinem kleinen Reich gewesen - oder, wie es bei uns hieß, die Hüterin meiner Domäne. Dann kam Danaus vorbeigeschneit und brachte meine Welt zum Einsturz. Der Vampirjäger verkündete die Neuigkeit, dass die Naturi drohten, ihre Fesseln abzuschütteln und zum ersten Mal seit Jahrhunderten unsere Welt zu betreten. Obwohl Danaus offensichtlich nicht viel für Nachtwandler übrighatte, begriff er, dass die Naturi noch um einiges schlimmer waren.
    Nachdem sie jahrhundertelang die Wächter der Welt gewesen waren, hatten die Naturi am Ende beschlossen, dass der einzige Weg, die Erde wirklich zu beschützen, die Vernichtung der gesamten Menschheit war. Und so herrschte unzählige Jahre lang Krieg, in dem Hunderte von Naturi, Menschen und Nachtwandlern ums Leben kamen. Schlussendlich gelang es uns, die meisten Naturi in einer anderen Welt einzuschließen; von der Erde getrennt, doch ihr auf ewig verbunden. Aber das war nur eine Lösung auf Zeit. Es gab auf beiden Seiten des Siegels Naturi, die daraufhin arbeiteten, den Durchgang zu öffnen, und wir wussten genau, dass es fortwährender Anstrengung bedurfte, sie unter Kontrolle zu halten. Eine Triade der Nachtwandler schützte das
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