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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Autoren: Jocelynn Drake
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Luft war sofort vom Geruch seines Blutes erfüllt.
    Jeder Gedanke an Zurückhaltung löste sich in Luft auf. Ich war über ihm, bevor er auch nur Atem holen konnte. Meine Fänge gruben sich in seinen Hals und zerfetzten das Fleisch. Blut strömte in mich, und wohlige Erleichterung durchflutete meinen gesamten Körper. Es war dickflüssig und warm und enthielt die ganze Stärke des Lykanthropen. Er kämpfte gegen mich an, stieß, schlug, trat und kratzte voller Verzweiflung, aber ich ließ mich nicht abschütteln. Mit jedem Schluck wurde er schwächer und ich stärker, während ich ihm langsam das Leben aussaugte.
    „Mira!", rief Tristan, sodass ich endlich den Kopf hob. Der Lykanthrop fiel zu meinen Füßen in Ohnmacht. Tristan stürzte vor und stellte sich zwischen mich und die Hexe, in dem Versuch, mich zu beschützen, aber sie musste wohl glauben, dass er es auf sie abgesehen hatte. „Nein", schrie sie, das schmale Gesicht gespenstisch weiß.
    Während meines kurzen Gerangels mit ihrem Kumpan hatte sie sich nicht von der Stelle gerührt. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal Luft geholt. Ihre weit aufgerissenen braunen Augen flogen zwischen mir und Tristan hin und her.
    Sie hob die rechte Hand und begann im Flüsterton eine Beschwörungsformel zu murmeln. Ich konnte gerade noch einen Schritt in ihre Richtung tun, um mich vor Tristan zu schieben, als ihre Rechte auch schon in eine Kugel aus gelb-orangenen Flammen gehüllt war. Ich hielt inne, während ein winziges Lächeln um meine Lippen spielte. Sie war clever. Normalerweise hätte der Anblick von Feuer in den Händen einer Hexe ausgereicht, um jeden Nachtwandler in die Flucht zu schlagen. Aber ich war eben keine gewöhnliche Nachtwandlerin. Ich war die Feuermacherin. Schon als Mensch war die Herrschaft über das Feuer meine Gabe und zugleich mein Fluch gewesen. Arme Hexe.
    Keuchend schleuderte sie den Feuerball auf Tristan. Als ich die Rechte ausstreckte, beschrieb das Feuer einen Bogen auf mich zu und ließ sich auf meiner geöffneten Handfläche nieder. Mit einem breiten Grinsen schloss ich die Finger und erstickte die Flamme, sodass die enge Gasse erneut in Dunkelheit versank.
    Die Hexe runzelte die Stirn. Die Verwirrung stand ihr deutlich ins bleiche Gesicht geschrieben. Aber sie wollte sich nicht in ihre Niederlage fügen. Sie hob beide Hände und wiederholte den Zauberspruch. Dieses Mal konnte ich den Sog der Energie in der Luft spüren. Sie gab jetzt alles, was sie hatte. Als sie zwei große Feuerbälle auf mich schleuderte, schob ich mich schützend vor Tristan. Meine Lider senkten sich, bis die Augen fast geschlossen waren, und die Zeit verlangsamte sich. Der Gestank nach fauligem Müll und der Lärm der Stadtbevölkerung existierten nicht mehr. Es gab nur noch das Feuer, das auf mich zu toste. Ich schwenkte mit nach außen gekehrter Handfläche die Linke vor dem Körper. Erneut folgten die Flammen meiner bleichen Hand. Sie ballten sich einen Augenblick lang um sie, bevor sie sich den Arm hinauf- und an meiner Brust hinabschlängelten wie ein wohlgenährter Python. Man konnte mich nicht verbrennen.
    Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Während ich meine Aufmerksamkeit auf das Feuer konzentrierte, konnte ich das Monster in mir aufschreien hören, aber es war nicht das hungrige Brüllen, dem ich seit mehr als sechs Jahrhunderten lauschte. Es war ein Kreischen voller Wut und Schmerz. Plötzlich verwirrt und erschrocken, lenkte ich die Flammen um, sodass sie wie Wasser an meinen Beinen hinabflössen. Doch in dem Moment, als das Feuer den Boden berührte, explodierten meine Sinne. Die Erde wurde von einem blendend weißen Licht verschluckt, das mir das Hirn versengte. Unter meinen Füßen spürte ich eine enorme Kraftquelle dahinströmen wie einen Fluss, und dorthin kehrte das Feuer zurück.
    Und dann nichts mehr. Das Feuer war fort, und kalte Stille drängte sich um mich. Die neue Verbindung war unterbrochen worden, noch bevor ich auch nur vermuten konnte, was ich da angezapft hatte. Das weiße Licht verblasste. Selbst der brüllende Hunger in mir war zur Buhe gekommen, vermutlich ebenfalls vor lauter Verwirrung und Erschöpfung. Das verräterische Schaben eines Schuhs auf Beton lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf die Hexe. Sie hatte die Arme krampfhaft um die Körpermitte geschlungen und wiegte langsam den Kopf. „Oh, Gott", stöhnte sie heiser. „Die Feuermacherin. Hier!"
    Bevor ich einen weiteren Schritt in ihre Richtung machen konnte, griff die
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