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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes
Autoren: Campbell Black
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schienen, überall auf der Insel. Die religiöse Ausstrahlung des Ortes war genau die richtige: Die Bundeslade hatte einen Ort gefunden, der ihrem wahren Wesen entsprach. Es war völlig richtig, keine andere Stelle hätte besser gepaßt.
    »Das Zelt aus weißer Seide«, sagte Belloq. Er berührte den weichen Stoff.
    »Wie angeordnet«, meinte Mohler.
    »Gut, gut.« Belloq trat ein. In der Mitte des Zeltes stand eine Kiste. Er öffnete den Deckel und schaute hinein.
    Das Zeremoniengewand war kunstvoll und bestickt. Er beugte sich weihevoll vor und berührte es. Dann sah er den Deutschen an. »Sie haben sich genau an meine Anweisungen gehalten. Ich bin sehr zufrieden.«
    Der Deutsche hatte etwas in der Hand: einen Elfenbeinstab, ungefähr eineinhalb Meter lang. Er reichte ihn Belloq, der die eingeschnitzten Figuren betastete.
    »Ideal«, sagte Belloq. »Die Lade muß entsprechend den alten Riten mit einem Elfenbeinstab geöffnet werden. Und wer die Lade aufschließt, muß dieses Gewand tragen. Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    Der Deutsche lächelte. »Sie werden unsere kleine Vereinbarung nicht vergessen.«
    »Wie versprochen«, sagte Belloq. »Wenn ich in Berlin bin, werde ich Sie dem Führer ganz besonders ans Herz legen.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Belloq.
    Der Deutsche betrachtete das Prunkgewand. »Das hat etwas Jüdisches an sich, nicht?«
    »Kein Wunder, mein Freund. Es ist jüdisch.«
    »Sie werden sich hier sehr beliebt machen, wenn Sie das tragen.«
    »Ich lege keinen Wert darauf, beliebt zu werden, Mohler.«
    Der Deutsche sah zu, als Belloq das Gewand über den Kopf stülpte und der reichverzierte Brokatstoff an ihm herabfiel. Es war eine Verwandlung grundlegender Art: Der Franzose sah aus wie ein Hohepriester. Nun ja, was gibt es nicht alles? dachte Mohler. Außerdem hatte Belloq Zugang zu Hitler, selbst wenn er nicht ganz bei Verstand sein mochte - und darauf kam es an.
    »Ist es draußen dunkel?« fragte Belloq. Er fühlte sich seltsam losgelöst, so, als falle seine alte Persönlichkeit von ihm ab und er sei zum Fremden in einem Körper geworden, den er nur undeutlich als vertraut empfand.
    »Bald ist es soweit«, erwiderte der Deutsche.
    »Wir müssen bei Sonnenuntergang beginnen. Das ist wichtig«
    »Man hat die Lade zu dem Stein getragen, wie Sie es wünschten, Belloq.«
    »Gut.« Er berührte den bestickten Stoff. Selbst sein eigener Name erschien ihm auf einmal fremd. Es war, als hätte etwas Ungreifbares, Körperloses begonnen, ihn in sich aufzunehmen Er schien außerhalb seines eigenen Ichs zu schweben - ein Gefühl, das sich mit Alltagsworten nicht wiedergeben ließ.
    Er griff nach dem Elfenbeinstab und trat aus dem Zelt.
    Fast überall stellten die deutschen Soldaten ihre Tätigkeit ein und drehten sich um, starrten ihn an. Er konnte die Abwehr, die Ausstrahlung der Abgestoßenheit ein wenig verstehen, aber auch hier schien alles aus weiter Ferne heranzudringen. Dietrich ging neben ihm her und sagte etwas. Belloq mußte sich zusammennehmen, damit er ihn verstehen konnte.
    »Ein jüdisches Ritual? Sind Sie verrückt, Mann?«
    Belloq antwortete nicht. Er ging auf die unterste der Stufen im Stein zu; die Sonne, gleißend im Untergang, hing tief am fernen Himmel und überflutete alles mit einer Wirrnis von Orange und Rot und Gelb.
    Er trat an die erste Stufe und warf einen kurzen Blick auf die deutschen Soldaten ringsum. Man hatte Scheinwerfer aufgestellt und beleuchtete die Stufen, die Bundeslade. Belloq blickte auf sie und war überzeugt davon, sie summen zu hören. Wenn er sich nicht völlig täuschte, drang ein Leuchten aus ihr hervor. Aber dann geschah etwas, lenkte ihn ab, zog ihn auf die Erde zurück, auf festen Boden; eine Bewegung, ein Schatten, er wußte es nicht genau. Er fuhr herum und sah, daß einer der Soldaten eine merkwürdige Haltung einnahm und mit eingezogenem Kopf unterwegs war. Den Helm trug er schief und tief in die Stirn gezogen, so, als wolle er sein Gesicht verbergen. Aber es waren nicht diese Dinge, die Belloq beschäftigten, sondern ein sonderbares Gefühl, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben.
    Was war das? Wie konnte das sein? Er glotzte und sah, daß der Mann einen Granatwerfer schleppte. Im verblassenden Licht des Tages war ihm das nicht gleich aufgefallen. Aber das seltsame Gefühl, dieses Prickeln - was konnte es bedeuten? Etwas Dunkles durchwehte ihn. Dunkelheit, die sich erst aufhellte, als der Soldat den Helm abnahm und den
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