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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes
Autoren: Campbell Black
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den Gerüchen des Urwalds, dem Duft der Pflanzen, die wuchsen, dem Gestank anderer, die verfaulten, uralter Kadaver, wimmelnd von Maden, verrottenden Holzes, vertrocknenden Laubes. Man kann sich schönere Gegenden vorstellen, wo man sein will, dachte er, es gibt gewiß Besseres.
    Dann dachte er an Forrestal, stellte sich vor, wie er vor Jahren eben diesen Weg gegangen war, dachte an das Fieber in Forrestal, als er in die Nähe des Tempels gekommen war. Aber Forrestal war, so gut er als Archäologe auch gewesen sein mochte, von seiner Reise hierher nicht zurückgekommen - und was der Tempel an Geheimnissen enthielt, lag noch immer dort verborgen. Armer Forrestal. In dieser gottverlassenen Gegend gestorben zu sein, war ein teuflischer Grabspruch und einer, nach dem Indy keine Sehnsucht hatte.
    Er setzte seinen Weg durch den Urwald fort, gefolgt von den anderen. An dieser Stelle füllte der Dschungel schluchtartiges Gelände aus, und der Pfad durchzog die Schluchtwand wie eine alte Narbe. Vom Boden stiegen jetzt dünne Nebelschwaden auf, Dämpfe, von denen er wußte, daß sie im Verlauf des Tages dichter und undurchdringlicher werden würden. Der Nebel würde in dieser Schlucht hängen, als hätten die Bäume Spinnennetze geflochten.
    Ein großer Ara, bunt wie ein frischer Regenbogen, schoß kreischend aus dem Dickicht und flatterte hinauf in die Bäume. Indy erschrak kurz. Dann schnatterten die Indianer wieder, gestikulierten wild mit den Händen, stießen einander an. Barranca drehte sich um und brachte sie mit einem gezischten Befehl zum Schweigen, aber Indy wußte, daß es immer schwerer werden würde, sie unter irgendeiner Kontrolle zu halten.
    Er konnte ihre Ängste so deutlich spüren wie die Feuchtigkeit, die auf seiner Haut lastete.
    Im übrigen bedeuteten ihm die Indianer weniger als sein wachsendes Mißtrauen gegen die beiden Peruaner, zumal gegen Barranca. Das war ein Instinkt von der Art, auf die er sich stets verließ, eine Eingebung, die ihn fast während des ganzen Marsches begleitet hatte. Nur wurde das Gefühl immer stärker. Sie würden ihm für ein paar gesalzene Erdnüsse bereitwillig die Kehle durchschneiden, das wußte er.
    Es ist nicht mehr weit, sagte er sich vor.
    Als er dann erkannte, wie nah er dem Tempel war, als ihm klar wurde, wie wenig ihn noch vom Idol der Chachapoya trennte, erlebte er von neuem, wie Adrenalin ihn durchflutete: Er sah sich vor der Erfüllung eines Traumes, eines alten Schwures, den er im stillen geleistet, eines Gelübdes, das er vor sich selbst abgelegt hatte, als er in der Archäologie ein Anfänger gewesen war. Es war, als kehre er fünfzehn Jahre in seine Vergangenheit zurück, als fände er das vertraute Staunen wieder, den besessenen Drang, die dunklen Orte der Geschichte zu verstehen, also das, was ihn bei der Archäologie so angezogen hatte. Ein Traum, dachte er. Ein Traum nimmt Gestalt an, verwandelt sich aus Nebelhaftem zu Greifbarem. Und er konnte die Nähe des Tempels jetzt spüren, bis tief in die Knochen hinein.
    Er blieb stehen und lauschte wieder dem Geschnatter der Indianer. Sie wissen es auch. Sie wissen, wie nah wir herangekommen sind. Und das erschreckt sie. Er ging weiter. Durch die Bäume sah man in der Schluchtwand einen Riß. Der Pfad war fast unsichtbar geworden, überwuchert von Schlingpflanzen, erstickt von verfilztem Unkraut, das sich auf Wurzeln breitmachte - Wurzeln mit dem Aussehen von Gewächsen, die durch wahllos im Weltraum schwebende Sporen entstanden waren und sich hier aus einer bloßen Laune heraus ausgebreitet hatten. Indy hackte einen Weg frei, schwang den Arm, so daß seine Machete die Hindernisse zerteilte, als seien sie nur faserartiges Papier. Verdammter Urwald. Man durfte sich von der Natur nicht unterkriegen lassen, auch wenn sie, wie hier, alle Zügel hatte schießen lassen, wenn sie jedes Maß verloren zu haben schien. Als er eine Pause einlegte, war er schweißdurchnäßt, und seine Muskeln schmerzten. Trotzdem fühlte er sich wohl und stark, als er die zerteilten Ranken, die durchtrennten Wurzeln betrachtete. Dann nahm er wahr, daß der Nebel dichter wurde, kein kalter Nebel, kein Eishauch, sondern etwas, das aus dem Schweiß des Urwaldes selbst entstand. Er hielt kurz den Atem an und schritt durch den Tunnel.
    Sein Atem stockte erneut, als er das Ende des Weges erreichte.
    Da war er.
    Dort, in einiger Entfernung, umhüllt von mächtigen Bäumen, der Tempel.
    Einen Augenblick lang war Indy erfaßt von den seltsamen
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