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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes
Autoren: Campbell Black
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ihm nach. Der Franzose rührte sich lange Zeit nicht von der Stelle. Er war von einem hochflutenden Gefühl der Erwartung erfaßt, wenn er an die Insel dachte.
    Man hätte die Bundeslade überall öffnen können, in diesem Sinn hatte Dietrich recht. Aber es ist passend, sie auf der Insel zu öffnen, dachte Belloq, an einem Ort, auf dem die Ausstrahlung der fernen Vergangenheit lastet, einem Ort von historischer Bedeutung. Ja, dachte Belloq, der Schauplatz muß dem Ereignis entsprechen.
    Bundeslade und Umgebung müssen aufeinander eingestimmt sein. Nichts anderes kommt in Frage.
    Er ging zu dem kleinen Frachtraum, wo die Kiste lag. Er starrte sie eine Weile versonnen an. Welche Geheimnisse verbirgst du? Was kannst du mir verraten? Er streckte die Hand aus und berührte die Kiste. War es Einbildung, daß er sie vibrieren zu spüren glaubte? Machte er sich etwas vor, wenn er meinte, ein schwaches Summen zu hören? Er schloß die Augen, die Hand immer noch auf dem Holzdeckel. Ein Augenblick tiefsten Staunen, als könnte er eine ungeheure Leere sehen, eine subtile Dunkelheit, eine Grenzlinie, die er überschreiten würde, um an einen Ort jenseits der Sprache und der Zeit zu gelangen. Er öffnete die Augen; seine Fingerspitzen prickelten.
    Bald, sagte er zu sich selbst.
    Bald.
     
    Das Meer war kalt und umspülte ihn mit kleinen Strudeln von der Fahrt des U-Bootes. Indy klammerte sich an die Reling. Seine Muskeln schienen zerreißen zu wollen, die nasse Peitschenschnur zog sich im Wasser zusammen und drohte ihn bis zum Ersticken zusammenzupressen. Du könntest ertrinken, dachte er, und versuchte sich daran zu erinnern, ob das Ertrinken nach Meinung aller ein leichter Tod war. Es mochte auf jeden Fall besser sein, als sich an der Reling des Unterseebootes festzuhalten, das schlagartig in die Tiefe tauchen konnte. Jeden Augenblick war das möglich. Er fragte sich, ob Helden Pensionsanspruch hatten. Er zog sich hoch und fiel auf das Deck. Dann fiel es ihm ein.
    Sein Hut. Sein Hut war fort.
    Nicht abergläubisch werden. Du hast keine Zeit, das Verschwinden eines Hutes zu beklagen, der dir immer Glück gebracht hat.
    Das U-Boot begann zu tauchen. Es sank unter die Oberfläche wie ein riesiger Fisch aus Metall. Er stürzte über das Deck, bis zu den Hüften schon im Wasser. Er erreichte die Kommandobrücke und hetzte die Leiter hinauf.
    Auf dem Turm blickte er nach unten. Das U-Boot sank tiefer. Der Turm wurde vom hochsteigenden Wasser erfaßt und verschlungen, dann versank auch der Funkmast. Er trat Wasser und schwamm zum Periskop, klammerte sich daran, als das Schiff unterging. Wenn es ganz versank, war es aus mit ihm. Das Periskop wurde eingezogen, sank tiefer, während er sich daran festhielt. Bitte, dachte er, bitte, geh nicht tiefer hinunter. Aber das kommt davon, wenn du auf einem deutschen U-Boot als blinder Passagier mitfahren willst. Da kannst du nicht verlangen, daß man auch noch den roten Teppich für dich ausrollt.
    Halb erfroren und zitternd klammerte er sich an das Periskop, aber dann war, ganz so, als hätte eine Meeresgottheit Indy Gebete erhört, der Tauchvorgang plötzlich zu Ende. Vom Periskop ragte nur noch ein Meter aus dem Wasser.
    Immerhin besser als gar nichts. Ein Meter reichte. Mehr brauchte er nicht, um zu überleben. Nicht tiefer sinken, dachte er verzweifelt. Dann wurde ihm klar, daß er es laut gesagt und nicht nur gedacht hatte. Unter anderen Umständen wäre ihm das komisch vorgekommen - ein vernünftiges Gespräch mit einigen Tonnen deutschem Stahl führen zu wollen. Ich habe den Verstand verloren. Das ist es. Und ich bilde mir alles nur ein. Die See hat mich verrückt gemacht.
    Indy griff nach seiner Peitsche und band sich am Sehrohr fest, in der Hoffnung, wenn er einschlief, nicht am schwarzen Meeresgrund aufzuwachen oder - noch schlimmer - als Fischfutter.
    Die Kälte drang ihm ins Mark. Er versuchte das Zähneklappern einzustellen. Und die Peitsche, vollgesogen, schnitt ihm ins Fleisch. Er versuchte wach zu bleiben, vorbereitet auf alles, was sich ergeben mochte - aber die Müdigkeit lag bleiern in ihm, der Schlaf schien das Wichtigste zu sein, das einzige, was noch von Belang war.
    Er schloß die Augen. Er versuchte, an etwas Bestimmtes zu denken, an irgend etwas, das ihn daran hinderte, einzuschlafen -aber es fiel schwer. Er fragte sich, wohin das U-Boot unterwegs sein mochte. Er sang im stillen kleine Lieder. Er versuchte sich an alle Telefonnummern zu erinnern, die er sich jemals
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