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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper
Autoren: Lee Child
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über uns herfällt.«
     
    Der Mann in dem Minivan drückte den Knopf der Fernbedienung an der Sonnenblende, und das Garagentor rumpelte nach oben. Er fuhr hinein und drückte erneut auf den Kopf, damit das Tor sich wieder schloss. Er stellte den Motor ab und blieb noch einen Augenblick am Steuer sitzen. Dann stieg er aus und ging durch den Schmutzraum in die Küche. Er tätschelte seinem Hund den Kopf und schaltete den Fernseher ein.
     
    Sanitäter in Ganzkörperpanzern kamen durch den Hintereingang in die Stadtbücherei. Zwei von ihnen blieben im Gebäude, um zu kontrollieren, ob es unter den Schutzsuchenden Verletzte gab. Die anderen vier verließen die Bibliothek durch den Hauptausgang, rannten geduckt über die Plaza und gingen hinter der Umfassungsmauer in Deckung. Sie krochen zu den Opfern und überzeugten sich davon, dass alle fünf wirklich tot waren. Dann blieben sie dort. Auf dem Pflaster ausgestreckt neben den Toten liegend. Keiner exponiert sich unnötig, bevor das Parkhaus durchsucht ist, hatte Emerson gesagt.
     
    Emerson parkte zwei Straßenblocks von der Plaza entfernt in der zweiten Reihe und wies einen uniformierten Sergeanten an, mit seinen Männern das Parkhaus zu durchkämmen – von der Südwestecke aus und von oben nach unten. Die Uniformierten suchten die vierte Parkebene ab, dann die dritte. Dann die zweite. Dann die erste. Der Altbau war problematisch. Er war schlecht beleuchtet und stand voller Autos, von denen jedes ein potenzielles Versteck darstellte. Ein Kerl konnte in einem, unter einem oder hinter einem stecken. Aber sie entdeckten niemanden. Der Anbau schien weit weniger problematisch. Er war überhaupt nicht beleuchtet, aber in diesem Teil parkten noch keine Autos. Die Streifenpolizisten kamen einfach die Treppe herunter und suchten jede Ebene mit dem Strahl ihrer Stablampen ab.
    Auch im Neubau war niemand.
    Der Sergeant atmete auf und meldete das über Funk.
    »Gut gemacht«, sagte Emerson.
    Und das stimmte. Weil sie in der Südwestecke angefangen hatten, blieb die Nordostecke völlig unberührt. Durch Glück oder richtige Einschätzung der Gegebenheiten hatte die Polizei die erste Phase ihrer Ermittlungen, die später als vorbildlich gelten würden, mit einer tadellosen Leistung begonnen.
     
    Als es gegen sieben Uhr abends dunkel zu werden begann, war Ann Yanni schon elfmal auf Sendung gewesen: dreimal national und achtmal lokal. Persönlich war sie von diesem Verhältnis ein wenig enttäuscht. Sie spürte eine gewisse Skepsis, die ihr aus der NBC-Nachrichtenredaktion entgegenschlug. Blut ist der beste Aufmacher, lautete das Credo ihrer Branche, aber dieses Blut war irgendwo in der Provinz, weit von New York oder L.A. entfernt, vergossen worden. Dies war kein Verbrechen in einem gepflegten Vorort von Washington, sondern hatte etwas von einem Spinner aus dem Mittleren Westen an sich. Es war wenig wahrscheinlich, dass ein wirklich Prominenter ins Fadenkreuz dieses Kerls geraten würde. Also war das Ganze keine wirkliche Sensation. Und tatsächlich hatte Yanni nicht allzu viel zu bieten. Bisher war keiner der Toten identifiziert. Keines der Mordopfer . Die Polizei hatte eine Nachrichtensperre verhängt, bis die Angehörigen der Ermordeten benachrichtigt waren. Also konnte sie keine das Herz erwärmenden Hintergrundstorys einflechten. Sie wusste nicht genau, welche der Männer Familie gehabt hatten. Oder Kirchgänger gewesen waren. Sie wusste nicht, ob die Frau verheiratet gewesen war oder Kinder gehabt hatte. Auch was Bildmaterial betraf, hatte sie nicht sonderlich viel zu bieten: eine neugierig gaffende Menge an der fünf Blocks entfernten Straßensperre, eine statische Aufnahme die graue First Street entlang, gelegentlich Nahaufnahmen des Parkhauses, in dem der Heckenschütze nach allgemeiner Überzeugung versteckt gewesen sein musste.
     
    Gegen acht Uhr war Emerson schon sehr viel weiter. Seine Leute hatten Hunderte von Aussagen protokolliert. First Sergeant Kelly, MC, war weiter der Überzeugung, sechs Schüsse gehört zu haben. Emerson neigte dazu, ihm zu glauben. Was solche Dinge betraf, waren Marineinfanteristen vermutlich glaubwürdige Zeugen. Dann erwähnte irgendein anderer Kerl, sein Handy sei die ganze Zeit über eingeschaltet und mit der Mailbox eines anderen Teilnehmers verbunden gewesen. Der Mobilfunkanbieter stellte die Aufzeichnung zur Verfügung, auf der ganz leise sechs Schüsse zu hören waren. Aber die Gerichtsmediziner hatten bei den fünf tot
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