Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
mehr aufgewirbelte Zementstaub besonders deutlich hervortrat. Auf diese Weise entdeckten sie Schuhabdrücke. Wirklich perfekte Abdrücke. Der Cheftechniker rief Emerson auf seinem Motorola an.
    »Er hat komische Schuhe getragen«, sagte er.
    »Wieso komisch?«
    »Schon mal von Kreppgummi gehört? Das ist eine Art Rohgummi. Fast unbehandelt. Sehr griffig. An solchen Sohlen bleibt alles kleben. Finden wir diesen Kerl, finden wir garantiert auch Schuhe mit Kreppsohlen, an denen Zementstaub haftet. Und einen Hund in seinem Haus.«
    »Einen Hund?«
    »Wir haben Hundehaare gefunden, die an den Kreppsohlen geklebt haben müssen. Hier sind sie am rauen Beton hängen geblieben. Und Teppichfasern. Wahrscheinlich von Läufern in seinem Haus und den Autoteppichen.«
    »Weitermachen«, sagte Emerson.
     
    Um zehn vor neun berichtete Emerson seinem Polizeichef vor dessen erster Pressekonferenz über den Stand der Ermittlungen. Dabei hielt er nichts zurück. Der Chief musste selbst entscheiden, worüber er reden und was er noch geheim halten wollte.
    »Sechs Schüsse abgegeben und fünf Leute tot«, sagte Emerson. »Alles Kopfschüsse. Ich tippe auf einen ausgebildeten Scharfschützen. Wahrscheinlich ein ehemaliger Soldat.«
    »Oder ein Jäger?«, fragte der Chief.
    »Großer Unterschied, ob man auf Wild oder Leute schießt. Die Methode mag gleich sein, aber gefühlsmäßig liegen dazwischen Welten.«
    »Ist’s richtig, dass wir darauf verzichtet haben, das FBI einzuschalten?«
    »Dies war kein Terroranschlag. Der Kerl ist ein verrückter Einzelgänger. Solche Fälle hat’s schon mehrmals gegeben.«
    »Ich möchte zuversichtlich erklären können, dass wir den Täter fassen werden.«
    »Ich weiß«, sagte Emerson.
    »Wie zuversichtlich darf ich mich äußern?«
    »Bisher haben wir gutes Material, aber noch kein großartiges.«
    Der Chief nickte, äußerte sich aber nicht dazu.
    Um Punkt neun Uhr erhielt Emerson einen Anruf des Pathologen. Seine Mitarbeiter hatten alle fünf Schädel geröntgt. Schwere Gewebeschäden, Ein- und Austrittswunden, keine stecken gebliebenen Geschosse.
    »Hohlspitzen«, sagte der Pathologe. »Lauter glatte Durchschüsse.«
    Emerson drehte sich um und starrte in den Zierteich. Dort drin liegen sechs Kugeln, sagte er sich. Fünf glatte Durchschüsse und ein Fehltreffer. Um Viertel nach neun war das Becken endlich leer. Die Tauchpumpen der Feuerwehr begannen Luft anzusaugen. Zurück blieben nur eine fingerdicke schaumige Schlammschicht, die den Boden überzog, und jede Menge Abfall. Emerson ließ die Scheinwerfer anders aufstellen und schickte zwölf Schüler der Police Academy über den Beckenrand – sechs von der einen Seite, sechs von der anderen.
     
    Die Spurensicherer im Parkhausanbau registrierten achtundvierzig Schuhabdrücke auf dem Hinweg und vierundvierzig auf dem Rückweg. Anfangs war der Täter zuversichtlich, aber vorsichtig gewesen; später hatte er’s eilig gehabt und daher größere Schritte gemacht. Am letzten Pfeiler vor der Nordostecke fanden sie in Schulterhöhe wieder Fasern. Anscheinend merzerisierte Baumwolle, wahrscheinlich von einem beigen Trenchcoat, als habe der Kerl an den Pfeiler gedrückt dagestanden, bevor er sich vorgewagt hatte, um einen Blick auf die Plaza zu werfen. Zwischen Pfeiler und Mauerbrüstung war der Staub an vielen Stellen aufgewühlt. Außerdem wurden dort weitere blaue Fasern, noch mehr Trenchcoatfasern und winzige Brocken Kreppgummi – blass und alt – gefunden.
    »Er ist nach vorn gekrochen«, sagte der Cheftechniker. »Erst auf Knien und Ellbogen hin, dann auf Knien, Zehenspitzen und Ellbogen zurück. Falls wir jemals seine Schuhe finden, werden sie vorn ganz zerschrammt sein.«
    Sie fanden die Stelle, wo er sich aufgesetzt und hingekniet haben musste. Unmittelbar davor waren auf der halbhohen Mauer Firnisspuren zu erkennen.
    »Hier hat er sein Gewehr aufgelegt«, sagte der Cheftechniker. »Hat es hin und her bewegt, bis es richtig gelegen hat.«
    Dann ging er in die Hocke und blickte über die Firnisspuren hinweg, als zielte er mit einem Gewehr. Wen er vor sich hatte, war Emerson, der keine fünfunddreißig Meter von ihm entfernt vor dem leer gepumpten Zierteich auf und ab ging.
     
    Die Polizeischüler blieben eine halbe Stunde in dem leer gepumpten Teich und kamen mit Müll aller Art, fast acht Dollar in Centstücken und sechs Gewehrkugeln heraus. Fünf der Geschosse waren nur bizarr verformte Bleiklumpen, aber eines sah absolut fabrikneu aus. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher