Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Jetzt meldet sie sich nicht über ihr Handy. Wir hoffen, dass sie unverletzt ist, aber wir befürchten, sie könnte getroffen sein …«
    Cash lauschte, bis ihre Stimme unverständlich leise wurde. Er schüttelte gedankenverloren den Kopf. Dann brachte er sein Auge wieder ans Okular seines Nachtsichtgeräts und beobachtete das Haus.
     
    Rosemary Barr befand sich nicht im Keller. Um das festzustellen, brauchte Reacher weniger als eine Minute. Der Keller bestand aus einem einzigen offenen Raum: modrig, nur schwach beleuchtet, nicht unterteilt und bis auf den Heizkessel und die Fundamente der drei gemauerten Kamine völlig leer.
    Reacher blieb vor dem Sicherungskasten stehen. Er war versucht, den Hauptschalter umzulegen. Aber Tschenko besaß ein Nachtsichtgerät, er dagegen nicht. Deshalb schlich er wieder die Kellertreppe hinauf.
     
    Yanni fand Helen Rodins Pumps, indem sie buchstäblich über sie stolperte. Sie standen ordentlich nebeneinander am Fuß des Maschendrahtzauns. Hohe Absätze. Schwarzes Lackleder, das im fahlen Mondschein schwach glänzte. Yanni stieß versehentlich dagegen und hörte ein Geräusch wie von leeren Schuhen. Sie bückte sich und hob sie auf. Hängte sie mit den Absätzen an den Zaun.
    »Helen?«, flüsterte sie. »Helen? Wo sind Sie?«
    Dann hörte sie eine Stimme: »Hier.«
    »Wo?«
    »Hier. Einfach geradeaus.«
    Yanni ging weiter. Entdeckte eine dicht am Fuß des Zauns kauernde schwarze Gestalt.
    »Ich hab mein Handy verloren«, sagte Helen. »Ich kann’s nicht mehr finden.«
    »Sind Sie unverletzt?«
    »Er hat mich verfehlt. Ich bin wie eine Verrückte herumgehüpft. Aber die Kugel hat mich fast gestreift. Das hat mir Angst gemacht. Ich hab mein Handy fallen lassen und bin geflüchtet.«
    Helen setzte sich auf. Yanni ging neben ihr in die Hocke.
    »Hier, sehen Sie«, sagte Helen. Auf ihrer Handfläche lag etwas Glänzendes. Ein Geldstück. Ein Quarter, neu und glänzend.
    »Was ist das?«, fragte Yanni.
    »Ein Quarter«, antwortete Helen.
    »Na und?«
    »Reacher hat ihn mir geschenkt.«
    Helen lächelte. Yanni konnte im Mondschein das Weiß ihrer Zähne sehen.
     
    Reacher schlich den Korridor im Erdgeschoss entlang. Öffnete rechts und links Türen und warf jeweils einen raschen Blick in die Räume dahinter. Alle Zimmer waren leer. Alle unbenützt. Am Fuß der Treppe machte er Halt. Zog sich in einen etwa sechs mal sechs Meter großen Raum zurück, der vermutlich der Salon des Hauses gewesen war. Ging in die Hocke, legte das Messer auf den Boden und zog sein Handy aus der Tasche.
    »Gunny?«, flüsterte er.
    Cash antwortete: »Sind Sie wieder da?«
    »Handy war in meiner Tasche.«
    »Yanni hat Helen gefunden. Sie ist unverletzt.«
    »Gut. Keller und Erdgeschoss sind leer. Sie hatten doch recht, glaube ich. Rosemary muss auf dem Dachboden sein.«
    »Sie gehen jetzt nach oben?«
    »Muss ich wohl.«
    »Tote?«
    »Bisher zwei.«
    »Dann müssen noch ein paar Leute oben sein.«
    »Ich sehe mich vor.«
    »Verstanden.«
    Reacher steckte das Handy wieder ein, nahm das Kampfmesser vom Boden, erhob sich und schlich auf den Flur hinaus. Die Treppe befand sich an der Rückwand des Hauses. Sie war breit und wies nur eine geringe Neigung auf. Geradezu ideal. Auf halber Höhe, wo sie die Richtung wechselte, befand sich ein breiter Treppenabsatz. Die erste Hälfte der Treppe ging er rückwärts hinauf. Das war vernünftiger. Falls jemand im ersten Stock übers Treppengeländer schaute, wollte er ihn rechtzeitig entdecken. Er blieb dicht an der Wand. Knarrende Treppenstufen waren in der Mitte am lautesten. Er bewegte sich langsam, tastete mit dem Absatz nach der nächsten Stufe und setzte die Füße vorsichtig auf. Und lautlos. Bootsschuhe. Endlich mal für etwas gut. Nachdem er auf diese Weise ein halbes Dutzend Stufen hinaufgestiegen war, befand sein Kopf sich etwa auf Höhe des Korridorbodens im ersten Stock. Er hob den Revolver. Noch eine Stufe, dann konnte er den gesamten Flur überblicken. Er war leer: ein mit Teppichboden ausgelegter und von einer einzigen schwachen Glühbirne beleuchteter Gang. Nichts zu sehen außer sechs geschlossenen Türen, je drei auf beiden Seiten. Er atmete aus und betrat den Treppenabsatz. Schob sich nach links und nahm die zweite Treppenhälfte vorwärts gehend in Angriff. Verließ die Treppe und betrat den Korridor.
    Was nun?
    Sechs geschlossene Türen. Wer befand sich wo? Er bewegte sich langsam in Richtung Vorderfront. Horchte an der ersten Tür. Hörte nichts.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher