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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper
Autoren: Lee Child
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Schlich weiter. Hörte auch hinter der zweiten Tür nichts. Ging leise weiter, aber bevor er die dritte Tür erreichte, vernahm er Laute aus dem Stockwerk über sich. Geräusche, die von oben durch die Decke kamen. Geräusche, die er nicht einordnen konnte. Gleitende, scharrende, knirschende Geräusche, die sich rhythmisch wiederholten – jeweils mit einem einzelnen leichten Pochen am Ende. Gleiten, Scharren, Knirschen, Pochen . Er starrte zur Decke empor. Dann öffnete sich die dritte Tür und Gregor Linsky trat vor ihm auf den Gang hinaus. Und erstarrte.
    Er trug seinen vertrauten Zweireiher. Grauer Sergestoff, quadratische Schultern, Hosen mit Aufschlag. Reacher stach ihn in die Kehle. Augenblicklich, rechtshändig, instinktiv. Er stieß die Klinge in seinen Hals und riss sie nach rechts. Die Luftröhre durchtrennen. Er darf keinen Laut von sich geben. Reacher trat zur Seite, um dem Blutschwall auszuweichen. Packte ihn von hinten unter den Armen und schleifte ihn durch die Tür, aus der er gekommen war. Dahinter lag eine Küche. Linsky war dabei gewesen, Tee zu kochen. Reacher stellte die Gasflamme unter dem Wasserkessel ab. Beugte sich hinunter, umklammerte Linskys Kopf mit beiden Händen, drehte ihn nach links und ruckte ihn stark nach rechts. Brach ihm das Genick. Das Knacken war fast beängstigend laut. Dies war ein ungewöhnlich stilles Haus. Reacher hob Messer und Revolver wieder auf und horchte an der Tür. Hörte nichts als Gleiten, Scharren, Knirschen, Pochen . Gleiten, Scharren, Knirschen, Pochen . Er trat wieder auf den Gang hinaus. Dann wusste er plötzlich, was er da hörte.
    Glas.
    Cash hatte das Feuer aus Tschenkos bevorzugtem nördlichem Aussichtspunkt erwidert und wie jeder gute Scharfschütze versucht, mit diesem einen Schuss den größtmöglichen Schaden anzurichten. Und Tschenko war wie alle guten Scharfschützen bemüht, seine Umgebung einsatzbereit zu halten. Er räumte die Glassplitter weg. Die Wahrscheinlichkeit, nochmals an dieses Fenster zu müssen, betrug fünfundzwanzig Prozent, und er wollte den Raum ungehindert durchqueren können.
    Gleiten, Scharren, Knirschen, Pochen . Er benützte die Innenseite seines Schuhs, um das Glas zu einem Haufen zusammenzuschieben. Dann trat er vor, um den nächsten halbkreisförmigen Bogen abzuräumen. Er wollte einen circa einen halben Meter breiten Weg durchs Zimmer freiräumen. Um nicht zu schlittern oder ausrutschen.
    Wie weit war er schon gekommen?
    Reacher schlich zur nächsten Treppe. Sie war mit der unteren identisch: breit, nicht sehr steil, mit einem Absatz in der Mitte. Er ging wieder rückwärts hinauf, horchte dabei angestrengt. Gleiten, Scharren, Knirschen, Pochen . Er überquerte den Treppenabsatz, ging in normaler Haltung weiter. Der Flur im zweiten Stock entsprach dem im ersten, war aber nicht mit Teppichboden ausgelegt. Nur nackte Bodendielen. In der Mitte des Korridors stand ein Stuhl an der Wand. Alle Türen standen offen. Norden war rechts. Reacher konnte kühle Nachtluft hereinströmen fühlen. Er blieb dicht an der Wand. Schob sich lautlos weiter. Die Geräusche wurden lauter. Er presste sich an die Wand. Holte tief Luft. Drehte sich langsam nach links und trat durch eine offene Tür.
    Tschenko war dreieinhalb Meter von ihm entfernt. Kehrte ihm den Rücken zu. Arbeitete dem Fenster zugekehrt. Die untere Hälfte des Schiebefensters war hinter der oberen hochgeschoben. Beide Scheiben waren zerschossen. Das Zimmer war kalt, der Fußboden von Glasscherben übersät. Tschenko war dabei, einen Weg von der Tür zum Fenster freizuräumen. Er hatte noch etwa einen Meter vor sich. Sein Gewehr lehnte zwei Meter von ihm entfernt an der Wand. Er stand leicht nach vorn gebeugt da, blickte zu Boden, konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Und diese Aufgabe war wichtig. Auf einem Glassplitter auszurutschen, konnte im Feuerkampf wertvolle Sekunden kosten. Tschenko besaß Disziplin.
    Und er hatte noch zehn Sekunden zu leben.
    Reacher steckte das Messer weg. Hatte so die rechte Hand frei. Beugte und streckte die Finger. Trat dann vor. Folgte lediglich langsam und geräuschlos dem Pfad, den Tschenko freigeräumt hatte. Vier lautlose Schritte. Tschenko fühlte ihn kommen. Er richtete sich jäh auf. Reacher bekam ihn von hinten am Hals zu fassen. Seine Hand hielt ihn wie in einem Schraubstock fest. Er machte einen raschen, langen Schritt, stieß dabei Tschenko mit ausgestrecktem Arm vor sich her und stürzte ihn kopfüber aus dem Fenster.
    »Ich hab dich
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