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Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Titel: Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel. Eine Flaschenpost.

    „Lady Jane", die schmucke, weiße Yacht Lord Hagerstonys, lief in schäumender Fahrt die Malaccastraße entlang. Wir wollten Penang anlaufen, zum Besuch eines alten Bekannten des Lords. Ich stand ganz vorn am Bug neben dem früheren Kapitän Hoddge, der unsere tollen Abenteuer in Siam miterlebt hatte und mit uns vor der Rache der Feuerpriester geflohen war.
    Sein hageres Gesicht strahlte vor Lust an der Fahrt.
    „Weiß Gott, lieber Warren," sagte er jetzt, „ich bin ein ganz anderer Mensch geworden, seitdem ich wieder die Planken eines guten Schiffes unter den Füßen habe. Wenn ich auch mit meinem schwimmenden Hotel auf dem Menam-Fluß stets auf dem Wasser war, jetzt erst fühle ich mich wohl. Ich werde mir wieder einen Frachtdampfer kaufen und die alten Fahrten aufnehmen."
    „Das glaube ich gern, lieber Hoddge," gab ich zurück, „wer sein Leben lang auf See war, den gibt sie nicht wieder frei. Ich wundere mich, daß Sie es zehn Jahre lang in Siam ausgehalten ' "
    „Ach, das hatte auch persönliche Gründe," wehrte Hoddge ab, „aber wunderbares Wetter heute, das Meer ist kaum bewegt. Da, sehen Sie- dort links? Das muß ein kolossaler Bursche sein."
    Eine riesige, dreieckige Flosse glitt dort langsam durch die glatte Flut. Sicher war es ein Riesenhai von wenigstens neun Meter Länge.
    „Ah, den möchte ich angeln," rief Hoddge eifrig, „da, jetzt hat er ein Opfer erspäht."
    Die mächtige Flosse schnitt plötzlich in rasender Geschwindigkeit vorwärts, und der Riesenkörper ließ eine förmliche Kiellinie hinter sich. Dann verschwand die Rosse mit einem Ruck, und nun mochte sich wohl in der dämmerigen Tiefe ein Drama abspielen.
    Als ich die niedrigen Wellen betrachtete, die quer auf die „Lady Jane" zuliefen, glaubte ich plötzlich einen kleinen Gegenstand blitzen zu sehen. Jetzt wieder, und als dieser Gegenstand in einen Sonnenkringel kam, sprühte er wie ein Edelstein auf.
    „Da hat jemand einen mächtigen Diamanten verloren," sagte ich scherzend zu Hoddge.
    Der Engländer blickte scharf hin. Dann krauste er die Stirn und murmelte:
    „Es ist eine Flasche mit geschliffenem Glasstöpsel. Hm, entweder hat sie eine Dame aus einem der Luxusdampfer geworfen, oder es handelt sich um eine Flaschenpost. Wollen die Sache einmal untersuchen."
    Er rannte zur Kommandobrücke, und sofort stoppte die „Lady Jane" ihren Lauf. Jim, der lange Diener Hagerstonys, tauchte mit einem Bügelnetz an langem, ausziehbarem Stiel auf, das der Lord zum Fang kleiner Seetiere zu benutzen pflegte. Geschickt trieb die Yacht dicht an der Flasche vorbei, und Jim holte sie an Bord.
    „Hihi," kicherte Hagerstony, „da war einmal Badesalz drin. Hat irgend eine Schöne aus dem Kabinenfenster geworfen,"
    Ruhig drehte Hoddge den Glasstöpsel heraus und guckte ins Innere der aus undurchsichtigem Glas gefertigten Flasche.
    „Habe doch recht gehabt," sagte er, schüttelte die Flasche und zog einen zusammengefalteten Zettel heraus.
    „Vielleicht eine Heiratsannonce der Schönen," lachte Hagerstony.
    Hoddge faltete den Zettel auseinander und machte ein bedauerndes Gesicht.
    „Es ist Französisch," sagte er, „verstehe ich leider nicht so gut. Hier, Herr Torring, vielleicht übersetzen Sie."
    Rolf las halblaut vor:
    „Hilfe. Bin in Singapore von Chinesen überfallen und auf Schiff geschleppt. Gaston Roule fragen, Rettet
    Violette Tardon."
    Der Lord stieß einen ellenlangen Fluch aus. Rolf aber sagte ruhig:
    „Selbstverständlich müssen wir alles versuchen, um dem armen Mädchen zu helfen. Wann werden wir Penang anlaufen?"
    „In zwei Stunden,"
    „Gut, dann müssen wir sofort nach Singapore telefonieren und uns nach Gaston Roule erkundigen. Das Schiff mit der Gefangenen muß vor uns die Malacca-straße hinuntergefahren sein. Und die Flasche muß erst vor kurzer Zeit ins Meer geworfen sein, denn das Etikett ist nur teilweise abgelöst."
    „Na, dann wollen wir meine ,Lady' mal laufen lassen," sagte Hagerstony und rief seinem Kapitän Thackeray den Befehl zu. Im nächsten Augenblick schäumte auch schon eine hohe Bugwelle vor der Yacht hoch, und in rasender Fahrt liefen wir nach Nord-West, die Malaccastraße hinauf.
    Wir gingen jetzt in die geräumige Kajüte, um unseres Fund zu besprechen.
    „Leider sind wir ja keine Detektive," meinte Rolf, „und so können wir uns nur darauf beschränken, die Polizei zu benachrichtigen. Aber ich will doch auf jeden Fall privat mit Lord Abednego in Singapore sprechen,
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