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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)
Autoren: Sarah Beth Durst
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sich in oder nur wenig außerhalb von Philly. Studierte sie an einem von diesen, könnte sie zu Hause wohnen bleiben und jeden Tag zur Uni fahren. Mom und der Blumenladen würden weiterhin ihr Leben bestimmen, und nichts würde sich wirklich ändern. Dieser Test war der Schlüssel zu ihrer Zukunft. Sie musste ihn nur bestehen.
    »Was meinst du, ist der Schlüssel da drin oder finde ich hier bloß einen Hinweis auf den nächsten Hinweis?«, fragte sie Tye.
    »Sie wollen wirklich, dass du den Schlüssel suchst?«, fragte Tye zurück.
    Die Frage ärgerte Lily. »Du glaubst nicht, dass ich ihn finden kann?«, meinte sie gereizt.
    »Das ist es nicht«, fiel er ihr hastig ins Wort. »Es ist … du bist eine Überraschung, weißt du. Es wird Spaß machen, herauszufinden, wer Lily ist.«
    Schon wieder wurde Lily rot. »Da gibt es nicht viel herauszufinden«, sagte sie. »An mir ist nichts Rätselhaftes.« Mom war diejenige, die voller Geheimnisse steckte. Lily war so normal wie Erdnussbutter mit Marmelade. Na ja, vielleicht Erdnussbutter mit Banane.
    »Alles klar.« Er legte ihr sanft eine Hand an die Wange, und wieder spürte sie dieses verwirrende, elektrisierende Prickeln auf der Haut. Sie erstarrte und hielt die Luft an. Noch niemals hatte ihr ein Junge die Hand auf die Wange gelegt, auch wenn dieser hier sie eher betrachtete wie ein interessantes Forschungsobjekt als wie das Objekt seiner Bewunderung. Tye nahm die Hand weg. »Ich bin wieder zurück, bevor du deinen nächsten Hinweis gefunden hast.«
    »Du kommst nicht mit?«, fragte Lily und zuckte innerlich zusammen. Sie sollte ihn nicht anbetteln, bei ihr zu bleiben. Bloß, weil er der süßeste Junge war, mit dem sie je geredet hatte … Andererseits – musste er sie denn nicht ohnehin begleiten? Immerhin hatte er behauptet, ihr Beschützer zu sein. »Musst du mich denn nicht vor besonders zerstreuten Bibliothekaren beschützen oder vor gefährlichen, eingestaubten Büchern?«
    Tye warf ihr sein schiefes Grinsen zu. »Hüte dich einfach vor wild gewordenen Bücherwagen.«
    Sie öffnete die Tür zur Bibliothek. Als sie über die Schulter zurückblickte, war er schon weitergegangen und schaute nach oben zu einer anderen Steinfigur, einem Mann in Mantel und Hut, der Flöte spielte. Ihr blieb nur eine Sekunde Zeit, sich zu fragen, was er da machte, bevor eine Familie mit zwei Kindern auf sie zukam. Da sie die Tür nicht blockieren wollte, schlüpfte sie schnell hinein.
    Die Eingangshalle der Bibliothek war mit Holz getäfelt, dessen warmer Honigton exakt der Farbe von Tyes Augen entsprach. Hör auf, dauernd an ihn zu denken, schalt sie sich. Wenn sie den Test bestand, würde sie mehr als genug Zeit haben, für Collegeboys mit hübschen Augen zu schwärmen. Jetzt musste sie erst mal ein Buch finden.
    Lily schickte sich an, quer durch die Halle zu marschieren, wurde jedoch nach wenigen Schritten von einer Reihe Drehkreuze aufgehalten. Sicherheitsleute prüften die Ausweise der Studenten. Sie wog ihre Möglichkeiten ab. Sie könnte behaupten, eine Studentin zu sein und versuchen, sich irgendwie durchzumogeln (keine gute Idee – sie war eine miese Schauspielerin). Oder … nein, die Wahrheit zu sagen, kam nicht infrage. Der Legacy Test war streng geheim.
    Während sie versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen, hörte sie mit halbem Ohr, wie die Familie von vorhin sich in der Empfangshalle der Bibliothek umsah. Die Frau schwelgte gerade in Erinnerungen an all die vielen Stunden, die sie hier verbracht hatte, um ihre Abschlussarbeit zu schreiben. Der Vater balancierte ein als Tiger verkleidetes Kleinkind auf der Hüfte, während das Mädchen mit großen braunen Augen an den Lippen ihrer Mutter hing. Die vier waren das Ebenbild einer perfekten Familie. Zu Hause kannte Lily auch einige solcher Familien. Die Mütter plauderten immer höflich mit ihrer Mom, warfen Lily aber mitleidige Blicke zu, sobald sie sich unbeobachtet glaubten. Und während der letzten Jahre, da das Gedächtnis Mom mehr und mehr im Stich ließ, waren diese Blicke immer schlimmer geworden.
    Lily schaute zu, wie die Ehemalige, begleitet von ausladenden Gesten, die Kabine vorführte, in der sie ihre Doktorarbeit geschrieben hatte. Diese Frau hatte sicher noch niemals mitleidige Blicke ertragen müssen, vermutete sie und fragte sich, ob Tye wohl Mitleid mit ihr hätte, wenn er von ihrer Mutter erfuhr.
    Konzentrier dich, Lily!
    Sie entdeckte ein Schild mit der Aufschrift Besucher . Ein kurzes Gespräch
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