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Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Autoren: Michael Gerwien
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Jahre alten Mann in Bluejeans und
einem knallbunten, fast bis zum Bauchnabel offenen Hawaiihemd unterbrochen. Seine
grau behaarte Brust war mit einer dicken Goldkette geschmückt, an deren unterem
Ende ein flaches edelsteinbestücktes Platinkreuz baumelte. Seine wenigen dunkel
gefärbten Kopfhaare hatte er mit einem guten Pfund Gel zum Stehen gebracht. Er schüttelte
Max mit einem selbstgefälligen Lächeln die Hand und forderte ihn auf, ihm in sein
Allerheiligstes zu folgen.
    Jetzt schau
dir bloß diesen Typ an! Ich glaub, ich spinn, staunte Max. Der sieht glatt aus wie
seine eigene Karikatur. Wahnsinn, manche Klischees sind tatsächlich lebendig. Nicht
zu fassen. Aber wieso macht er als Schlagerproduzent auf Gangsta-Rapper? Weil er
genauso kriminell ist wie ein Teil der Jungs aus der Bronx? Oder hat man das jetzt
im Schlagerbusiness auch so, mit fetter Goldkette und Riesenkreuz über dem Bauchnabel?
Aber vielleicht ist es auch nur seine Arbeitskleidung im Studio. Das ist ja das
Irre an unserer Welt heute: Alles ist möglich.
    »Mein Partner,
Herr Nagel, kommt auch gleich«, verkündete Holzer mit öliger Stimme, nachdem er
Max mit einer Handbewegung aufgefordert hatte, vor seinem riesigen Eichenholzschreibtisch
Platz zu nehmen. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Hätten
Sie vielleicht auch ein Glas Wasser? Kaffee hatte ich heute schon jede Menge. Und
bei dieser Hitze ist Wasser einfach das Beste.«
    »Aber gerne,
Herr Raintaler. Für einen Journalisten, der freundlich über uns schreibt, haben
wir natürlich auch ein Glas Wasser.« Er lachte scheppernd.
    Herrschaftszeiten,
das ist vielleicht eine eingebildete Pfeife, Raintaler. Es stimmt also doch, was
alle immer sagen. Im kommerziellen Musikbusiness tummeln sich jede Menge Deppen.
Der hier ist auf jeden Fall ein ausgesuchtes Prachtexemplar.
    »Das ist
ja hier nicht wie bei armen Leuten«, fuhr Holzer immer noch grinsend fort. »Mit
Kohlensäure? Oder ohne? Kalt? Warm? Aus dem Vulkangestein? Französisch? Italienisch?
Aus Rosenheim? Oder unser berühmtes, gutes Münchner Leitungswasser? Ganz, wie Sie
wollen. Wasser und erfolgreiche Lieder haben wir in rauen Mengen.« Wieder schüttelte
er sich vor Lachen über den seiner Meinung nach offensichtlich grandios gelungenen
Gag.
    Max konnte
über Holzers lauwarme Sprüche nur müde grinsen. Holzer und Nagel, was für zwei ausgemacht
saublöde Namen. So hießen die doch bestimmt nicht in Wirklichkeit. Jetzt hatten
die Produzenten also auch schon Künstlernamen. Musste er das verstehen? Nein, musste
er nicht.
    »Ein Glas
umweltfreundliches Leitungswasser wäre optimal«, sagte er.
    »Mit Zitrone?
Eis?«
    »Nein, danke.
Nur ein einfaches Glas Wasser. Ohne alles, bitte.«
    War dieser
Holzer nicht ganz dicht? Was machte der denn für ein Aufhebens um ein albernes Glas
Wasser? Wahrscheinlich hatte er irgendwo gehört oder gelesen, dass das heute in
Geldkreisen so üblich war. Es sollte ja inzwischen Mineralwässer für mehr als 100
Euro die Flasche geben. Natürlich aus dem Land der Kobe-Rinder und der aufgehenden
Sonne. Ja, so ein Wahnsinn. Ging’s eigentlich noch?
    »Na gut,
Herr Raintaler. Kommt sofort.« Holzer orderte das banale Nass über die Gegensprechanlage
bei seiner Empfangsdame.
    Als die
schöne, aber unfreundliche Frau Meierling es kurz darauf in einem kleinen, goldverzierten
Weinglas hereinbrachte, hatte sie Holzers Partner Nagel im Schlepptau. Er war genauso
braungebrannt wie sein Kompagnon, schätzungsweise genauso alt, genauso pseudojugendlich
angezogen und hatte seine schüttere Haarpracht mit genau der gleichen, unnatürlich
wirkenden blauschwarzen Tönung gefärbt. Sie hätten glatt eineiige Zwillinge sein
können, nur dass er braune Augen hatte, keine blauen wie Holzer. Und er trug keine
Goldkette um den Hals. Dafür war seine edelsteinbestückte Platin-Rolex sicher um
einiges teurer, als das eher schlichte goldene Exemplar am Handgelenk seines Partners.
    »Ja, der
Herr Journalist, hallo«, begrüßte er Max leger. »Das freut uns aber, dass Sie ein
Interview über unsere Burgl und ihr neues tolles Lied machen wollen. Welche Zeitung
soll es denn drucken? Ich habe hier schon mal zwei Ehrenkarten für Sie. Die sind
für die nächste Fernsehaufzeichnung mit der Burgl. Bitte sehr.« Er reichte Max die
bunt bedruckten Kartons, als wären sie der heilige Gral höchstpersönlich.
    »Oh, ja.
Danke. Da schau ich bestimmt vorbei.« Max steckte sie schnell ein, obwohl er genau
wusste, dass er natürlich auf gar
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