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Isabellas Unterwerfung

Isabellas Unterwerfung

Titel: Isabellas Unterwerfung
Autoren: Kat Marcuse
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er wollte, sie gefiel sich.
    In ihrem Wohnzimmer griff sie nach dem Bild auf dem Sofatisch. „Na, Granny, sehe ich gut aus? Wünsch mir Glück!“ Lächelnd sah sie auf das Porträt der älteren, eleganten Dame und streichelte versonnen über den schwarzen Ebenholzrahmen. „Ich vermisse dich so sehr. Manchmal habe ich das Gefühl, ich schaffe das nicht. Am liebsten würde ich mich in ein tiefes, dunkles Loch verkriechen.“
    Kopf hoch, Kleines , hörte sie die Stimme ihrer Großmutter. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben. Du machst es dir viel zu schwer. Grüble nicht so viel, genieß lieber die Dinge, die dir das Leben beschert.
    „Wenn das doch nur so einfach wäre“, flüsterte Isabella.
    Es ist so einfach. Geh das Risiko ein, zu leben.
    Isabella lächelte. Ihre Großmutter hatte das Leben geliebt, in vollen Zügen. Wenn sie in der Presse verunglimpft wurde, hatte sie gelacht und gesagt: „Na, denen werde ich es zeigen.“
    „Wenn ich doch nur ein bisschen so wäre wie du“, seufzte Isabella und holte tief Luft. „Auf in den Kampf.“ Sie stellte das Bild an seinen Platz und machte sich auf den Weg in die Galerie.
    Schon auf dem Weg sahen ihr die Leute hinterher und Isabella fühlte sich unbehaglich.
    Als sie die Galerie betrat, schlug ihr ein Gewirr aus Stimmen und Geschirrgeklapper entgegen. Das Bedienungspersonal des Caterers wuselte von links nach rechts. Wie ein Dirigent stand Jesse in der Mitte und gab Anweisungen, die Cocktails dahin, die  Häppchen dorthin, bloß nicht den blauen Blumenschmuck in die rote Vase. „Das tut meinen Augen weh. Haben sie keinen Sinn für Ästhetik? Das geht so nicht.“ Isabella ging das Herz auf. Mit seiner Pedanterie trieb Jesse alle in den Wahnsinn, doch am Ende würde alles perfekt sein. Manchmal bedauerte sie, dass er schwul war.
    Plötzlich verstummten alle und fixierten sie. Jesse wirbelte herum und starrte mit offenem Mund in ihre Richtung. Isabella warf einen Blick hinter sich, konnte aber nichts entdecken, das die geweiteten Augen der Leute erklärt hätte.
    „Mein Gott, Bell. Du siehst fantastisch aus“, brach es aus Jesse hervor. „Komm schon, lass dich ansehen.“ Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Komm, komm, und dreh dich mal. Das Kleid ist der Wahnsinn. Auch wenn es von Jean-Luc ist, es ist großartig.“
    Aus einem Grund, den Isabella nicht verstand, mochten sich die beiden Männer nicht.
    Isabella konnte ein erleichtertes Lachen nicht unterdrücken. Eigentlich hatte Jesse immer etwas an ihrer Kleidung auszusetzen: zu langweilig, zu spießig oder nicht erotisch genug. Diesmal hatte sie wohl ins Schwarze oder besser gesagt ins Rote getroffen. Jesse ergriff ihre Hand und wirbelte Isabella um die eigene Achse, machte ein paar Tanzschritte zu einer imaginären Musik. Seine strahlenden Augen waren Balsam für ihre einsame Seele.
    Unvermittelt wurde sein Blick ernst. „Nein, nein, so geht das nicht.“ Er wedelte hinter ihrem Rücken mit den Armen. „Ich habe gesagt, dass ich den Champagner auf der anderen Seite will. Hört mir kein Mensch zu?“
    „Ach übrigens, Bell, Paul ist im Büro. Du solltest mal nach ihm sehen. Vor fünf Minuten wollte er noch alle Bilder von den Wänden reißen und verbrennen. Künstlerkrise!“ Damit war Jesse hinter einer Theke verschwunden.
    „Das hat mir noch gefehlt“, maulte Isabella im Stillen vor sich hin. „In einer Stunde kommen die Gäste und die Presse, und der Künstler will alles verbrennen.“  Mit strammen Schritten ging Isabella zum Büro. Für solcherlei Dinge hatte Isabella kein Verständnis. Mir geht es auch nicht gut, und doch funktioniere ich. Kann ich das nicht auch von anderen erwarten? Vor der Bürotür holte sie tief Luft und trat ein.
    Paul saß wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und hob den Kopf, als er hörte, wie die Tür aufging.  „Ich kann das nicht. Was, wenn keiner meine Bilder sehen will? Was, wenn keiner kommt?“ Dicke Tränen rollten über seine Wangen.
    Oh mein Gott! Ich hasse das. Erst machst du S/M Bilder und jetzt sitzt du heulend in der Ecke, du Weichei. Isabella versuchte, ihre Stimme sanft klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht. „Paul, deine Fotos sind toll. Ich mache keine Ausstellung, wenn ich nicht sicher bin, dass wir alle Bilder verkaufen. Wir verdienen heute Abend eine Menge Geld.“
    „Glaubst du das wirklich?“ Pauls Stimme war weinerlich, und Isabella verabscheute ihn dafür. Sie reichte ihm die Hand und half ihm beim Aufstehen. Er zitterte
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