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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Autoren: Mikka Bender
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ins Gelobte Land nach Kathmandu. An diesem Tag standen wir mit unseren Bordkarten – inzwischen hatten auch wir welche – an der Piste und lauschten wieder einmal. Und tatsächlich, es näherten sich vom Himmel her Geräusche. Sie stammten aber von keinem Flieger, es hörte sich nach Helikopter an. Zivile Helikopter gab es keine, also war die Armee im Anmarsch beziehungsweise im Anflug.
    300 Trekker, 200 Dorfleute, elf Stretchhosen (ich mitgezählt) und zwei Japaner sahen nun am oberen Auslauf der Piste zu, wie mit viel Krach und einer riesigen Staubwolke tatsächlich ein Hubschrauber landete. Als man wieder sehen konnte, zeigte sich ein gelackter Armeepilot in der Tür des Helis. 513 Augenpaare stierten ihn an, er nickte sehr höflich, dann übergab er einen DIN-A4-Zettel an meinen Freund vom Tower. Mingma schaute mich an, natürlich stand ich in der ersten Reihe – an jedem Flughafen der Welt eher uncool, hier überlebenswichtig. Ich schaute ihn an. Danach ging er den Berg hoch, ich ging den Berg hoch, er zeigte mir das Papier, ich las das Papier. Mingma ging zurück zum Piloten, ich zu meiner Gruppe.
    Nach kurzer Überlegung nahm ich spontan und ohne genaue Überlegung sieben Personen aus meiner Gruppe zur Seite: die Österreicher Hans und Anton, Ramona, die beiden Lehrer Wilhelm und Helmut und das Ehepaar Kawasaki. Schließlich machte ich eine Kopfbewegung Richtung Helikopter, und ohne jede weitere Absprache gingen die sieben zum Hubschrauber und stiegen wortlos ein. Als hätten wir die Übung monatelang geprobt. Sagenhaft. Was war es da von Vorteil, dass wir kein Gepäck hatten. Phänomenal war, dass diejenigen aus meiner Gruppe, die nicht zu den Auserwählten gehörten, gar nicht traurig waren, obwohl an diesem Tag kein weiterer Hubschrauber mehr ankam. Ganz im Gegenteil: Sie waren stolz und kampfeslustig. Das Abenteuer sollte für sie nicht schnell und schmerzlos zu Ende gehen. Die «Große Nepalrundreise für Liebhaber» hatten sie längst vergessen, sie waren auf Abenteuer programmiert.
    Am nächsten Morgen waren die Flugverhältnisse perfekt. Der Funkverkehr funktionierte, und der Tower meldete abnehmenden Nebel in Kathmandu.
    Und dann war sie zu hören: unsere Pilatus Porter! Ich scharte die Reste meiner Gruppe um mich und hielt eine heroische Ansprache: «Das ist unsere Chance. Wenn wir jetzt nicht mitkommen, stehen wir nächstes Jahr noch hier herum. Ist das klar?»
    Und es war klar! Iris, Ingrid, Norbert, Joachim, Hartmut und ich waren ein unschlagbares Team. Am Everest unbesiegt und in Lukla kurz vor dem ganz großen Wurf.
    Die Himalaya-Götter hatten ein Einsehen. Der Pilot wusste ganz offensichtlich, dass wir in Lukla auf ihn warteten. Er landete seine Maschine, rollte fast vor unsere Füße, und blitzschnell stiegen wir ein. Die riesige Schar an wartenden Trekkern haben wir keines Blickes mehr gewürdigt. Um vier Uhr waren wir zurück in der Hauptstadt. Es war der 7. Januar, und wir waren sechzehn Tage und drei Stunden im Reich der Yetis gewesen. Wir waren mit dem Leben davongekommen, nicht einmal wir Männer waren vergewaltigt worden. Es gab ein feucht-fröhliches Kukri-Rum-Wiedersehen mit der Vorgruppe und natürlich auch mit dem Ehepaar Kawasaki. Der Reiseveranstalter hat nie erfahren, dass auf dieser Rundreise eigentlich nichts geklappt hatte. Ich hatte so ganz en passant ein neues Nepal-für-Liebhaber-Reiseprogramm aufgelegt, extrem exklusiv und einmalig – aber nur für «ganz harte Stretchhosen».

    Reisetipps
    Das ultimative und unbedingt zielführende Verhalten an großen Flughäfen, an kleinen Flughäfen und an ganz kleinen Flughäfen
    Zuerst zu den großen Flughäfen. Dies sind Flughäfen mit sehr regem Flugverkehr und einer Infrastruktur, wie wir sie aus Städten kennen. Solche Flughäfen sind unübersichtlich, laut, hartherzig und gnadenlos. Und der Fluggast ist kein Gast, sondern im besten Fall ein Stück Vieh, im schlechtesten Fall ein potenzieller Terrorist. Entsprechend wichtig ist es, sich vor der Fahrt zum Flughafen passend vorzubereiten und zu wappnen.
    Das fängt bei der richtigen Kleidung an: Weniger ist besonders bei Frauen mehr. Denn ausziehen müssen Sie sich so oder so. Schuhe mit Absätzen sind ein absolutes No go, weil sich in Absätzen gern mal ein Sprengstoff- oder Drogendepot befindet. Geeignet sind Badelatschen, auch für Männer. Als Beinkleid für beide Geschlechter empfehle ich lange Hosen mit Druckknöpfen oder Reißverschlüssen an den Außenseiten.
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