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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Autoren: Mikka Bender
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terroristischer Angriff ausgelegt werden. Und das hätte im schlimmsten Fall Ihre sofortige Sprengung zur Folge. Ist dieser Akt überstanden, sammeln Sie Ihre Habseligkeiten zügig zusammen. Eindruck macht, wenn Sie Ihren leeren Wäschekorb fein säuberlich in den Stapel stellen, das entlastet das Fachpersonal.
    Suchen Sie jetzt umgehend Ihr Gate auf. Wird dort Ihr Flug aufgerufen, stellen Sie sich wieder in die Reihe, bis Ihnen die Bordkarten-Abreißerin einen guten Flug wünscht. Sagen Sie dann aber bitte nicht «Gleichfalls». Das könnte zynisch wirken. Das Bodenpersonal bleibt immer am Boden.
    Kleine Flughäfen sind Flughäfen mit unregelmäßigem Flugverkehr, aber immerhin weisen sie noch eine geteerte Piste und einen Tower auf, der zumindest deutsche Hochsitzausmaße haben sollte. Ein kleiner Flughafen besitzt gewöhnlich die Infrastruktur eines deutschen Waldrandgebiets. Ein gutes Beispiel ist der Flughafen von Katima Mulilo im äußersten Nordosten Namibias, von hier aus gelangt man leicht zum Sambesi-Fluss und zu den Victoriafällen. Sollten Sie auf diesem Flughafen alles im Griff haben, sind Sie für jeden kleinen Flughafen auf der Welt bestens gewappnet. Hier müssen Sie nicht unterwürfig durch die Gänge kriechen, hier müssen Sie lauthals auf sich aufmerksam machen. Der Grund: Das Fachpersonal an kleinen Flughäfen, insbesondere in wärmeren Regionen, arbeitet nur bei Bedarf. Ansonsten wird gedöst oder geschlafen. Das gilt für das gesamte Personal, wobei mitunter die Check-in-Fachkraft in Personalunion auch Zoll-, Pass- und Towerfachkraft ist.
    Realisiert das Flughafenpersonal, dass ein Fluggast anwesend ist, um eine Reise anzutreten, sorgt dies häufig für schlechte Laune, da Ruhe und Routine unnötig gestört werden. Sie müssen also an kleinen Flughäfen das Personal aufbauen, persönlich ansprechen, eventuell auch ein Gastgeschenk überreichen. Eine Flasche Whisky wirkt an kleinen Flughäfen oft Wunder. Das Personal macht Luftsprünge vor Freude, behandelt Sie zuvorkommend, nimmt Ihnen bei der Passkontrolle nicht den Kugelschreiber und bei der Zollkontrolle nicht den Elektrorasierer oder Haarfön weg. Es will Sie nämlich schnell loswerden, um sich in Ruhe dem Whisky und dem anschließenden Schläfchen zu widmen. Und Sie selbst können entspannt im Warteraum Platz nehmen.
    Auf kleinen Flughäfen stehen selten Maschinen einfach herum, fast immer wird auf ihnen nur zwischengelandet. Das Auftauchen eines Piloten bedeutet also, dass ein Flieger in der Nähe ist. Geben Sie dem Piloten ein Zeichen, dass Sie mitwollen. Tragen Sie Ihren Koffer oder Ihre Tasche selbst zum Flugzeug, wecken Sie dafür nicht den Gepäckmann. Danach steigen Sie ein, und setzen Sie sich ans Fenster. Kleine Maschinen – und nur die landen auf kleinen Flughäfen – fliegen niedrig, es gibt viel zu sehen. Schauen Sie also nach draußen und nicht nach vorne. Denn was der Pilot mit der Stewardess im Cockpit macht, hat Sie nicht zu interessieren.
    Ganz kleine Flughäfen verzeichnen sehr selten Flugbewegungen. Sie verfügen lediglich über eine Gras- oder Schotterpiste, besitzen keinen Tower, haben auch kein festangestelltes Personal, aber in der Regel einen kleinen Wind-, Sonnen- und Regenschutz in Form einer Wellblechhütte. Diese ganz kleinen Flughäfen werden auch «Airstrips» oder «STOLports» genannt, die Abkürzung für «Short Take-off and Landing Ports». Damit sind Flughäfen mit extrem kurzer Start- und Landebahn gemeint; 300 Meter reichen manchmal, manchmal auch nicht. Ihre Infrastruktur ähnelt der einer Wiesen- und Weidelandschaft in den Karpaten. Diese ganz kleinen Flughäfen sind aber in vielen Ländern der Erde fürs Überleben entscheidend. Postflieger landen hier mit Briefen und Paketen, Rettungsflieger transportieren Kranke in die nächste Klinik, Privatflieger bringen und holen Prominente, die sich vor der Allgemeinheit verstecken wollen oder müssen, und Charterflieger Gäste, damit sie auch das Ende der Welt erkunden können.
    Auf solchen Flugplätzen gibt es keine festen Regeln, nur eine einzige: Der Pilot ist der König. Wenn Sie also an einem solchen Airstrip auf Ihren Flieger warten müssen, sollten Sie niemals den Fahrer, der Sie zum Flughafen gebracht hat, wegschicken. Möglicherweise brauchen Sie ihn noch. Es könnte sein, dass sich kein Pilot blicken lässt. Schauen Sie sich als Nächstes den Airstrip an. Einheimische nutzen die Fläche gern für vielerlei Tätigkeiten. Siesta halten, Wäsche
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