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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
Autoren: Mikka Bender
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Wenn Sie darunter keine Unterwäsche tragen, können Sie Ihren Intimschmuck anbehalten. Er ist dann sehr gut zu tasten und in Augenschein zu nehmen. Oben herum gilt für Frauen: im Sommer freizügig, im Winter auch, Männer können zu jeder Zeit enganliegende Muscle-Shirts tragen. Unbedingt verzichten sollten Sie auf: Gürtel, Uhren, Zungen-Piercings, Nasenringe, Halsketten und Unter- wie Oberarmschmuck. Bis Sie dies alles hinter der Sicherheitsschleuse wieder an Ihrem Körper platziert haben, kann Ihr Flieger weg sein.
    Nun zum Gepäck: Nehmen Sie möglichst kein Handgepäck mit. Es könnte zu groß sein, aus dem Gepäckfach fallen und andere verletzen. Es könnte kurzzeitig – während Sie die Toilette aufsuchen – unbeaufsichtigt stehenbleiben und von einem Sicherheitskommando gesprengt werden. Die meisten Utensilien, die Sie gern im Handgepäck mit sich führen, würden Ihnen sowieso bei der Gepäckkontrolle abgenommen. Nehmen Sie lediglich Ihren Pass und Ihr Ticket – falls vorhanden – in die rechte Hand.
    So vorbereitet können Sie sich sorglos in eine der Schlangen vor den Check-in-Schaltern stellen. Mit einer Einschränkung: Wenn Sie in die USA oder nach Israel fliegen möchten, werden Sie schon zuvor kontrolliert. Wenn man Sie dort fragt, wer Ihren Koffer gepackt hat, dann antworten Sie: «Ich habe ihn allein in einem schalldichten und fensterlosen Raum gepackt, zu dem niemand außer mir Zutritt hatte, auch nicht meine Mutter.» Sagen Sie niemals: «Mein Onkel aus Karachi oder aus Bagdad hat den Koffer gepackt.»
    Wenn Ihnen danach ein Check-in-Schalter zugewiesen wird, schlafen Sie nicht, sondern treten Sie zügig vor. Sonst machen Sie einen unprofessionellen Eindruck, das kann sich negativ auf Ihre Sitzplatzzuteilung auswirken. Zauderer und Schläfer bekommen Mittelplätze. Legen Sie sofort Ticket – falls vorhanden – und Pass unaufgefordert auf den Tresen, und sagen Sie: «Ein Gepäckstück, kein Handgepäck!» Das macht einen guten Eindruck. Werden Sie dazu aufgefordert, stellen Sie unverzüglich Ihren Koffer aufs Gepäckband, und hoffen Sie, dass er nicht mehr als 20 Kilo wiegt. Wenn dies doch der Fall ist, nehmen Sie die oberste Lage Kleidung aus Ihrem Gepäckstück heraus, und reichen Sie diese mit der Bitte um Entsorgung in den nächsten Mülleimer nach hinten durch. Verlassen Sie auf keinen Fall Ihre Position am Schalter. Wenn Ihnen die Bordkarte überreicht wird und man Ihnen mitteilt, wann Sie an welchem Gate zu sein haben, treten Sie seitlich ab, und machen Sie einen großen Bogen um den Mülleimer, in dem mittlerweile Ihre Sachen liegen. Denn dieser wird in Kürze gesprengt werden. Gehen Sie nun zügig zur Passkontrolle vor.
    Wenn der Weg dorthin einem Labyrinth ähnelt, wenn also Gitter und Plastikbänder einen wirren Gang vorschreiben, achten Sie genau darauf, dem markierten Weg zu folgen. Sollten auf dem Boden gelbe Linien aufgemalt oder aufgeklebt sein, bleiben Sie dort generell stehen. Überschreiten Sie diese niemals unaufgefordert, das kann in Amerika lebensgefährlich werden.
    Übergeben Sie dem Passbeamten Ihren Ausweis, und schauen Sie leicht devot in seine Richtung, ohne ihm in die Augen zu sehen. Direkter Blickkontakt kann Sie zu selbstbewusst oder sogar aggressiv erscheinen lassen. Werden Sie nach Ihrem Beruf gefragt, antworten Sie mit: «I am teacher.» Selbst wenn gerade keine Ferien sind, macht das nichts. Lehrer reisen immer, und Lehrer sind nie gleichzeitig auch Terroristen. Selbst wenn Sie Metzger, Ingenieur, Telekom-Mitarbeiter oder Journalist sind, sagen Sie immer: «Ich bin Lehrer.»
    Bei der anschließenden Sicherheitskontrolle sind die Regeln mittlerweile sehr klar. Ziehen Sie sich aus, bis Sie den «Stopp!»-Ruf hören. Legen Sie Ihre wenigen Sachen (einschließlich der Badelatschen) in den bereitstehenden Wäschekorb. Nun warten Sie auf das Kopfnicken der Fachkraft hinter der Sicherheitsschleuse, danach gehen Sie zügig hindurch. Sollte es piepen – aufgrund von Intimschmuck, Schrauben in künstlichen Gelenken, Herzschrittmacher etc. –, gehen Sie sofort auf die Fachkraft zu, und lassen Sie sich anfassen. Bei dieser Prozedur gibt es keine klaren Verhaltensregeln, die zielführend sind. Nur eines ist wichtig: Wenn Sie aufgefordert werden, einen Fuß zu heben – auch wenn er nackt ist –, fallen Sie nicht um. Sollte dies dennoch passieren, nehmen Sie sofort die Hände über den Kopf, ansonsten könnte – besonders in Amerika – Ihr Umfallen als
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