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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn
Autoren: Dean R. Koontz
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schirmte das wenige Licht ab, das vom Flur hereinfiel.
    Zufallende Türen, das hohle Dröhnen zufallender Türen, die keine Türen waren, sondern sein Herz.
    Er tastete sich zum Bett vor. Hätte schon da sein sollen. Ging noch zwei Schritte weiter. Da war kein Bett.
    Blind drehte er sich im Kreis und griff mit den Händen in die Luft. Alles, was er fand, war der Barhocker.
    Barbaras Bett hatte Räder. Jemand hatte sie hinausgerollt.
    Im Flur spähte er nach links, nach rechts. Einige der nicht bettlägerigen Patienten waren aus ihren Zimmern gekommen. Eine Krankenschwester nahm sie unter ihre Fittiche, um sie geordnet hinauszuführen.
    Durch den Tanz aus Licht und Schatten hindurch sah Billy am anderen Ende des Flurs einen Mann, der ein Bett vor sich her schob. Rasch bewegte er sich auf den blinkenden roten Schrif t zug AUSGANG zu.
    Billy rannte los, zwischen Patienten, Schwestern und Phant o men aus Schatten hindurch.
    Krachend öffnete sich die Tür am Ende des Flurs, als der Mann das Bett hindurchschob.
    Eine Schwester packte Billy am Arm und hielt ihn fest. Er versuchte, sich loszureißen, doch sie ließ nicht locker.
    »Helfen Sie mir, die Bettlägerigen hier herauszuschieben!«, sagte sie.
    »Es brennt doch gar nicht.«
    »Irgendwo muss es aber brennen. Wir müssen die Patienten evakuieren.«
    »Meine Frau«, stammelte Billy, obwohl er und Barbara nicht verheiratet waren, »meine Frau braucht Hilfe.«
    Er stürmte los, hätte die Krankenschwester dabei fast zu Boden gerissen, und rannte auf das blinkende rote Schild zu.
    Hinter der Tür erwartete ihn die Nacht. Er sah Müllcontainer und mehrere Personenwagen. Der Personalparkplatz.
    Der Mann mit dem Bett war verschwunden.
    Da! Links von ihm stand wartend ein Krankenwagen, etwa dreißig Meter weit entfernt. Der Motor lief, die breiten Heckt ü ren standen offen. Der Kerl mit dem Bett war schon fast dort.
    Billy zog die Pistole, wagte jedoch nicht, sie zu benutzen. Über den Asphalt laufend, steckte er sie wieder ins Halfter und griff in die Jacke, um den Taser hervorzuholen.
    Im letzten Augenblick hörte der Mann Billy kommen und drehte sich um. Es war Zillis, der eine Pistole in der Hand hielt. Noch in der Drehung drückte er zweimal ab.
    Billy hatte sich rechtzeitig geduckt. Die Kugeln pfiffen über seinen Kopf hinweg.
    Er presste Zillis das vordere Ende des Tasers in den Bauch und drückte ab. Dass das Gerät durch dünne Kleidung hindurch funktionierte, wusste er, aber er hatte nicht nachgeprüft, ob die Akkus geladen waren. Sie waren.
    Zillis zuckte zusammen, als der elektrische Schock durch die Verdrahtungen seines Nervensystems raste. Er ließ seine Waffe nicht einfach fallen, sondern schleuderte sie regelrecht von sich. Seine Knie knickten ein. Im Fallen schlug sein Kopf auf der Stoßstange des Krankenwagens auf.
    Billy trat auf ihn ein. Er versuchte, dabei den Kopf zu treffen. Noch ein Tritt.
    Die Feuerwehr war im Anmarsch. Und die Polizei. Früher oder später würde auch Sheriff John Palmer eintreffen.
    Billy hielt die Hand vor Barbaras Gesicht. Ihr Atem strich sanft über seine Haut. Offenbar war ihr nichts geschehen. Als er ihre Lider berührte, spürte er, wie sich die Augen darunter bewegten. Sie träumte Dickens.
    Er warf einen Blick zurück zur Tür. Bisher war noch niemand durch diesen Ausgang geflohen.
    Zuerst einmal schob er Barbaras Bett beiseite.
    Auf dem Boden lag zuckend Zillis und gab unverständliche Laute von sich, als wollte er einen epileptischen Anfall vortä u schen.
    Billy jagte ihm noch einen Stromstoß in den Leib, bevor er den Taser wieder einsteckte.
    Er packte den Schwachkopf an Gürtel und Hemdkragen und richtete sich auf. Obwohl er eigentlich nicht glaubte, genügend Kraft zu haben, um Zillis hochzuheben und in den Krankenw a gen zu hieven, spülte die Panik so viel Adrenalin in seine Adern, dass es ihm gelang.
    Der Hinterkopf und der rechte Handrücken von Zillis klopften rhythmisch auf den Boden des Krankenwagens.
    Billy schlug die Türen zu, griff nach dem Rahmen von Barb a ras Bett und schob es auf das Gebäude zu.
    Als er nur noch drei Meter von der Tür entfernt war, ging sie auf. Ein Pfleger erschien, der einen auf seinen Gehwagen gestützten Patienten herausführte.
    »Das ist meine Frau«, sagte Billy. »Ich hab sie rausgeholt. Kümmern Sie sich um sie, während ich drinnen anderen Leuten helfe?«
    »Verlassen Sie sich auf mich«, sagte der Pfleger. »Ich schiebe sie besser noch ein Stück weg, falls es
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