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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn
Autoren: Dean R. Koontz
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war Billy noch nicht auf den Zusamme n hang zwischen den Begriffen Darbietung und Performance gestoßen, durch den er auf die Identität von Valis gekommen war. Da es offenbar nicht die Aufgabe von Zillis gewesen war, diese Erkenntnis zu fördern, hatte er mit großem Erfolg einen harmlosen, ungerecht behandelten Perversling gespielt.
    »Dieses Arschloch verdient einen Oscar«, sagte Billy.
    »Kaum zu glauben, wie beschissen ich mich gefühlt hab, weil ich so mit ihm umgesprungen bin!«
    »Deputy?«
    »Der berühmte und geachtete Valis hat für Steve Zillis g e bürgt, nicht wahr? Er hat gesagt, der hätte ihn an dem Tag, an dem Judith Kesselman verschwunden ist, bei einem Projekt oder so was unterstützt, ja?«
    »Das stimmt. Aber darauf konnte man ja nur kommen, we …«
    »Schalten Sie später mal die Nachrichten ein, Detective O z gard. Als Judi Kesselman verschwunden ist, waren Zillis und Valis Komplizen. Sie haben sich gegenseitig gedeckt. Ich muss jetzt los.«
    Billy dachte gerade noch daran, die Aus -Taste zu drücken, bevor er Lannys Telefon fallen ließ.
    Er hatte noch Lannys Pistole und den Taser zur Verfügung. Rasch befestigte er Lannys Halfter an seinem Gürtel.
    Aus dem Kleiderschrank im Schlafzimmer zerrte er eine Sportjacke und schlüpfte hinein, um die Pistole zu verbergen.
    Den Elektroschocker brachte er in einer Innentasche unter.
    Was hatte Zillis am Nachmittag hier nur getan? Zu diesem Zeitpunkt musste er bereits gewusst haben, dass sein Mentor aufgeflogen war, weil man die Sammlung aus Händen und Gesichtern entdeckt hatte. Womöglich hatte er sogar vermutet, dass Valis tot war.
    Billy erinnerte sich an die Lampe, die im Arbeitszimmer gebrannt hatte. Er eilte hinein, trat diesmal hinter den Schrei b tisch und stellte fest, dass der Computer sich im Energiesparmodus befand. Er selbst hatte das Gerät nicht angelassen.
    Als er die Maus bewegte, erschien ein Dokument auf dem Bildschirm.
    Kann Folter jemanden aus dem Koma wecken?
    Ihr Blut, ihre Verstümmelung wird deine dritte Wunde sein.

    Billy rannte durchs Haus. Er sprang die Verandatreppe hinu n ter, stolperte, als er auf dem Gras aufkam, und rannte weiter.
    Die Nacht war hereingebrochen. Eine Eule schrie. Flatternde Flügel vor den Sternen.
     

76

    Um kurz nach neun Uhr abends stand auf dem Gästepar k platz des Pflegeheims nur ein einziger Wagen. Die Besuchszeit endete um neun.
    Man hatte den Haupteingang noch nicht geschlossen. Billy stürmte hinein und marschierte zur zentralen Schwesternstation.
    Hinter der Theke standen zwei Schwestern, die er beide kan n te. »Ich habe vereinbart, über Nacht …«
    Die Deckenlampen gingen aus, die Beleuchtung des Parkpla t zes ebenso. Im Flur war es nun fast so schwarz wie in einem erloschenen Vulkanschlot.
    Billy überließ die Schwestern ihrer Verwirrung und ging durch den Hauptflur auf den Westflügel zu.
    Zuerst hastete er dahin, doch schon nach zehn oder zwölf Schritten kollidierte er mit etwas. Als er es betastete, merkte er, dass es ein Rollstuhl war.
    Im Stuhl saß eine offensichtlich alte Frau. »Was ist passiert, was wollen Sie von mir?«, fragte sie mit zittriger Stimme.
    »Keine Angst, es wird gleich wieder hell«, sagte er beruhigend und ging um sie herum.
    Nun bewegte er sich allerdings nicht mehr so schnell wie vorher und hatte die Arme ausgestreckt wie ein Blinder, der nach Hindernissen tastet.
    Die Notbeleuchtung an der Wand flackerte auf und ging gleich wieder aus. Das wiederholte sich noch einmal.
    Eine sonore Männerstimme verkündete in ruhigem Ton:
    »Bitte bleiben Sie in Ihrem Zimmer. Wir werden zu Ihnen kommen. Bitte bleiben Sie in Ihrem Zimmer.«
    Erneut versuchten die Lämpchen an der Wand zu funktioni e ren, taten dies jedoch nur schwach und unregelmäßig.
    Das flackernde Licht und die zuckenden Schatten wirkten desorientierend, doch Billy sah immerhin genug, um den im Flur stehenden Menschen auszuweichen. Eine Schwester, ein Pfleger, ein alter, verwirrt aussehender Mann im Schlafanzug …
    Ein elektronisches Heulen erscholl. Der Feueralarm. Eine Tonbandstimme gab Anweisungen, wie das Gebäude zu evakuieren war.
    Eine Frau mit Gehwagen hielt Billy auf, als er an ihr vorbei wollte. Bittend zupfte sie ihn am Ärmel.
    »Die haben alles unter Kontrolle«, versicherte er ihr und ließ sie stehen.
    An der Ecke bog er in den Westflügel ein. Gleich da drüben, rechts. Die Tür stand offen.
    Im Zimmer war es dunkel. Offenbar gab es hier keine Notb e leuchtung. Billys Körper
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