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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn
Autoren: Dean R. Koontz
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selbst zum Trottel zu machen, indem er den Vorhang aufriss. Er beendete seine Dusche, ohne erstochen zu werden.
    Wie viel Zeit wohl vergehen würde, bis er derartige Zustände überwunden hatte? Wahrscheinlich brauchte er dazu den Rest seines Lebens.
    Nachdem er sich abgerubbelt und frische Sachen angezogen hatte, erneuerte er den Verband der Hakenwunden an seiner Stirn.
    Dann ging er in die Küche, öffnete eine Flasche dänisches Bier und spülte damit zwei Tabletten eines starken entzündung s hemmenden Medikaments hinunter, das er vorrätig hatte. Der Zustand seiner linken Hand machte ihm ein wenig Sorgen.
    Mit dem Bier und seiner Erste-Hilfe-Garnitur setzte er sich an den Tisch und versuchte, etwas Jod in die Nagelwunde zu bekommen. Anschließend pinselte er wieder Flüssigpflaster auf.
    Hinter den Fenstern die Dämmerung …
    Er hatte vor, zum Pflegeheim zu fahren und dort einige Stu n den zu verbringen. Offiziell hatte er zwar vereinbart, die ganze Nacht dort zu bleiben, um zu beten, aber so lange würde er wahrscheinlich nicht durchhalten. Da Valis tot war, hatte die Mitternacht keine Bedeutung mehr.
    Als Billy die Nagelwunde verarztet hatte und nur noch am Tisch saß, um das Bier auszutrinken, fiel sein Blick auf die Mikrowelle. Die Videokamera!
    Die ganze Zeit über hatte er sich selbst aufgenommen, wie er am Tisch saß. Das war jedoch nicht alles. Gespeichert war sicher auch, wie er die Hände aus dem Gefrierfach geholt hatte. Na gut, wahrscheinlich hatte die Kamera dieses gruselige Geschäft nicht deutlich genug eingefangen, als dass ihm die Aufnahme zum Verhängnis werden konnte.
    Dennoch …
    Er holte die Trittleiter aus der Speisekammer, stellte sich darauf und öffnete das Schränkchen über der Mikrowelle.
    Im Rücklauf studierte er auf dem kleinen Bildschirm, wie er rückwärts in der Küche herumging. Aus dieser Perspektive waren die abgetrennten Hände tatsächlich nicht zu sehen.
    Plötzlich fragte er sich, ob Valis wohl noch einmal im Haus gewesen war, bevor Billy ihn am frühen Morgen in seinem Wohnmobil aufgesucht hatte. Als er sich kurz nach sechs in die Küche treten sah, stoppte er die Aufnahme deshalb nicht, sondern ließ sie weiter zurücklaufen.
    Bis zum gestrigen Tag musste er gar nicht warten. Nicht gestern, sondern heute um exakt sieben Minuten nach drei Uhr morgens, als Billy im Haus von Lanny Olsen schlafend auf dem Boden gelegen hatte, kam ein Mann rückwärts aus dem Woh n zimmer und ging durch die Küche aus dem Haus.
    Um Valis konnte es sich bei dem Eindringling natürlich nicht handeln, denn der war zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen.
     

75

    An die Nummer konnte Billy sich nicht mehr erinnern. Mit Lannys Handy rief er noch einmal die Auskunft in Denver an, wo man ihn gleich mit dem Anschluss von Detective Ramsey Ozgard verband.
    Während weit weg im Schatten der Rocky Mountains das Telefon läutete, schritt Billy unruhig durchs Zimmer.
    Vielleicht war Valis deshalb so sicher gewesen, Billy bekehrt zu haben, weil ihm das schon bei jemand anderem gelungen war. Selbst wenn tatsächlich keines der sechzehn Mitglieder seines Teams zu seinen Jüngern zählte, hieß das noch lange nicht, dass er ein einsamer Jäger war.
    Beim fünften Läuten hob Ramsey Ozgard ab, woraufhin Billy sich wieder als Lanny Olsen ausgab. »Ich höre Blut in Ihrer Stimme, Deputy«, sagte Ozgard. »Haben Sie ihn etwa e r wischt?«
    »Nein, aber das wird wahrscheinlich nicht mehr lange da u ern«, sagte Billy. »Vorläufig habe ich aber noch eine dringende Frage. In dem Jahr, in dem Judith Kesselman verschwunden ist, gab es da einen Professor namens Valis an Ihrer Universität?«
    »Professor war der nicht«, sagte Ozgard. »Er war sechs Mon a te als künstlerischer Gast dort. Zum Abschluss hat er so eine komische Performance gemacht, bei der er zwei Gebäude auf dem Campus mit ellenlangen Bahnen blauer Seide eingewickelt und mi …«
    Billy unterbrach ihn. »Steve Zillis hatte ein perfektes Alibi.«
    »Das war absolut wasserdicht«, versicherte ihm Ozgard.
    »Wenn Sie zehn Minuten Zeit haben, gehe ich es gern mit Ihnen durch.«
    »Nicht nötig. Aber sagen Sie – wissen Sie noch, was das Hauptfach von Zillis war?«
    »Der hat Kunst studiert.«
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«
    Kein Wunder, dass Zillis sich geweigert hatte, über die Scha u fensterpuppen zu sprechen. Sie verkörperten nicht nur die kranken Träume eines wahnsinnigen Mörders, sie waren seine Form von Kunst.
    Zu diesem Zeitpunkt
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